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INTERVIEW/043: Film, TV und Inselkultur ...    Bob Quinn im Gespräch (SB)


Interview mit Bob Quinn, Béal an Daingean, 6. Januar 2016


Der 1935 in Dublin geborene und dort aufgewachsene Bob Quinn gehört zu den wichtigsten Regisseuren Irlands. Zu den bekanntesten Werken des eigenwilligen Filmemachers zählen Caoineadh Art Uí Laoghaire, eine Verfilmung der Mordgeschichte hinter dem bedeutensten Klagelied der gälischen Sprache aus dem 18. Jahrhundert, und Poitín, eine rabenschwarze Gaunerkomödie über illegale Schnappsbrennerei mit Cyril Cusack, Colm McCann und Niall Toibin in den Hauptrollen. Poitín, der erste gälischsprachige Spielfilm überhaupt, löste 1977 in Irland bei seiner Fernsehausstrahlung eine heftige Kontroverse aus, weil klerikale und reaktionär-nationalistische Kreise das Bauernvolk im verarmten Westen der Insel verunglimpft zu sehen meinten. Bob Quinn hat neben Spielfilmen auch zahlreiche Dokumentationen gedreht und Bücher verfaßt. [1] Am 6. Januar hatte der Schattenblick das Vergnügen, ein Interview mit Bob Quinn bei ihm zu Hause in Béal an Daingean, das rund 40 km westlich von Galway im rauh-wilden Conamara liegt, zu führen.


Bob Quinn am Schreibtisch in seinem Büro - Foto: © 2016 by Schattenblick

Bob Quinn
Foto: © 2016 by Schattenblick


Schattenblick: Als Sie dem staatlichen irischen Radio- und Fernsehsender RTÉ den Rücken gekehrt haben - zuerst als Regisseur und Produzent Ende der sechziger Jahre und später als Mitglied des Aufsichtsrats Ende der neunziger Jahre - war es in beiden Fällen zumindest zum Teil als Protest gegen politische Einflußnahme. Bitte erzählen Sie uns von den zwei Episoden, über das, was sich in den dazwischen liegenden dreißig Jahren verändert hat und sich Ihrer Meinung nach im irischen Rundfunkwesen noch verändern müßte.

Bob Quinn: Zunächst einmal habe ich RTÉ niemals wegen politischer Einflußnahme verlassen. Ich bin gegangen, weil ich kommerzielles Fernsehen nicht aushalten konnte. Ich konnte den Umstand nicht ertragen, daß sich eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt von privaten Geschäftsleuten Vorschriften machen ließ. Die kommerziellen Interessen waren mir ein Dorn im Auge und nicht die Politiker, die sowieso einfach dumm sind.

Die Werbetreibenden setzen ihre Interessen sehr geschickt durch. Das war schon in den sechziger, später in den neunziger Jahren der Fall und dürfte auch heute nicht viel anders sein. Nur hat die Zurichtung des Mediums Fernsehen auf die Bedürfnisse der Konzerne im Laufe der Jahre kontinuierlich zugenommen. Als ich im Verwaltungsrat saß, sagte mir eine ehemalige Kollegin beim RTÉ in Bezug auf die Rahmenbedingungen bei der Produktion: "Bob, im Vergleich zu heute herrschten in den sechziger Jahren paradiesische Zustände." Inzwischen ist das Fernsehen eine einzige Jauchegrube, die von geschäftlichen Absichten der Werbetreibenden vollkommen dominiert wird. Für mich stellt die BBC bislang die einzige Ausnahme bei dieser Entwicklung dar.

Es war also der Einfluß von kommerzieller Seite auf die Programmgestaltung - zu der ich beitrug - die mich störte. Ich hatte das Gefühl, reine Unterhaltungshäppchen, welche die Zeit zwischen den Werbeblöcken überbrücken sollten, zu produzieren. Darum habe ich RTÉ 1969 verlassen. Als ich mehr als zwanzig Jahre später vom damaligen Kulturminister und heutigen Staatspräsidenten Michael D. Higgins in den Verwaltungsrat gehievt wurde - was seinerseits ein Streich war - habe ich es mir zum Ziel gesetzt, dem Werbebombardement im Kinderprogramm ein Ende zu setzen. Im Verwaltungsrat teilten fast alle meine Bedenken - bis auf die Gewerkschaftsvertreter, die sich Sorgen machten, es könnte Arbeitsplätze kosten, würde man an Kinder gerichtete Werbung streichen. Die Gewerkschaften haben eine sehr beschränkte Sicht der Dinge. Heute sind sie im Vergleich zu früher sehr schwach. Es wäre besser, sie wären wieder stark.

Jedenfalls rechneten die Gewerkschaftsvertreter bei RTÉ vor, es würde bei der Anstalt fünfzig Arbeitsplätze kosten, würde man Werbung für Kinder aus dem Programm verbannen. Deswegen legten sie Einspruch gegen meine Initiative ein, woraufhin ich die Konsequenzen zog und auf eine weitere Teilnahme an den Beratungen des Verwaltungsrats verzichtete. Immerhin habe ich es dort vier Jahre ausgehalten.

SB: Aber Ihr Rücktritt hatte auch mit Ihrer Unzufriedenheit über die Entscheidung von RTÉ - aufgrund des expliziten Drucks ihres Verwaltungsratskollegen, Ex-Premierminister Garret Fitzgerald - zu tun, gegen das Coughlan-Urteil des High Court zu klagen, das eine unausgewogene, regierungsfreundliche Berichterstattung im Vorfeld von Volksabstimmungen verboten hatte, oder nicht?

BQ: Stimmt, aber der Streit um das Coughlan-Urteil war lediglich der Tropfen, der für mich das Faß zum Überlaufen brachte. Letztendlich war meine Entscheidung zurückzutreten das Ergebnis einer langen Reihe negativer Erfahrungen, wobei mein Unvermögen, etwas gegen Kinderwerbung zu erreichen, am schwersten wog. Für mich war es ungemein lehrreich zu sehen, wie sehr die Leitung einer solchen Rundfunkanstalt den Verwaltungsrat in ihrem Sinne manipulieren konnte. Eigentlich sollte das keine Überraschung sein, denn die Leitungsangehörigen sind allesamt Vollbeschäftigte, die aus der Branche kommen, während sich der Verwaltungsrat nur alle paar Wochen trifft und mit Leuten besetzt ist, die häufig einen ganz anderen beruflichen Hintergrund haben. Das Management ist in erster Linie dazu da, um das Überleben der Organisation zu sichern und sie vor feindlichen Angriffen zu schützen. Das tut es auch.

