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MELDUNG/385: Leben zwischen zwei Großreichen (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 15.04.2019

Leben zwischen zwei Großreichen

Altertumswissenschaftler der Universität Jena erkunden den Grenzraum zwischen Rom und Iran in einem Forschungsvorhaben mit DFG-Förderung


Das Römische Reich hatte relativ flexible Grenzen, da die Römer stets auf Expansion aus waren. Traf das Imperium dabei auf ein anderes Großreich, gab es meist einen spannungsvollen Wechsel von Vorrücken und Zurückweichen in einer Pufferzone. Einen solchen Grenzraum wollen Altertumswissenschaftler der Universität Jena nun näher untersuchen. Ihr Forschungsprojekt "Imperia sine fine? Der römisch-parthische Grenzraum als Konflikt- und Kontaktzone vom späten 1. bis zum frühen 3. Jh. n. Chr." wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit gut 310.000 Euro gefördert.

"Die Grenze zwischen dem Römischen Reich und dem Reich der Parther - im heutigen Irak und Iran - war keine starre Demarkationslinie", sagt Dr. Frank Schleicher. Eher sei es ein Raum gewesen, in dem sich die Kulturen gegenseitig beeinflussten. Kriegerische Auseinandersetzungen und Perioden relativer Ruhe lösten einander ab.

Gemeinsam mit Prof. Dr. Timo Stickler bearbeitet Schleicher das neue Projekt, das an ein Thema anschließt, das die Althistoriker zuvor untersucht hatten: "Iberien in der Spätantike".

In den Fokus der Forscher rückt die Ostgrenze Roms, das einstige Grenzgebiet zwischen Rom und Iran reicht vom armenischen Hochland bis hin zum Roten Meer. "Heute gehören insbesondere Syrien dazu, Jordanien und Teile der Türkei", sagt Frank Schleicher.

Frank Schleicher erläutert, welche Quellen in den Blick der Forscher rücken: "Wir untersuchen die griechisch-lateinische Überlieferung, die orientalischen literarischen Traditionen aus dem syrisch-mesopotamischen Grenzraum und dem Iran." Hinzu kommen noch archäologische Zeugnisse zu den militärischen Anlagen und den nahöstlichen Kulturzentren im Grenzraum.

Zeitlich werde die Periode von der Regierungszeit Vespasians beziehungsweise seines Gegenspielers Vologeses I. um das Jahr 70 n. Chr. bis zum Untergang der Arsakidenmonarchie um das Jahr 230 n. Chr. reichen. In diesem zeitlichen Rahmen soll untersucht werden, welche Verschiebungen die Kräfte des Zentrums und der Peripherie zu beiden Seiten der Grenze bewirkten. Das verspricht ein tieferes Verständnis sowohl der Lokalgeschichte als auch der großen historischen Entwicklungen.


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, 15.04.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2019

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