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PROJEKT/175: Simbabwe - Gemüsegärten gegen Hunger und AIDS


die zeitung - terre des hommes, 1. Quartal 2007

Die Kräfte der Natur
Simbabwe: Gemüsegärten gegen Hunger und AIDS

Von Claudia Berker


Heute in Simbabwe das Dasein zu fristen, ist für jeden schwer, der nicht im Windschatten der Macht von Präsident Mugabe und seinen Getreuen lebt. Die Wirtschaft liegt am Boden, die Inflationsspirale dreht sich im Wochentakt nach oben (4.580 Prozent im Mai 2007), und einfachste Lebensmittel wie Reis, Zucker und Öl sind zum begehrten Schwarzmarktgut geworden.

Für die meisten Menschen, die im nördlichen Matabeleland, einer ländlichen Region an der Grenze zu Sambia, wohnen, war das Leben nie leicht. Doch in Zeiten wie diesen fehlt nahezu alles: Arbeit, Transportmittel, Dünger und Geräte zur Bestellung der Felder, Medikamente für Mensch und Tier. Und als passe sich die Natur der wirtschaftlichen Krise an, bleibt der Regen aus und lässt aus der mageren Erde mit viel Kalaharisand nur wenig sprießen, was eine Familie satt machen kann.


Überleben sichern

"In vielen Familien hat AIDS Spuren hinterlassen, Frauen müssen ihre Kinder allein erziehen oder sich um die Kinder von Verwandten kümmern; manche Jungen und Mädchen müssen völlig allein zurechtkommen", erklärt Shackson Ncube von der Organisation Environment Africa. Sie hat ein Programm entwickelt, mit dem besonders die Schwächsten in den Dörfern ihr Überleben sichern können: Unter professioneller Anleitung werden Gärten angelegt, in denen allerlei Kohlgemüse, aber auch Möhren, Tomaten, Zwiebeln und Knoblauch wachsen - letzterer ist nicht nur gesund, sondern dient auch der Abwehr von Schädlingen. "Um die kargen Böden fruchtbarer zu machen, wird die Erde außerdem mit Mist und Kompost vermischt", erläutert der Experte von Environment Africa.


Krankheiten verhindern

Mit solchen Techniken haben sich Gärten wie der von Tandiwe Dube gut entwickelt. Die dreifache Mutter muss ihre Kinder Alison, Tambani und Tavita allein großziehen, der Garten macht dies etwas leichter: "Das, was wir nicht selbst benötigen, kann ich weiterverkaufen und so etwas Geld verdienen." Ihr Wissen gibt Tandiwe Dube inzwischen auch an andere im Dorf weiter - als so genannte "Gemeindetrainerin" hilft sie ihren Nachbarn, eigene Gärten anzulegen und trotz Trockenheit und schlechtem Boden Erfolge zu erzielen.

Genug und vor allem gesundes Essen auf dem Teller zu haben, ist insbesondere für Menschen, die mit HIV infiziert sind und oftmals keine Medikamente erhalten, lebenswichtig. Um ihre Abwehrkräfte zu stärken, aber auch die allgemeine Gesundheitslage zu verbessern, macht sich Environment Africa immer wieder die Kräfte der Natur zu Nutze. Eine besondere Rolle dabei spielt ein unscheinbar aussehender Baum, der es aber buchstäblich in sich hat: Proteine, Kalzium, Magnesium, Zink und eine Vielzahl von Vitaminen und weiteren Mineralstoffen stecken in den kleinen dunkelgrünen Blättern des "Moringa Oleifeira", von denen man sagt, sie können bis zu 300 Krankheiten lindern. "Viele denken, Moringa-Blätter seien für Menschen mit AIDS und haben Angst vor Stigmatisierung und Gerüchten. Wir betonen deshalb in unseren Trainings, dass die Bestandteile der Pflanze für jeden hilfreich sind", so Shackson Ncube. Bei mehr als 60 unterernährten Kleinkindern stellen sich jedenfalls sichtbare Erfolge ein: "Dreimal die Woche erhalten die Jungen und Mädchen zusätzlich Haferflockenbrei, dem die zu Pulver zerriebenen Moringa-Blätter untergerührt sind. Das macht sie zusehends kräftiger", berichten die Projektmitarbeiter.

Mit den Erfolgen wachsen indes auch die Herausforderungen: Immer mehr Familien bitten darum, in das Programm aufgenommen zu werden.

terre des hommes unterstützt Environment Africa mit Mitteln der Europäischen Union in Höhe von insgesamt 149.000 Euro.


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Quelle:
die zeitung, 1. Quartal 2007, S. 7
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. September 2007