Also war die unmittelbare politische Einflußnahme nicht der Anlaß für meinen Rücktritt. Mir war auch vorher klar, daß die Politik die Rahmenbedingungen bestimmt, innerhalb derer RTÉ als öffentlich-rechtliche Anstalt operieren muß. RTÉ wurde 1960 von dem damaligen Premierminister Seán Lemass und dem damaligen Chefsekretär im Finanzministerium, T. K. Whitaker, als Rundfunkanstalt mit zweifacher Einkommensquelle - einmal die Rundfunkgebühren und einmal die Einnahmen aus der Ausstrahlung von Werbung - ins Leben gerufen. Und es ist stets der Händler, der Geschäftsmann, der sich gegenüber staatlichen Einrichtungen durchsetzt. Man braucht sich nur anzuschauen, was in den USA und der restlichen Welt seit einigen Jahrzehnten los ist: staatliche Einrichtungen - seien es Schulen, Polizei, Krankenhäuser, Feuerwehr, die verschiedenen Versorgungsbetriebe - werden kaputtgespart, während ihre Beschäftigten in den Medien zu Unrecht als Faulpelze dargestellt werden.

Meine Unzufriedenheit mit der Kommerzialisierung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Irland war der Grund für meinen Ausstieg Ende der 1960er Jahre. Damals gab es viele Menschen, die dieser Entwicklung ebenfalls ablehnend gegenüberstanden. Doch die Kommerzialisierung hat sich inzwischen durchgesetzt. Die Generationen, die seitdem aufgewachsen sind, stören sich nicht im geringsten daran. Für sie ist der Alltag in der Waren- und Konsumwelt dermaßen normal, daß sie sich keine Alternative dazu vorstellen können. Um es metaphorisch auszudrücken, ist es der Sauerstoff, den sie ein- und ausatmen.

SB: Es heißt, ein weiterer Grund, warum Sie RTÉ Ende der sechziger Jahre verlassen haben, war dessen Vernachlässigung der gälischen Sprache. Stimmt das?

BQ: Nein. Damals interessierte ich mich für die gälische Sprache nicht sonderlich.

SB: Sie haben aber in den achtziger Jahren eine führende Rolle bei der Kampagne um die Schaffung eines gälischsprachigen Fernsehsenders gespielt. Hängt das vielleicht damit zusammen, daß Sie nach dem Weggang von RTÉ auch Dublin verlassen und sich in Conamara, einer Region an der irischen Westküste, wo Gälisch noch mehrheitlich gesprochen wird, auch Gaeltacht genannt, niedergelassen haben?

BQ: Mich faszinierte die Bedeutung der gälischen Sprache in Conamara als Medium, das die Gemeinde zusammenhält. Nach meinem Umzug hierher habe ich das Gälische, was ich in der Schule gelernt hatte, wieder aufgefrischt und mit den Nachbarn gesprochen. Irgendwann habe ich die Gefahr erkannt, daß, wenn die gälische Sprache aussterben sollte, dies auch für die Gemeinde zutreffen könnte. Deswegen habe ich mich der in Conamara und den anderen Teilen der Gaeltacht im Norden und Süden Irlands bereits vorhandenen Kampagne zur Rettung der gälischen Sprache angeschlossen. Dennoch fühlte ich mich mehr als ein Gemeinde- als ein Sprachaktivist. Als Gemeindemitglied sah ich es als meine Verantwortung an, meine Fähigkeiten als Filmemacher für den Erhalt der gälischen Sprache und damit auch für die Gaeltacht an sich einzusetzen, wo ich es konnte. Mich interessierte es nicht, ob Leute außerhalb der Gaeltacht, also im restlichen Irland, Gälisch sprachen oder nicht. Für mich war es einfach fabelhaft, in einem Teil von Irland leben zu können, wo die Menschen kein Englisch sprachen. Ich dachte mir, die Gaeltacht könnte ein Bollwerk gegen die Anglifizierung, die Kommerzialisierung, die Amerikanisierung des Lebens in Irlands werden. Doch wie sich leider herausgestellt hat, ist die Schlacht längst verloren.


Die Einfahrt zu Béal Daingean - eine Seen-, Moor- und Gesteinslandschaft - Foto: © 2016 by Schattenblick

Béal an Daingean
Foto: © 2016 by Schattenblick

SB: Sie haben Ende der achtziger Jahre zusammen mit anderen Aktivisten in einer Art Guerillaaktion einen nicht genehmigten, gälischsprachigen Fernsehsender betrieben. 1996 fruchtete die langjährige Kampagne, als Teilifís na Gaeilge (TnaG), der heutige TG4, von Michael D. Higgins in seiner damaligen Funktion als Kulturminister, aus der Taufe gehoben wurde und auf Sendung ging. Wie fällt nach zwanzig Jahren Ihr Urteil als Medienschaffender über TG4 aus? Hat er Ihre Erwartungen erfüllt?

BQ: TG4 ist ein ganz anderer Fernsehsender als derjenige, der mir und meinen Mitstreitern früher vorschwebte. Wir wollten einen Regionalsender, der in erster Linie die Menschen in der Gaeltacht bedienen sollte. Wir strebten nicht die Schaffung eines gälisch-sprachigen Nationalsenders an. Das war ganz klar. Wie es einer der wichtigsten Anführer der Kampagne, der Schriftsteller und Schauspieler Joe Steve Ó Neachtain, damals formulierte: "Cuirfimid cláracha Gaeltachta ar siúl, agus is féidir an Ghalltacht cúléisteacht" ("Wir werden Sendungen für die Gaeltacht machen, und der englischsprachige Teil Irlands kann dem nachlauschen". Damit hat er die Vision formuliert, einen kleinen Sender einzurichten, der sich ausschließlich mit dem Leben in der Gaeltacht befaßte und die Vorgänge auf der nationalen Ebene erst einmal außen vor ließ.

SB: Also haben Sie mehr bekommen, als Sie wollten?

BQ: Genauer gesagt haben wir das Gegenteil von dem was wir wollten bekommen. Unsere Kampagne für einen regionalen Fernsehsender wurde von den Gälischsprechenden außerhalb der Gaeltacht in den Städten gekapert, um einen landesweiten Sender zu schaffen. Das Ergebnis war TnaG, ein Fernsehsender, der genau wie RTÉ halb öffentlich-rechtlich und halb-kommerziell war und heute als TG4 noch ist. Das ist nicht, was wir wollten. Wenn ich heute um meine Meinung zu TG4 gefragt werde, lautet meine Standardantwort: "Is fearr ann é ná as é" ("Es ist besser, das es ihn gibt, als daß es ihn nicht gibt.") Ich habe mir gestern mehrere aktuelle Dokumentationen von TG4 im Internet unter tg4.tv angeschaut und kann nur sagen, daß die Qualität seiner Produktionen so gut ist, daß sie RTÉ schlicht beschämt.

SB: In den letzten Jahren ist Irland auffallend erfolgreich darin gewesen, ausländische Film- und Fernsehproduktionen anzulocken. Man denkt nur an die Serien "Game of Thrones" von HBO, "The Tudors" von Showtime und "Vikings" vom History Channel. Inwieweit beeinflußt diese Entwicklung die Produktion originärer, einheimischer Serien und Filme, sei es im negativen oder positiven Sinne?

