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PREIS/217: Sibylle Berg erhält den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor 2019 (documenta-Stadt Kassel)


Pressemitteilung von Dienstag, 28. August 2018
documenta-Stadt Kassel

Sibylle Berg erhält den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor


Im Jahr 2019 erhält die Schriftstellerin Sibylle Berg den "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor". Der Preis, vergeben von der Stiftung Brückner-Kühner und der Stadt Kassel, ehrt die Autorin für den grotesk-komischen und aufklärerischen "Katastrophenschutz" ihrer Romane, Theaterstücke und Kolumnen. Dies gab Oberbürgermeister Christian Geselle jetzt bekannt.

Der "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor", gestiftet von dem Schriftstellerpaar Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner, wird seit 1985 vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und zeichnet Autoren und Autorinnen aus, deren Werk auf hohem künstlerischen Niveau von Komik und Groteske geprägt ist. Der erste Preisträger war Loriot; nach ihm wurden u. a. Ernst Jandl, Irmtraud Morgner, George Tabori, Karen Duve und zuletzt Eckhard Henscheid ausgezeichnet. Die Kasseler Sparkasse unterstützt den Preis großzügig.

Die Preisverleihung findet am 9. März 2019 im Kasseler Rathaus statt. Die Laudatio auf Sibylle Berg hält die Schauspielerin Katja Riemann. Wer den mit 3000 Euro dotierten und auf Vorschlag von Verlagen vergebenen "Förderpreis komische Literatur" erhält, wird im Oktober bekannt gegeben.

Begründung des Stiftungsrates

"Sibylle Berg schreibt klug und mit provozierendem Witz in ihren mit Komik getränkten Romanen, Theaterstücken und Kolumnen über desolate menschliche Existenzen in einer kapitalistisch dekadenten Welt. In virtuos rhythmisierter Sprache will sie ihre Leser durch bitteres Lachen wachrütteln. Dabei kennt sie kein Erbarmen im satirisch- sarkastischen Kampf gegen saturierte Behäbigkeit. Das macht ihre Texte zu Meisterwerken der aufklärerischen Groteske. Der kluge lachende Leser weiß, dass er im Grunde über sich selbst lacht - und Sibylle Berg hört dennoch nicht auf, bevor es weh tut. Wie die Kritik zu Recht lobt, bietet Sibylle Berg ihrem Publikum auf diese Weise die Durchleuchtung der Katastrophe mit Röntgenblick - und das ist die erste Rettungsmaßnahme in Sibylle Bergs aktivem Katstrophenschutz."

Sibylle Berg, geboren in Weimar, schreibt Romane, Kurzprosa, Theaterstücke, Hörspiele, Songtexte, Essays und ist als Regisseurin und Kolumnistin tätig. Im Jahr 1984 beantragte sie ihre Ausreise aus der DDR und verlor daraufhin ihren Arbeitsplatz. In Hamburg studierte sie Ozeanografie und Politikwissenschaften. Seit 1995 lebt sie in Zürich und Tel Aviv und hat die Schweizer Staatsbürgerschaft. Ihr Werk umfasst 21 Theaterstücke und 14 Romane, übersetzt in 34 Sprachen. Bereits ihr Debüt "Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot" (1997), bei dem sie ihre Figuren bei der Glückssuche gnadenlos über die Klinge springen lässt, wurde, wie weitere ihrer Bücher, ein Bestseller. Auch am Theater wird Sibylle Berg für ihre Stücke gefeiert. So erhielt sie 2016 den "Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis" für ihr Gesamtwerk. Seit Januar 2011 schreibt sie für "Spiegel Online" die wöchentlich erscheinende Kolumne "S.P.O.N. - Fragen Sie Frau Sibylle". Für ihre multimedialen Lesungen arbeitete sie mit Künstlern wie Katja Riemann, Matthias Brandt, Mary Ocher, Christian Ulmen, Jan Böhmermann oder der Band Kreidler zusammen. An Böhmermanns und Olli Schulz' ZDF-Talkshow "Schulz und Böhmermann" ist sie seit 2016 mit eigenen satirischen Texten beteiligt. Seit 2013 führt Sibylle Berg auch Regie und lehrt u.a. an der Zürcher Hochschule der Künste Dramaturgie.

