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PROJEKT/197: Indien - Schutz vor Willkür und Vertreibung - Hilfe für Dalit-Familien


die zeitung - terre des hommes, 1. Quartal 2009

Schutz vor Willkür und Vertreibung
Indien: Hilfe für Dalit-Familien

Von Michael Heuer


Jharkhand ist reich an wertvollen Rohstoffen. Trotzdem zählt der indische Bundesstaat zu den ärmsten in ganz Indien. Ein Viertel aller Dörfer hat keinen Strom, sauberes Trinkwasser ist knapp. Die Analphabetenrate ist weit höher als in anderen Regionen des Landes. Reich wurden in Jharkhand bisher vor allem Konzerne, die sich mit Unterstützung der indischen Regierung an die Ausbeutung der wertvollen Bodenschätze gemacht haben. Ohne Rücksicht auf Mensch und Natur nehmen sie immer größere Teile des Landes in ihren Besitz und zerstören so die Lebensgrundlage vieler Menschen.

Besonders betroffen sind davon neben den Adivasis (Ureinwohner) auch die im indischen Kastenwesen als "Unberührbare" bezeichneten Dalits. Die Mehrheit von ihnen lebt unterhalb der Armutsgrenze. Gewalt, Landraub und Vertreibung prägen das Leben der Dalits. Weil die meisten von ihnen weder lesen noch schreiben können, sind sie der Willkür von Behörden und korrupten Beamten hilflos ausgeliefert. Obwohl die indische Verfassung die Diskriminierung ausdrücklich verbietet, kümmert sich der Staat kaum um den Schutz der Dalits und Adivasis. Im Gegenteil: Oft schon wurden Familien mit Versprechen auf angemessene Entschädigung überredet, ihre Dörfer zu verlassen. Umgesiedelt wurden sie dann aber in Gebiete, in denen es kaum Trinkwasser und brauchbare Ackerflächen gab.


Schulbesuch für Mädchen

Um die Lebenssituation der Dalits zu verbessern, hat der terre des hommes-Projektpartner Chetna Bharti damit begonnen, ein Bildungs- und Dorfentwicklungsprogramm für Familien aufzubauen. Im indischen Schul- und Ausbildungssystem haben die "Unberührbaren" kaum eine Chance: Kinder der Dalits sind in den öffentlichen Schulen unterrepräsentiert; viele verlassen die Schule vorzeitig ohne Abschluss. Ein Schwerpunkt der Arbeit von Chetna Bharti liegt in der Förderung von Mädchen, da sie auch in ihren eigenen Familien gegenüber den männlichen Geschwistern benachteiligt werden. Um ihnen die Chance zu geben, am Schulunterricht teilzunehmen, wurden in verschiedenen Dörfern im Gebiet von Chhatra Förderkurse eingerichtet. Jeweils 300 ältere Mädchen werden dort auf den Schulbesuch vorbereitet. Das Programm soll in den kommenden Jahren auf weitere Dörfer der Region ausgedehnt werden.


Recht auf Land

Gemeinsam mit den Dorfbewohnern haben sich die Mitarbeiter von Chetna Bharti das Ziel gesetzt, die Armut zu bekämpfen. Durch Erschließung neuer Ackerflächen, den Bau von Bewässerungssystemen und durch Verwendung natürlicher Düngemittel sollen so die Ernteerträge gesteigert werden. Regelmäßig werden auf Dorfversammlungen die gemeinsamen Maßnahmen besprochen. Immer wieder kommt auch das gemeinsame Vorgehen gegenüber Behörden und Firmen zur Sprache. Die Mitarbeiter von Chetna Bharti helfen den Bewohnern bei juristischen Auseinandersetzungen, wenn es beispielsweise um strittiger Eigentumsrechte von Ackerflächen geht. Langfristig soll durch die Arbeit erreicht werden, dass sich nicht nur die Lebensbedingungen der Dalit-Familien verbessern, sondern auch ihre politischen Einflussmöglichkeiten gegenüber Behörden und Konzernen gestärkt werden.


terre des hommes fördert die Arbeit von Chetna Bharti bis zum Jahr 2011 mit insgesamt 25.000 Euro.


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Quelle:
die zeitung, 1. Quartal 2009, S. 7
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
E-Mail: info@tdh.de
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Mai 2009