BQ: Jene Entwicklung ist Teil eines größeren Phänomens, dem ich skeptisch bis ablehnend gegenüberstehe, nämlich des stetig wachsenden Stellenwerts ausländischer, vornehmlich amerikanischer, britischer und kanadischer Großkonzerne für die irische Volkswirtschaft. Einerseits kann ich das Streben der Politiker, Arbeitsplätze zu schaffen und ausländisches Kapital ins Land zu holen, verstehen. Andererseits zählt für den einfachen Menschen als erstes, daß er bzw. sie einen Arbeitsplatz und damit ein gesichertes Auskommen hat. Deswegen konzentriert die Regierung ihre Bemühungen darauf. Es kümmert sie nicht, wer die Arbeitsplätze schafft und woher das fragliche Unternehmen kommt, sei es Google, Facebook, Amazon oder irgendein anderer ausländischer Großkonzern. Sie haben die irische Wirtschaft praktisch übernommen.

Früher gab es in Irland nur wenige ausländische Unternehmen wie Intel in Kildare, Pfizer mit seiner Viagra-Produktion in Cork und den Spielzeughersteller Hasbro in Waterford. Heute hängt das Wohl der irischen Volkswirtschaft von ausländischen Konzernen ab, die einen Gutteil der Exporte des Landes erwirtschaften. Diese Abhängigkeit macht mir Sorgen. Sie ist auch der Grund, warum Dublin es seit 2001 zuläßt, daß das US-Militär über den zivilen Flughafen Shannon an der irischen Atlantikküste im großen Stil Truppen, Waffen und Munition an die Kriegsschauplätze im Nahen Osten und in Zentralasien transportiert - obwohl dies natürlich einen klaren Verstoß gegen Irlands Neutralität darstellt. Aber jetzt dürfen wir nichts unternehmen, was die Amerikaner vor den Kopf stoßen könnte - etwa dem US-Militär die Nutzung von Shannon verweigern -, denn das Imperium hat uns inzwischen längst eingesackt.

Die ausländischen Fernsehproduktionen bieten nicht wenigen Leuten in der irischen Filmbranche die Möglichkeit, gutes Geld zu verdienen und sich in ihrem Beruf als Schauspieler, Kameramann, Techniker et cetera weiter zu entwickeln. Von daher wird die Ansiedlung solcher Serien in Irland vom einheimischen Film- und Fernsehsektor begrüßt, ja sogar bejubelt. Fürs irische Filmemachen ist es nicht so gut, aber das nimmt heutzutage sowieso niemand ernst. Die Produktion solcher Serien kann ich nicht als Filmemachen betrachten, sondern eher als die Bereitstellung audiovisuellen Fast Foods. Die Kunst des Filmemachens, die Kultur des Filmemachens ist tot. Ernsthafte Projekte werden nicht mehr gefördert, jedenfalls nicht in Irland.

In den letzten beiden Jahren habe ich mich ein paar mal an den Irish Film Board bzw. die Broadcasting Authority gewandt. Es ging um die Finanzierung zweier Projekte, die ich realisieren wollte. Ich hatte gehofft, daß mein Ruf und meine bisherigen Arbeiten noch etwas zählen und deshalb dabei helfen würden, Geld locker zu machen. Mehr als eine Anschubfinanzierung wollte ich sowieso nicht. Die Behördenvertreter haben aber beide Anträge mit der Begründung abgelehnt, daß ich die Formulare nicht richtig ausgefüllt hätte. Mit solchen Tricks kann man leicht mißliebige Filmschaffende vom Geldtopf der staatlichen Filmförderung fernhalten.

SB: Worum ging es dabei?

BQ: Es handelte sich um einen Spielfilm, dessen Drehbuch ich selbst geschrieben hatte, und um eine Dokumentation über die Phönizier und die Möglichkeit, daß sie Irland erreicht oder sich dort eine Handelskolonie eingerichtet haben könnten. In der Wissenschaft wird bestritten, daß die Phönizier Irland erreicht haben und das wollte ich widerlegen bzw. die Gründe für diese, meines Erachtens voreilige Schlußfolgerung freilegen. Jedenfalls, was ich hauptsächlich sagen wollte, war, daß man sich in Irland Film als Kunst oder Film als Kultur abschminken kann. Die Verantwortlichen sind nicht daran interessiert, sondern ausschließlich an der Schaffung von Arbeitsplätzen.


Bob Quinn gestikulierend im Gespräch - Foto: © 2016 by Schattenblick

Foto: © 2016 by Schattenblick

SB: Liegt man also richtig in der Einschätzung, daß Sie keine allzu hohe Meinung über die erfolgreichsten Werke irischer Film- und Fernsehschaffender in den letzten Jahren - siehe "The Wind That Shakes The Barley", "Love/Hate" sowie die Regiearbeiten von Lenny Abrahamson, "Adam & Paul", "Garage", "What Brian Did" und "Frank" - haben?

BQ: "The Wind That Shakes The Barley" handelt vom irischen Unabhängigkeitskrieg und wurde zwar in Irland gedreht, ist aber weitestgehend ein britischer Film; Regisseur Ken Loach und der Drehbuchautor Paul Laverty sind Engländer, die Produktionsgesellschaft Sixteen Films sitzt in London und ein Großteil der Finanzierung kam aus Großbritannien. "Love/Hate", eine äußerst erfolgreiche Krimiserie von RTÉ ist im Grunde eine in Dublin angesiedelte Kopie von HBOs "The Wire". Die Film- und Fernsehbranche in Irland und anderswo ist traditionell ein Betätigungsfeld für die Mittelschicht. Die Macher von "Love/Hate" haben genauso schamlos das kriminelle Milieu der Unterschicht von Dublin für die eigenen Zwecke ausgeschlachtet wie es David Simon und HBO in Baltimore für "The Wire" getan haben. In beiden Fällen haben sich Produzenten und Publikum, die allesamt den Wohlstand genießen, mittels Fernsehkonsum am Lebensstil und Leid der Unterpriviligierten der Gesellschaft aufgegeilt. Aus künstlerischer Sicht müssen sich die Macher von beiden Serien, ungeachtet ihres Erfolgs, den Vorwurf gefallen lassen, mit einer herablassenden Haltung an den Stoff herangegangen zu sein.

Was die Filme von Lenny Abrahamson betrifft, so muß ich gestehen, keinen einzigen davon gesehen zu haben. Ich halte es mit John Michael McDonagh, der zuletzt den Kinostreifen "Calvary" mit Brendan Gleeson in der Hauptrolle gedreht hat, demzufolge irische Filme weder technisch gut gemacht noch besonders intelligent sind. Deshalb schaue ich sie mir gar nicht erst an. Wenn ich mir etwas angucke, dann sind es die Kurzfilme, die unabhängige, meist unbekannte irische Regisseure mit ganz, ganz wenig Geld gedreht haben. Meistens finde ich da irgend etwas, wo ich sagen kann; "Das war gelungen" oder "Das war eine witzige Idee." Doch Leute, die ihre eigenen Visionen umsetzen wollen, bekommen meisten kein oder nur sehr wenig Geld von der Filmförderung. Das richtige Geld geht an die großen Produktionsgesellschaften von Leuten wie Ed Guiney - "Raum" - und Dave Collins - "The Sea". Das sind erfolgreiche Produzenten, welche die Formulare des Irish Film Board problemlos ausfüllen und buchhaltungstechnisch komplizierte, internationale Filmproduktionen umsetzen können. Um heute einen Spielfilm fürs Kino zu realisieren, muß man mehr Buchhalter als Filmregisseur sein. Bis die Filmfinanzierung steht, ist die ursprüngliche Idee, das Konzept, die Inspiration längst gestorben. Bis endlich losgelegt werden kann, hat man die Lust verloren.

