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BUCHTIP/302: Recht im Mittelalter (idw)


Universität Augsburg - 30.07.2010

Recht im Mittelalter

Ein neues Studienbuch des Augsburger Rechtshistorikers Peter Kreutz zu den Grundzügen der Älteren europäischen Rechtsgeschichte unternimmt den Versuch einer gemeineuropäischen Perspektive.


Augsburg/PK/KPP - Soeben im LIT-Verlag erschienen ist der Titel "Recht im Mittelalter. Grundzüge der Älteren europäischen Rechtsgeschichte - Ein Studienbuch" von Dr. Peter Kreutz. Der Augsburger Rechtshistoriker bietet in diesem Band einen kompakten Überblick über die wesentlichen Linien der Rechtsentwicklung in Kontinentaleuropa zwischen etwa dem Jahr 300 und der Wende zur Frühen Neuzeit um 1500. Anders als bislang üblich wählt Kreutz nicht einen nationalen oder regionalen Ansatz, sondern unternimmt den Versuch einer gemeineuropäischen Perspektive.

Die Rechtsgeschichte des Mittelalters wird gerade im deutschsprachigen Raum traditionell aus nationaler Sicht betrachtet, als "Deutsche Rechtsgeschichte" dargestellt und beschrieben. Hintergrund dieses Ansatzes ist die aus dem frühen 19. Jahrhundert übliche Unterteilung der Rechtsgeschichte als wissenschaftliche Disziplin in einen romanistischen Zweig, der sich dem römischen Recht widmet, einen kanonistischen Zweig, der dem Kirchenrecht verpflichtet ist, und einen germanistischen Zweig, der sich mit der mitteleuropäisch-lokalen Rechtsentwicklung befasst. Jeder Strang für sich bemühte sich um eine Darstellung seiner Gegenstände.


Anknüpfung an die kulturelle Einheit des spätantiken Abendlandes

Dem Mittelalter selbst aber war der Begriff der Nation in unserem heutigen Verständnis und damit ein Teil des Hintergrundes jener Dreiteilung fremd. Zudem hat sich erwiesen, dass sich die Zweige der wissenschaftlichen Beschäftigung mit europäischer Rechtsgeschichte nicht so ohne weiteres gegeneinander abgrenzen lassen, wie dies noch von einhundert Jahren möglich erschien. Die Entwicklung von Recht im Mittelalter knüpft deutlich stärker als lange vermutet an verbliebene Elemente der kulturellen Einheit des Abendlandes an, wie sie für die Spätantike prägend war.


Berücksichtigung byzantinischer Einflüsse

Vernachlässigt wird in den allermeisten gängigen Darstellungen zudem, dass es im Nordosten des Mittelmeerraumes über das gesamte Mittelalter hinweg mit Byzanz einen mächtigen Rest römischer Staatlichkeit gab. Der Einfluss von Byzanz auf die abendländische Kultur, insbesondere auf frühe Ansätze eines Hochschulwesens, das sich in Westeuropa neben der Theologie vor allem der Rechtsgelehrsamkeit widmete, ist kaum zu überschätzen.

Vor diesem Hintergrund unternimmt es Kreutz, die Geschichte von Recht im Mittelalter aus der europäischen Verflechtung heraus zu erzählen, er bezieht die byzantinische Rechts- und Kulturgeschichte mit ein und gibt den politischen, sozialen, wirtschaftlichen und geistesgeschichtlichen Hintergründen der abendländischen Rechtsentwicklung gebührenden Raum.


Zum Autor

Dr. iur. Peter Kreutz ist Akademischer Rat auf Zeit am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Zivilverfahrensrecht, Römisches Recht und Europäische Rechtsgeschichte (Prof. Dr. Christoph Becker) an der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg. Bereits 2008 ist im LIT Verlag unter dem Titel "Romidee und Rechtsbild in der Spätantike. Untersuchungen zur Ideen- und Mentalitätsgeschichte" seine Dissertation erschienen, für die er im selben Jahr mit dem Wissenschaftspreis der Augsburger Universitätstiftung ausgezeichnet wurde.

Peter Kreutz, Recht im Mittelalter. Grundzüge der Älteren europäischen Rechtsgeschichte - Ein Studienbuch (= Einführungen: Rechtswissenschaft, Band 10)
LIT Verlag, Berlin und Münster 2010, 155 Seiten
19,90 Euro, ISBN 978-3-643-10705-3

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution58


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Augsburg, Klaus P. Prem, 30.07.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. August 2010