Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) - Pressemitteilung vom 16. Mai 2019
Gesellschaft für Informatik fordert die Einschränkung von Deep Packet Inspection
Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) spricht sich in einem offenen Brief an die Europäische Kommission, den Europäischen Datenschutzausschuss (EDSA) und das Gremium Europäischer Regulierungsstellen für elektronische Kommunikation (GEREK) gegen die Aufweichung des Deep Packet Inspection Verbots aus.
Berlin, 16.05.2019 - Deep Packet Inspection (DPI) bezeichnet
Verfahren in der Netzwerktechnik, die es erlauben, Datenpakete im Internet
auf ihren Inhalt zu überprüfen. Der Grundsatz, dass alle Daten im Internet
gleich transportiert werden, kann dadurch leicht umgangen werden.
Internetanbieter bekommen mit DPI die Möglichkeit, Datenübertragungen
aufgrund des Inhalts einzuschränken oder zu begünstigen. Diese Praxis wird
aus unterschiedlichen geschäftlichen und politischen Beweggründen vermehrt
eingesetzt. Es kann sich um das Erkennen von Viren und Spam handeln, um die
Regulierung von Netzlast, aber ebenso auch um Zensur. DPI bedroht dadurch
potenziell die Netzneutralität. Dies wurde auch bei den europäischen
Institutionen registriert. In den Richtlinien der GEREK zum sogenannten
Telekom-Paket (Richtlinienpaket zur Novellierung des Regulierungsrahmens
für Telekommunikationsnetze) wurde festgehalten, dass die entsprechenden
Verfahren keine "begründete Form des Datenmanagements" sind.
Professor Dr. Hannes Federrath, Präsident der GI, betont: "Besonders problematisch wird Deep Packet Inspection, wenn durch die Analyse von Inhalten und besuchten Domains Rückschlüsse auf private Informationen gezogen werden. Über die Auswertung des Surfverhaltens können Aussagen über politische und religiösen Überzeugungen oder den persönlichen Gesundheitszustand von Nutzerinnen und Nutzern gewonnen werden. Als Gesellschaft für Informatik setzen wir uns für Datenschutz und Datensicherheit ein und fordern eine Abkehr von dieser Praxis."
Deshalb fordern die GI, European Digital Rights (EDRi) und andere namhafte Unterzeichnerinnen und Unterzeichner - darunter auch Professor Dr. Kai Rannenberg, Präsidiumsmitglied der GI und Vorstand des Council of European Professional Informatics Societies - die Europäischen Institutionen in einem offenen Brief auf, den Einsatz von DPI für Internetanbieter künftig stärker einzuschränken.
Der offene Brief kann heruntergeladen werden unter:
https://edri.org/ngos-and-academics-warn-against-deep-packet-inspection/
Über die Gesellschaft für Informatik e.V.
Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) ist mit rund 20.000 persönlichen
und 250 korporativen Mitgliedern die größte und wichtigste Fachgesellschaft
für Informatik im deutschsprachigen Raum. 2019 feiert die GI ihr
50-jähriges Gründungsjubiläum. Seit 1969 vertritt sie die Interessen der
Informatikerinnen und Informatiker in Wissenschaft, Wirtschaft,
öffentlicher Verwaltung, Gesellschaft und Politik. Mit 14 Fachbereichen,
über 30 aktiven Regionalgruppen und unzähligen Fachgruppen ist die GI
Plattform und Sprachrohr für alle Disziplinen in der Informatik.
Weitere Informationen finden Sie unter www.gi.de.
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Quelle:
Gesellschaft für Informatik e.V. (GI)
Geschäftsstelle Berlin im Spreepalais am Dom
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Tel.: +49 30 7261 566-15, Fax: +49 30 7261 566-19
E-Mail: berlin@gi.de
Internet: www.gi.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Mai 2019
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