SB: Was meinen Sie, wie die gälischsprachigen Produktionen der letzten Jahren von TG4 wie "Cré na Cille" ("The Dirty Dust"), "The Running Mate", "Rásaí na Gaillimhe" ("The Galway Races"), "An Bronntanas" ("The Present"), "An Klondike" et cetera gegenüber den entsprechenden, englischsprachigen Erzeugnissen von RTÉ abschneiden - sowohl vom Handwerk, vom Unterhaltungswert wie auch vom künstlerischen Anspruch her?

BQ: Nun, da bin ich etwas voreingenommen. Schließlich war mein Sohn Robert Quinn bei der Romanverfilmung "Cré na Cille" sowie bei der satirischen Serie "Rásaí na Gaillimhe" der Regisseur. TG4 schultert allein die gesamte gälischsprachige Film- und Fernsehproduktion und macht das meines Erachtens ganz hervorragend. Es kommt nicht von ungefähr, daß die Sendungen von TG4, von der Seifenoper "Ros na Rún" bis hin zu den Dramen und Dokumentationen, einen ausgezeichneten Ruf genießen. Das hat mehrere Gründe. Erstens bemüht man sich bei TG4 trotz bescheidener Finanzmittel stets um höchste Qualität, zweitens sind die Geschichten stets im irischen Kultur- und Lebensumfeld angesiedelt. Die Erzeugnisse von RTÉ und den Großproduzenten in Dublin dagegen finden meistens in einem der angloamerikanischen Kultursphäre angepaßten, nicht real existierenden Irland statt. Erstere werden aus Leidenschaft gemacht und sind authentisch, letztere dagegen des Geldes wegen und wirken entsprechend unauthentisch und fade. [2] In Dublin und bei RTÉ orientiert man sich viel zu sehr an dem, was die Konkurrenz in Großbritannien und den USA macht und äfft das nach. Bei TG4, der seinen Sitz in Baile na hAbhann in der Conamara Gaeltacht hat, ist man dagegen erfinderischer und geht eigene Wege.

In Irland ist die Film- und Fernsehbranche vergleichsweise klein und daher etwas inzestuös. Um Filme finanziert zu bekommen, muß man viel Zeit in die Beziehungspflege investieren, was für Leute wie mich nur lästig ist. Hinzu kommt, daß sich der Irish Film Board, der demnächst in Screen Ireland umbenannt werden soll, weniger als eine Anstalt zur Förderung einheimischer Filmkultur und -kunst, dafür aber mehr als Außenstelle des Wirtschaftsministeriums bzw. der staatlichen irischen Tourismusagentur Fáilte Ireland versteht. Beim Irish Film Board fallen die Belange irischer Filmemacher kaum ins Gewicht. Man ist vor allem daran interessiert, große ausländische Filmproduktionen ins Land zu holen, deren Erzeugnisse Zuschauer im Ausland dazu animieren könnten, Urlaub in Irland zu machen, wie es Ende der sechziger Anfang der siebziger Jahre nach dem Kinoerfolg von David Leans' "Ryan's Tochter" geschehen ist. Darum hat die Regierung in Dublin beispielsweise dem Disney-Konzern in den Sommermonaten 2014 und 2015 die Dreharbeiten auf dem der Küste Kerrys vorgelagerten Felsen Skellig Michael, die wegen der frühchristlichen Klosterruinen zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und als Naturreservat für Seevögel ausgewiesen ist, für "Star Wars: Das Erwachen der Macht" genehmigt und Regisseur J. J. Abrams für seine Arbeit dort die irische Kriegsmarine zur Seite gestellt.

Beim Irish Film Board werden Filmprojekte gefördert, die sich standardisierter Sehgewohnheiten und gängiger Ideen bedienen. Alles, dem auch nur der Hauch von Ungewöhnlichem oder Originellem anhaftet, wird mißtrauisch behandelt. Wie schrieb einst der englische Dichter Gerard Manley Hopkins in seinem Poem "Pied Beauty / Gescheckte Schönheit": "Gelobt sei Gott für gesprenkelte Schöpfung". Dafür fehlt beim Irish Film Board das Verständnis. Sie denken und arbeiten am liebsten mit paßförmigen Projekten, die ihnen Produzenten mit buchhalterischen Erfahrungen vorlegen. Alles Außergewöhnliche, Unberechenbare, Noch-niemals-da-gewesene ist ihnen suspekt. Es herrscht die Ära des Produzenten. Die Ära des Filmemachers, des Auteurs, des Regisseurs als Künstler, der eigene Visionen realisiert, ist lange vorbei - jedenfalls in Irland.

SB: Man hat den Eindruck, daß die kulturelle Hegemonie angloamerikanischer Medien in Irland mit dem Vormarsch britischer Boulevardblätter auf dem Zeitungsmarkt, der Übernahme des privaten Fernsehsenders TV3 im vergangenen Jahr durch das amerikanisch-britische Konsortium Liberty Global und der steigenden Abonnentenzahlen von Netflix zunimmt. Stimmt dieser Eindruck, oder ist der Einfluß der Anglosphäre auf das kulturelle Leben in Irland einfach immer schon sehr stark gewesen?

BQ: Die kulturelle Hegemonie Amerikas und Großbritanniens über Irland hat seit ich ein junger Mann war drastisch zugenommen. Bis vor etwa zwanzig Jahren hatten die Iren noch ein gewisses Selbstverständnis, ein nationales Selbstbildnis - und ich meine das im positiven, nicht im chauvinistischen Sinne. Es gab eine irische Nationalidentität, mit der man sich identifizierte. Doch dank Leuten wie Peter Sutherland, dem früheren Generalstaatsanwalt Irlands und späteren EU-Kommissar, WTO-Generaldirektor und Chef der Investmentbank Goldman Sachs, der wie kein zweiter die Globalisierung vorangetrieben hat, ist Irland einer von vielen "Standorten" der Weltwirtschaft. Der Kapitalismus mit seinem Drang nach "freiem Handel" einschließlich der Abschaffung von Grenzen und allen regionalen Besonderheiten richtet die Nationalstaaten zugrunde und macht die Menschen weltweit zu einem einzigen Sklavenheer. Arbeitskraft wird verbilligt, Gewerkschaften zurückdrängt, der Markt dringt in jeden Lebensbereich ein und eine kleine Gruppe Milliardäre verdient sich dumm und dämlich. In Irland gibt es genauso wie in vielen anderen Staaten der entwickelten Welt keine Bürger mehr, sondern nur noch Verbraucher.