"Niemand in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur polarisiert so schön, so fleißig, so gründlich und so erfolgreich wie Sibylle Berg. Sie ist ein Phänomen." Hubert Spiegel, Frankfurter Allgemeine Woche, 29. April 2016

"Buchautorin, Bestsellerschriftstellerin, Rockstar und Sexobjekt. ... Diese Frau ist Liebe." Jan Böhmermann, ZDF Neo Magazin Royale, 19. März 2015

"Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor" und "Förderpreis Komische Literatur"

Der "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor" wurde der Stadt Kassel von der Stiftung Brückner-Kühner zum Geschenk gemacht und erstmals 1985 vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird Sprachkünstler*innen (im ersten Jahrzehnt des Preises auch Literaturwissenschaftler*innen) zugesprochen, deren Werk sich auf hohem künstlerischen Niveau durch Humor, Komik und Groteske auszeichnet. Folgende Personen erhielten die Kasseler Auszeichnung: Loriot, Eike Christian Hirsch, Ernst Jandl, Wolfgang Preisendanz, Irmtraud Morgner, Ernst Kretschmer, Robert Gernhardt, Walter Hinck, Christoph Meckel, Volker Klotz, Hanns Dieter Hüsch, Karl Riha, Max Goldt, Franzobel, Ingomar von Kieseritzky, Peter Bichsel, George Tabori, Franz Hohler, Eugen Egner, Ror Wolf, Katja Lange-Müller, Gerhard Polt, F.W. Bernstein, Peter Rühmkorf, Herbert Achternbusch, Thomas Kapielski, Ulrich Holbein, Wilhelm Genazino, Dieter Hildebrandt, Frank Schulz, Wolf Haas, Karen Duve und zuletzt Eckhard Henscheid.

Den gleichzeitig vergebenen "Förderpreis Komische Literatur" in Höhe von 3000 Euro, gefördert von der Kasseler Sparkasse, erhielten Frank Schulz, Jochen Schmidt, Tilman Rammstedt, Jess Jochimsen, Philipp Tingler, Michael Stauffer, Rebekka Kricheldorf, Jan Neumann, Tino Hanekamp, Wolfram Lotz, Arno Camenisch, Kirsten Fuchs, Ferdinand Schmalz und zuletzt Dagmara Kraus. Die Förderpreisvergabe für das Jahr 2019 ist noch offen; die Entscheidung wird, nach Auswertung der Vorschläge von mehr als 40 Verlagen, voraussichtlich im Oktober fallen.

Die Stiftung Brückner-Kühner wurde 1984 von den Schriftstellern Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner ins Leben gerufen, die 30 Jahre zusammen in Kassel lebten und dort 1996 kurz nacheinander verstarben. Die Stiftung wirkt heute als Literaturzentrum auf den Gebieten des Komischen und der international avancierten Poesie, und sie unterhält das Dichterhaus Brückner-Kühner als Literaturmuseum, um von hier aus die Erinnerung an das Stifterpaar wach zu halten.

Dem Stiftungsrat gehören folgende Personen an: der Literaturprofessor Dr. Dr. h.c. Walter Pape (Vorsitzender, Köln), die Lektorin Dr. Renate Jakobson (Berlin), der Autor und Kasseler Literaturpreisträger Ingomar von Kieseritzky (Berlin), Friederike Emmerling, Leiterin des Verlags S. Fischer Theater und Medien (Frankfurt a.M.), der Literaturwissenschaftler und Autor Christian Maintz (Hamburg), der Literaturprofessor Dr. Uwe Wirth (Gießen), Dr. Thomas Wohlfahrt, Leiter des Hauses für Poesie in Berlin, sowie einmalig, wer mit dem Kasseler Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Geschäftsführender Kurator der Stiftung ist der Literaturwissenschaftler Dr. Friedrich W. Block.

Näheres zum Engagement der Literaturstiftung unter
http://www.brueckner-kuehner.de.

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Quelle:
Pressemitteilung: 28. August 2018
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. August 2018

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