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FORSCHUNG/370: Voneinander lernen - Gemeinsame Erforschung alternder Gesellschaften wird verbessert (idw)


Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. - 19.07.2016

Voneinander lernen: Gemeinsame Erforschung alternder Gesellschaften wird verbessert

Ausweitung der SHARE-Studie ermöglicht EU-weite Ländervergleiche


Dank der Erweiterung der SHARE-Studie auf alle EU-Mitgliedsstaaten können zukünftig die gemeinsamen Herausforderungen alternder Gesellschaften besser erforscht und bewältigt werden. Die kontinuierliche Alterung der europäischen Gesellschaften führt zu einer bisher nie dagewesenen Situation. Um diese beispiellose Entwicklung erfolgreich meistern zu können, ist eine EU-weite Zusammenarbeit unerlässlich. SHARE kann als die größte sozialwissenschaftliche Panelstudie in Europa einen großen Beitrag leisten, diesen gemeinschaftlichen Prozess voranzubringen: "Wir haben es geschafft, auch die letzten verbleibenden EU-Staaten in die Studie einzubinden. Das ist eine bedeutende Neuerung, die es uns künftig gestatten wird, alternde Gesellschaften in der gesamten Europäischen Union zu untersuchen", sagt Axel Börsch-Supan, wissenschaftlicher Koordinator der Studie.

Die Europäische Kommission ebnete den Weg, acht neue Länder in die Studie zu integrieren, da SHARE als wichtige Informationsquelle hilft, die künftigen Herausforderungen im Gesundheits-, Arbeitsmarkt-, und sozialen Sektor zu erforschen. Vytenis Andriukaitis, EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, betont: "Europa wird zunehmend silberner und es sieht so aus, als würde sich dieser Trend auch in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen. Um die hieraus resultierenden Herausforderungen bewältigen zu können, ist es wichtig, voneinander zu lernen. Unser Ziel ist es deshalb, sowohl länderspezifische als auch ländervergleichende Forschungsergebnisse zu fördern, um auf dieser Grundlage die Zusammenarbeit und politisches Handeln zu erleichtern. Die SHARE Studie leistet dazu einen wichtigen Beitrag." Auch Ruth Paserman, stellvertretende Leiterin des Kabinetts von Marianne Thyssen, EU-Kommissarin für Beschäftigung, Soziales, Qualifikationen und Arbeitskräftemobilität, erklärt die Bedeutung der SHARE Erweiterung: "Es ist ein großartiger Erfolg, dass viele neue Länder Teil von SHARE geworden sind. Alternde Gesellschaften in allen EU-Mitgliedsstaaten zu untersuchen ist absolut notwendig, um voneinander lernen zu können. SHARE wird uns vor dem Hintergrund der zunehmend alternden Gesellschaften dabei helfen, Reformen zur Verlängerung des Erwerbslebens zu entwickeln und unsere Sozialversicherungssysteme nachhaltig zu sichern."

Die Alterung unserer Gesellschaften ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Viele der heutigen Rentensysteme europäischer Staaten sind nicht nachhaltig. Die Kosten im Gesundheitswesen steigen kontinuierlich an und der Zusammenhalt zwischen den Generationen scheint bedroht zu sein. "Das Bewusstsein innerhalb der Bevölkerung über die zunehmende Alterung ist oftmals Auslöser von emotional geführten Debatten. Es ist enorm wichtig, dass diese Debatten und daraus resultierende politische Entscheidungen nicht auf Emotionen, sondern auf Tatsachen basieren", fasst Axel Börsch-Supan zusammen. Dank des einzigartigen Konzepts der Studie, können Ergebnisse aus der Forschung mit SHARE-Daten hierzu beitragen.

26 Länder der Europäischen Union sowie die Schweiz und Israel sind aktuell Mitglieder in der SHARE-Studie. In England und Irland werden Daten in den mit SHARE harmonisierten Studien English Longitudinal Study of Ageing (ELSA) und Irish Longitudinal Study on Ageing (TILDA) gesammelt. Auf diese Weise kann die Forschung zukünftig auf alle EU-Mitgliedsstaaten ausgeweitet werden. Dank der Unterstützung der Europäischen Kommission kann SHARE mit einer Mindest-Stichprobengröße Befragungen durchführen, deren Ergebnisse von Forschern und politischen Analysten für EU-Ländervergleiche genutzt werden können. Zusätzlich wollen viele Länder die Möglichkeiten für Wissenschaftler verbessern und vergrößern ihre Länder-Stichprobe. Dies ermöglicht es, auch länderspezifische Fragestellungen detailliert untersuchen zu können und somit ein besseres Verständnis für die konkreten nationalen Herausforderungen der gesellschaftlichen Alterung zu bekommen.

Die SHARE-Daten stehen interessierten Wissenschaftlern auf der ganzen Welt kostenfrei zur Verfügung und werden bereits seit Langem intensiv genutzt: Jede Woche werden etwa zwei Publikationen, die auf SHARE-Daten basieren, veröffentlicht. Sie umfassen ökonomische sowie gesundheits- und sozialwissenschaftliche Themen von der Altersvorsorge über aktives Altern bis hin zur Pflegesituation am Ende des Lebens. Die erste Befragungswelle der Datensammlung mit allen neuen SHARE Mitgliedern beginnt in 2017.


Über SHARE:
Der Survey of Health, Ageing and Retirement in Europa (SHARE) ist eine multidisziplinäre Längsschnittstudie zur Erforschung sozialer, wirtschaftlicher und gesundheitlicher Lagen alternder Menschen in Europa. Er wurde erstmals 2004 als repräsentative Befragung der Bevölkerung in der Altersgruppe 50plus in 11 europäischen Ländern erhoben. Mittlerweile stehen Daten aus 20 europäischen Ländern und Israel zur Verfügung und es wurden rund 123.000 Menschen in mehr als 293.000 Interviews befragt. Die aufbereiteten Daten und deren Dokumentation stehen weltweit allen Wissenschaftlern kostenfrei zur Verfügung. SHARE ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Pfeiler des Europäischen Forschungsraums geworden. Im März 2011 wurde SHARE das erste European Research Infrastructure Consortium (SHARE-ERIC). SHARE wird am Munich Center for the Economics of Aging (MEA), einer der beiden Abteilungen des Max-Planck-Instituts für Sozialrecht und Sozialpolitik in München koordiniert.


Weitere Informationen unter:
http://www.share-eric.eu
- European Research Infrastructure Consortium (SHARE-ERIC)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution207

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.,
Verena Coscia, 19.07.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juli 2016

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