In Irland drückt sich das zum Beispiel in der enormen Anzahl der Verkehrsstaus auf den Straßen - nicht nur im Großraum Dublin, sondern in jeder Kleinstadt auf dem Lande aus. Die Zeit, welche irische Pendler im Stau verbringen, ist unvorstellbar. Wie das für die Wirtschaft gut sein soll, geht über meinem Verstand. Irland existiert nicht mehr, sondern ist zu einer Gesellschaft von Konsumenten geworden. Die heutigen Iren sind auf der Höhe, was neue Trends - Mode, Filme, Musik, Fernsehen et cetera - aus den USA und Großbritannien betrifft, aber ihr Wissen über neue Entwicklungen auf dem europäischen Kontinent tendiert gegen Null, weil die irischen Medien hauptsächlich auf London und New York ausgerichtet sind. Wir sind keine Iren mehr, sondern Angloamerikaner. Es ist erbärmlich.

SB: Wie sehr ist die Orientierung des irischen Kulturlebens auf die Anglosphäre eine Folge der Tatsache, daß praktisch alle wichtigen irischen Medienstalten, Zeitungen und Buchverlage ihren Sitz in Dublin haben?

BQ: Nun, TV3 gehört einem amerikanisch-britischen Konsortium, während die Verantwortlichen bei RTÉ den Geschmack und die kulturellen Vorlieben der wohlhabenden Mittel- und Oberschicht des Bezirks Dublin 4 bevorzugen, die, wie gesagt, stark angloamerikanisch geprägt ist. Von daher ist der kleine TG4 mit Sitz an der Westküste der einzige Fernsehsender in Irland, der ein Programm anbietet, bei dem man sich um eine gewisse kulturelle Eigenständigkeit bemüht und dabei Geschichten und Themen aufarbeitet, die mit Alltag und Herkunft der Iren zu tun haben. Das hat zur Folge, daß der Ruf der Sendungen von TG4 allgemein, selbst bei Leuten, die kein Gälisch können und deshalb die englischen Untertiteln lesen müssen, weit höher als derjenigen von RTÉ One, RTÉ2 und TV3 steht, die bekanntlich über viel mehr personelle und finanzielle Mittel verfügen. Der qualitative Niedergang beim RTÉ-Fernsehen macht mich traurig. Dort habe ich jahrelang gearbeitet und den Beruf des Filmemachers gelernt. RTÉ war früher ein toller Sender. Mir hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht, dort zu arbeiten. Doch als ich miterleben mußte, wie das öffentlich-rechtliche Ethos durch kommerzielle Zwänge an den Rand gedrängt und die Werbung wichtiger als der Bildungsauftrag wurde, mußte ich da raus.


Eine verwachsene Holzstruktur, in die Bob Quinn allerei Gesichter und Figuren hineingeschnitzt hat - Foto: © 2016 by Schattenblick

Bob Quinns jüngste Kreation
Foto: © 2016 by Schattenblick

SB: 1966 haben einige namhafte Kulturschaffende wie der Dokumentarfilmemacher Louis Marcus die Feierlichkeiten zum fünfzigsten Jahrestag des Osteraufstands von 1916 genutzt, um öffentlich an die Vision der Unterzeichner der Ausrufung der Irischen Republik für ein Irland, das nicht nur wirtschaftlich und politisch, sondern auch kulturell auf eigenen Füßen stehen sollte, zu erinnern. Vor dem Hintergrund der gerade angelaufenen Feierlichkeiten zum hundertjährigen Jubiläum des Aufstands von 1916, wie sehr spielen die ursprünglichen, progressiven Ideen und Motive der damaligen Revolutionäre, die international dachten und jeden Provinzialismus ablehnten, überhaupt noch eine Rolle im gesellschaftlichen Diskurs?

BQ: Für die Ideale von 1916 und deren mögliche Umsetzung waren die blutigen Troubles in Nordirland von 1969 bis 1998 im höchsten Maße abträglich. Dadurch hat der Ansatz der Besinnung auf die nationale Eigenständigkeit stark an Zugkraft verloren. Der Nationalismus, das Streben nach der Wiedervereinigung von Nord und Süd waren plötzlich verpönt, während sich die Medien in der Republik Irland zunehmend an denjenigen der USA und Großbritanniens orientierten. Die einfachen Menschen fühlten sich von dem, was die "terroristische" IRA im Namen Irlands im Norden der Insel und in Großbritannien anrichtete, angewidert und wandten sich in der Frage der Identität verstärkt dem Kosmopolitismus der Anglosphäre zu. Die meisten Menschen im Süden Irlands kehrten den enorm schwierigen politischen Problemen im Norden der Insel den Rücken zu und flüchteten in den Konsum. Es ist eine Tragödie gewesen.

Was 2016 und die Erinnerung an den Osteraufstand betrifft, so ist 1916 ebenfalls zum Konsumgut, zur Marke geworden. Seitens des Staates und der Medien wird eine tiefgehende Auseinandersetzung mit den damaligen Vorgängen vermieden, statt dessen sollen die verschiedenen Veranstaltungen vor allem dazu dienen, den Tourismus in diesem Jahr anzukurbeln. Die Marken "1916" und "Osteraufstand" erfüllen ihre Funktion sehr gut, denn die Irisch-Amerikaner, die das wichtigste Zielpublikum der irischen Tourismusindustrie bilden, glauben noch an diesen ganzen Rebellenquatsch von den "fighting Irish". Sie identifizieren sich damit, während die heutigen Iren, die ein Leben als moderne Mittelschichtskonsumenten führen oder anstreben, damit nichts zu tun haben wollen.

Im ausgehenden 19. und im 20. Jahrhundert haben Irisch-Amerikaner das Bild Irlands in der Welt, ja sogar das Bild der Iren von sich selbst, sehr stark geprägt. Ein gutes Beispiel dieses Phänomens ist John Fords berühmte Kinokomödie "The Quiet Man" ("Der Sieger") von 1952 mit John Wayne in der Hauptrolle. Sie gilt als der großartigste irische Film überhaupt, ist aber ein typisches, dennoch gelungenes Fantasieprodukt Hollywoods. Wir in Irland haben uns mit der Zeit verändert, um den Erwartungen der Amerikaner zu entsprechen. Damit haben wir uns praktisch dem US-Imperium unterworfen und den "American way of life" adoptiert. In Irland streben alle danach, ein Leben auf der Stufe des durchschnittlichen Mittelschichtamerikaners zu führen.

SB: Sie haben über die Jahre diese traurige Entwicklung, den Austausch des Menschen durch den Konsumenten, unter anderem mit ihrem Buch "Maverick: A Dissident View of Broadcasting Today" von 2001, kritisch begleitet. 1978 haben Sie eine Reihe von Dokumentarfilmen über alternative Lebensstile gedreht, von denen der eine über die Atlantis-Gemeinde in der Abgeschiedenheit der nordwestirischen Grafschaft Donegal dermaßen kontrovers war, daß auf die geplante Ausstrahlung verzichtet wurde. Erst 1991 traute sich RTÉ, den Film zu zeigen. Wenngleich Sie damals erhebliche Schwierigkeiten im Umgang mit den Atlantis-Leuten hatten, die allesamt aus der Anti-Psychiatrie-Bewegung kamen, haben sie in Ihren Schriften deren Recht auf freie Lebensentfaltung, ihren Versuch, eine andere Gesellschaftform auszuprobieren, stark verteidigt. Könnten Sie uns bitte etwas über diese Episode erzählen?

BQ: Damals habe ich von RTÉ2, der zu dem Zeitpunkt ganz neu war und noch Network 2 hieß, den Auftrag erhalten, unter dem Titel "The Other Ways" mehrere Filme à 30 Minuten zum Thema alternative Lebensweisen zu drehen. Der damalige Programmleiter bei Network 2, Bob Collins, hatte für das Thema ein Faible. Ihm schwebte so etwas wie Biokäseherstellung in West Cork vor, während ich Leute als Objekt der Betrachtung aussuchte, die nach meinem Dafürhalten am weitesten von der Norm abwichen. Also habe ich drei Dokumentationen gedreht, von denen diejenige über "The Family" um Jenny James die letzte werden sollte.

Im ersten Film mit dem Titel "An Bealach Eile", ("Der andere Weg") habe ich eine Reihe von Aussteigern gezeigt, die ihre bisherigen Berufe an den Nagel gehängt hatten, um ein alternatives Leben auf dem Land zu führen. Darunter gab es einen ehemaligen Busfahrer und einen ehemaligen Fabrikleiter - und mich, denn auch ich hatte einige Jahre zuvor meinen Wohnort von Dublin nach Conamara verlegt. In einer Szene stehe ich auf dem Dach des RTÉ und beklage den Zustand, daß der Sender von jenem Standort aus jeden Winkel, jedes Hinterstübchen in Irland erreicht, die Macher fast alle im selben Stadtteil wie der Sender selbst wohnen und von daher eine sehr eingeschränkte Sicht des nationalen Lebens haben. Im Grunde war es ein Plädoyer für die Dezentralisierung, für die Verlagerung von Teilen der staatlichen Rundfunkanstalt weg von Dublin in andere Regionen Irlands. Die Zentralisierung, die Entwicklung Dublins zum Moloch hat sich seitdem konsequent fortgesetzt. Obwohl ich in Dublin geboren und aufgewachsen bin, halte ich mich dort nicht mehr gern auf. Die Stadt ist zu groß, laut und unmenschlich geworden. Es sind nicht die vielen Nationalitäten, die mich stören. Damit habe ich kein Problem. Im Gegenteil denke ich, daß Irland von den neuen Einwanderern nur profitieren kann und daß diese dazu beitragen werden, verkrustete Strukturen aufzubrechen. Immerhin haben die Emigranten noch eigene Sprachen und eigene Kulturen, während die Iren selbst längst zu Verbrauchern nach dem westlichen Lebensstil geworden sind.

Im zweiten Film "Listen" ging es um den Komponisten Roger Doyle, der mit seiner elektro-akustischen, surrealistischen Klangwelt dem Hörer gänzlich etwas anderes bot als die herrschende Popmusik.

Im dritten Film befaßte ich mich mit dem Leben einer sonderbaren Hippie-Kommune in Donegal, über die die schrillsten Geschichten kursierten. Mein Freund und Kollege Cathal Black hatte mich auf diese Gruppe englischer Aussteiger, die 1974 in der Nähe des kleinen Hafens Burtonport im gälischsprechenden Teil Donegals ein Haus bezogen hatten, aufmerksam gemacht. Dort oben nannten die Einheimischen sie wegen des häufigen wilden Geschreis, das aus aus dem Haus kam, die "Screamers". Der Begriff sollte später auch von der Presse übernommen werden. Als ich die Endfassung des Films Dick Hill, dem damaligen Produktionschef von Network 2, zeigte, sagte dieser mir, die Bilder seien zu verstörend, als daß man sie der breiten Öffentlichkeit zumuten könnte.

SB: Warum? Weil zu sehen war, wie sich die Mitglieder der Family der Urschrei-Therapie Arthur Janovs hingaben und die Kontrolle über sich verloren?

BQ: Genau. Ehrlich gesagt, fand auch ich jene Szenen verstörend. Die Woche, die ich mit Jenny James und ihrer Gruppe verbrachte war wahnsinnig aufregend aber auch etwas beängstigend, muß ich zugeben.

SB: Liege ich richtig in der Annahme, daß Sie sie und ihren Ansatz, was das gemeinschaftliche Leben betrifft, interessant und berichtenswert fanden, auch wenn die Dreharbeit mit der Gruppe sich als schwierig gestaltet hat?

BQ: Auf jeden Fall. Man sollte wissen, daß es solche Alternativen gab. Das Leben sollte nicht aus einer Kleinfamilie mit zwei Kindern und Häuschen in den Vororten, wo der Vater jeden Tag mit dem eigenen Auto zur Arbeit fährt und die Mutter allein zuhause bleibt, bestehen. Heute sind die Verhältnisse noch schlimmer als damals. Es müssen inzwischen beide Elternteile außer Haus arbeiten, um das Überleben zu sichern; die Familienmitglieder verbringen wenig Zeit miteinander; die Bindungen sind nicht mehr so stark. Die gesellschaftliche Entwicklung läuft meines Erachtens in eine ganze falsche, unmenschliche Richtung.


Bob Quinn mit Wollmütze in seinem Garten stehend - Foto: © 2016 by Schattenblick

Foto: © 2016 by Schattenblick

SB: Zum Schluß eine Frage zu Ihrem Buch "The Atlantean Irish" und der ähnlich klingenden Dokumentationsserie, aus der es hervorgegangen ist. Die ersten drei Filme drehten Sie zwischen 1981 und 1984; der vierte und letzte Film wurde 1998 ausgestrahlt. Das Buch erschien 2005. Als die ersten Filme Anfang der achtziger Jahre im Fernsehen erschienen, wurde Ihnen vorgeworfen, die uralten Mythen von der Herkunft der Iren aus Spanien, wie es in der Leabhar Gabhála Éireann, dem sogenannten "Buch der Invasionen" aus dem 11. Jahrhundert steht, aufwärmen zu wollen. Schließlich galt damals die allgemeine Lehrmeinung, daß die Kelten aus Zentraleuropa nach Irland, Schottland, England und Wales ausgewandert waren. Inzwischen sprechen DNA-Untersuchungen und die Auswertung archäologischer Ausgrabungen insbesondere an der Südwestspitze der Iberischen Halbinsel - Stichwort Tartessos und die tartessische Sprache - immer mehr dafür, daß Sie mit Ihrer These der atlantischen, sprich iberischen/nordafrikanischen Herkunft der vorgeschichtlichen Bevölkerung Irlands doch richtig lagen. Inzwischen gehen Sie offenbar soweit zu behaupten, die Phönizier hätten Irland erreicht und mit den Menschen dort Handel getrieben. Wie sind Sie überhaupt auf dieses Thema gekommen?

BQ: Nun, es war die Ähnlichkeit zwischen dem Sean-Nós-Gesang in Conamara und dem Gesangsstil der nordafrikanischen Berber, die bei mir die Frage einer gemeinsamen Herkunft aufkommen ließ. Das und die Ähnlichkeit zwischen dem Galway Hooker, dem traditionellen Bootstyp hier an der Küste Conamaras, und der arabischen, nordafrikanischen Dau haben meine Neugier geweckt. Ich bin dieser Idee, die damals völlig abwegig erschien, nachgegangen und habe im Laufe meiner jahrelangen Recherchen zahlreiche Hinweise gefunden, die allesamt auf die Richtigkeit der These der atlantischen Herkunft der Iren hindeuten. Damals haben mich alle für verrückt erklärt. Heute wird widerwillig zugegeben, daß ich doch recht hatte. Dennoch bekomme ich seitens der akademischen Zunft bzw. nicht die geringste Anerkennung. Für sie bin ich nach wie vor eine persona non grata, vermutlich weil ich ungebeten in ihren Arbeitsbereich Archäologie hineingeplatzt bin.

SB: Zur Vorbereitung dieses Interviews habe ich das von Barry Cunliffe und John Koch herausgegebene Buch "Celtic from the West", [3] eine relative neue Sammlung wissenschaftlicher Vorträge zu diesem Thema aus dem Jahr 2012, gelesen. Tatsächlich ist Ihr Name in keiner einzigen der am Ende eines jeden Kapitels zu findenden Bibliographien zu finden.

BQ: Ich kenne Barry Cunliffe, der als emeritierter Professor für Archäologie an der Universität Oxford arbeitet, persönlich. Er hat das Vorwort für mein Buch "The Atlantean Irish" verfaßt. Als international anerkannter, führender Archäologe auf dem Gebiet der Kelten und des Lebens an der atlantischen Seeküste zur Bronzezeit habe ich ihm irgendwann meine ersten drei Filme der Atlantean-Serie zur Ansicht geschickt und ihn um seine Meinung gebeten. Er fand sie großartig und war auch inhaltlich davon sehr angetan.

SB: Wie sind Sie auf die Phönizier gekommen? Zuletzt wurde in Ihrem Buch die Möglichkeit einer Verbindung zwischen den Iren und den Berbern hervorgehoben.

BQ: Nun, im letzten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung beherrschten die Phönizier mehr oder weniger das Mittelmeer. Ihre Handelsrouten und -kolonien erstreckten sich vom Kernland der Phönizier in der Levante über die nordafrikanische Küste, die Balearen sowie das heutige Sizilien, Sardinien, Korsika und Spanien. Sie trieben regen Handel mit Tartessos, das auf der atlantischen Seite der Straße von Gibraltar lag, und könnten es bis Irland und Wales geschafft haben. Die Berber und die Phönizier hatten viel miteinander zu tun, vor allem nach dem letztere mit Karthago ihre Hauptstadt nach Nordafrika verlegt haben. Aus der Mischung aus Berbern und Phöniziern gingen die Punier hervor, die sich unter Hannibal einen erbitterten Krieg mit Rom lieferten, den sie schließlich verloren. Die zivilisatorischen Verdienste der Phönizier sind in der westlichen Geschichtstradition niemals richtig gewürdigt worden. Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens waren sie Semiten; zweitens haben sie keine nennenswerte Literatur hinterlassen; drittens stammt das meiste, was man in den alten Überlieferungen über sie erfährt, von ihren Hauptkonkurrenten und -feinden, den Griechen und Römern. Den Phöniziern haben wir zum Beispiel das Alphabet zu verdanken, das sie um das Jahr 1000 vor unserer Zeitrechnung zum Zwecke des Handels aus den ägyptischen Hieroglyphen entwickelt haben.

Vor einiger Zeit habe ich an einen Professor für Archäologie hier in Irland, der Experte auf dem Feld des vorgeschichtlichen Bergbaus in Europa ist, geschrieben. Was nicht viele wissen, ist, daß es in Irland während der Bronzezeit, also rund 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung beachtliche Minenaktivitäten gab; in Wicklow wurde zum Beispiel Gold abgebaut, in Cork und Kerry Kupfer und in Down Zinn. In meinem Brief fragte ich, ob dieser Gelehrte bei seinen Ausgrabungen in Irland auf irgendwelche Spuren der Phönizier gestoßen sei. Zur Antwort bekam ich einen sehr unfreundlichen Brief zurück, in dem der Mann mir erklärte, es gäbe nicht den geringsten Hinweis auf eine phönizianische Präsenz in Irland zu irgendeiner Zeit und er habe an einer Korrespondenz darüber keinerlei Interesse. Eine solche Brüskierung hat mich natürlich stutzig gemacht. Also habe ich alles zum Thema Phönizier recherchiert, was es gibt. Ich kenne die Geschichte dieses Seefahrervolkes inzwischen in- und auswendig: die Ursprünge an der levantinischen Küste, die Gründung von Karthago, die drei punischen Kriege, die Niederlage Hannibals, und die Zerstörung Karthagos durch Scipio Aemilianus.

Die Phönizier haben Cadiz im heutigen Südwestspanien und Mogador, das heutige Essaouira an der Atlantikküste Marokkos, gegründet. Allgemein wird angenommen, daß es die Phönizier mit ihren Schiffen bis zur Nordwestküste der Iberischen Halbinsel geschafft haben, doch niemand will sich offenbar vorstellen, daß sie Großbritannien oder Irland erreicht haben könnten. Und das obwohl in den antiken griechischen Schriften von den weit nördlich von La Coruna und der Bucht von Biskaya liegenden Kassiteriden, den Zinninseln, berichtet wird, deren Einwohner Zinn und andere Metalle abbauen und damit Handel treiben. Man geht davon aus, daß damit die britischen Inseln gemeint sind, denn es hat damals ertragreiche Zinnminen im heutigen Cornwall und Wales gegeben. Und wer soll den Menschen dort diese Metalle abgenommen haben, wenn nicht die Phönizier? Von vornherein die Möglichkeit auszuschließen, daß die Phönizier, damals die wichtigste See- und Handelsmacht des Mittelmeerraums, Irland und die britischen Inseln erreicht haben könnten, riecht für mich stark nach Rassismus und Antisemitismus.

Bemerkenswerterweise haben im 18. und 19. Jahrhundert die Gelehrten der Royal Irish Academy die Iren für die Nachfahren der Phönizier gehalten. Sie nannten sie die Féní und verstanden diesen Begriff als Ableitung eines früheren gälischen Wortes für Phoenizier. Féní ist auch der erste Name, den sich die Iren sich in der Frühgeschichte gaben. Das sagte mir einmal Gearóid Ó Tuathaigh, der langjährige Professor für Geschichte an der Universität von Galway. Weshalb die Akademiker heute eine mögliche Verbindung zwischen den früheren Bewohnern Irlands und den Phöniziern so kategorisch bestreiten ist mir ein Rätsel.

SB: Haben Sie ein Buch oder einen Film zu diesem Thema in Arbeit?

BQ: Es war eine geplante Dokumentation über die Phönizier, für die ich vor kurzem beim Irish Film Board keine Vorfinanzierung bekommen habe. Dennoch arbeite ich weiter daran, in der Hoffnung vielleicht später die Gelder für den Dreh zu erhalten. Bei meiner Recherche für diesen Film bin ich zufällig auf etwas faszinierendes gestoßen, was für Ihre Leserschaft in Deutschland von Interesse sein könnte, nämlich auf die Forschungsergebnisse eines Martin Klaußen vom Max-Plank-Institut für Meteorologie in Hamburg, einst Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, der Bohrproben von der Westküste Afrikas analysiert hat. Mit Hilfe von Computersimulationen kommt er zu dem Schluß, daß es dort vor rund 6.000 Jahren, also 4.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, infolge einer leichten Verschiebung der Erdachse zu einer starken Veränderung des nordafrikanischen Klimas gekommen ist. Demnach hat sich die Sahara nicht über Jahrtausende, sondern innerhalb von nur wenigen Jahrhunderten von einer bewohnbaren Steppe mit üppiger Vegetation und Tierwelt in eine karge Einöde verwandelt. [4]

SB: Vor einigen Wochen wurde in der Presse über die frühere Existenz eines ganz großen Flusses im heutigen Mauritanien berichtet, der die Region südlich des Atlas-Gebirges über Hunderttausende von Jahren hinweg mit Wasser versorgt hat und der erst vor 5.000 bis 6.000 Jahren versiegt ist. [5]

BQ: Das habe ich auch gelesen. Interessant ist auch die Tatsache, daß es in der Nähe von Larache an der atlantischen Küste Marokkos einen Steinkreis samt Hügelgrab gibt, der starke Ähnlichkeiten mit der berühmten Steinzeitanlage Newgrange (Brú na Bóinne) in Irland aufweist. Ich habe bereits vor dreißig Jahren in einem meiner Atlantean-Filme darauf aufmerksam gemacht. Zu dem Zeitpunkt wußte kein einziger Archäologe in Irland von der Existenz von M'zora.

Jedenfalls spitzte sich gegen 3.440 vor unser Zeitrechnung der Klimawandel in Nordafrika zu, was innerhalb von 100 bis 200 Jahren eine sehr rasche Ausbreitung der Sahara zur Folge hatte. Wo sind die vielen Menschen, welche jene Region südlich des Atlas-Gebirges bewohnten, dort Landwirtschaft betrieben und erste frühzivilisatorische Kulturen entwickelt hatten, abgeblieben? Ein Teil von ihnen ist in östlicher Richtung ausgewichen und hat zur Entstehung des Ägyptens der Pharaonen beigetragen. Ein zweiter Teil ist nach Süden gegangen, ohne dort geschichtliche Spuren zu hinterlassen. Ein dritter Teil hat sich in Richtung Westen aufgemacht, dessen Nachfahren viel später vermutlich am Aufstieg des Malireiches teilgenommen haben. Eine vierte Gruppe dürfte nach Norden ausgewandert sein.

Beachtenswert ist auch die Tatsache, daß etwa um diese Zeit herum, als sich die Sahara rasant ausbreitete, also 3.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, in Irland und den britischen Inseln die megalithische Kultur entstanden ist. Der Bau von Newgrange zum Beispiel wird auf zwischen 3.000 und 2.500 Jahre vor unserer Zeitrechung datiert; die neolithische Siedlung Skara Brae auf den schottischen Orkney Inseln wurde nach Berechnungen der Archäologen zwischen 3.180 und 2.500 vor unserer Zeitrechnung bewohnt. Wenn man die starke Ähnlichkeit zwischen M'zora und Newgrange in Betracht zieht, denn ist die Überlegung, daß einige der Klimaflüchtlinge, welche die Sahara-Region entlang der nordafrikanischen Westküste Richtung Norden verließen, Boote bestiegen und nach Spanien, Irland und Großbritannien gesegelt sein könnten, um dort ein neues Leben zu beginnen, nicht ganz abwegig. Als sie hierher kamen, dachten sie wahrscheinlich, daß sie das Paradies erreicht haben, denn nach Angaben von Michael O'Connell, Gründer und Leiter des Paleoenviromental Research Unit an der Universität von Galway, herrschte damals in Irland ein noch feuchteres Klima als heute; die Insel war von Bäumen übersät.

SB: In Geoffrey Keatings berühmter "Geschichte Irlands" aus dem Jahr 1634 heißt es, der erste Name, den Irland in grauer Vorzeit erhielt, sei "Inis na Bhfiodhbhadh", also "Insel der Wälder".

BQ: Bei meiner Arbeit zu diesem Thema mache ich nichts anderes, als mir die verschiedenen Zufälligkeiten zu notieren und aus den ganzen Puzzle-Teilen mein eigenes Bild zu erstellen. Das ist genau das, was die Wissenschaftler mit ihren Computermodellen machen. Nicht viel anders ist Martin Klaußens originelle Theorie zur Entstehung und raschen Ausbreitung der Sahara entstanden. Auf alle Fälle finde ich die Ausforschung der geschichtlichen Herkunft der Iren wahnsinnig spannend. Man kann von Glück reden, wenn man in meinem Alter etwas hat, das einen derart begeistert.

SB: Wohl wahr. Vielen Dank, Bob Quinn, für dieses ausführliche Gespräch.


Ein Blick auf die Berge Conamaras nahe Maam Cross mit See, Bäumen und Heide im Vordergrund - Foto: 2006 by Calum Hutchinson, freigegeben als CC-BY-SA-2.5 via Wikipedia Commons

Der Berg ruft - auch im gälischen Conamara
Foto: 2006 by Calum Hutschinson, freigegeben als CC-BY-SA-2.5 via Wikipedia Commons


Fußnoten:

1. Siehe www.conamara.org.

2. Einen schlagenden Beweis für die Richtigkeit dieser These lieferte jüngst das RTÉ-Historiendrama "Rebellion", das mit Kosten von sechs Millionen Euro als teuerste Fersehproduktion zum Thema des Osteraufstands angekündigt war, jedoch nach der Ausstrahlung im Januar dieses Jahres von den Kritikern als "Downton Abbey mit Kanonen" zerrissen wurde. Manche Spötter in den sozialen Netzwerken Irlands meinten sogar, "1916 - The Movie", eine von einer Gruppe neunjähriger Schüler aus Cork mit Lego-Steinen gedrehte, dreieinhalbminütige Version vom Easter Rising [https://www.youtube.watch?v=QRZxA], komme dem geschichtlichen Großereignis näher als die aufwendige Kostümseifenoper von RTÉ. Jedenfalls blieb "Rebellion" in künstlerischer und bildungspolitischer Hinsicht weit hinter der Serie "Seachtar na Cásca" ("Die Ostersieben") von TG4 aus dem Jahr 2010 über die Unterzeichner der irischen Unabhängigkeitserklärung, die nach dem Osteraufstand von den britischen Militärbehörden wegen Hochverrats hingerichtet wurden, zurück.

3. Barry Cunliffe & John T. Koch, "Celtic from the West - Perspektives from Archaeology, Genetics, Language and Literature", Oxbow Books, Oxford, 2012

4. Martin Klaussen & Claudia Kubatzski, "Wie die Sahara zur Wüste wurde", Spektrum der Wissenschaft, 1. Februar, 2000,
http://www.spektrum.de/magazin/wie-die-sahara-zur-wueste-wurde/826065

5. Ian Sample, "Ancient river network discovered buried under Saharan sand", The Guardian (UK), November 10, 2015,
http://www.guardian.com/science/2015/Nov/10/ancient-river-network- discovered-buried-under-saharan-sand

2. Februar 2016


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