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PROJEKT/172: Asien - "Das Wasser des Mekong war Medizin"


die zeitung - terre des hommes, 1. Quartal 2007

"Das Wasser des Mekong war Medizin"
Thailand: Unterstützung für die Kinder von Fischern und Kleinbauern

Von Bettina Printz


Er entspringt in den Gletschern Osttibets und führt seine Wasser 4.500 Kilometer weit bis ins Südchinesische Meer. Auf seinem Weg über Südchina, Burma, Laos, Thailand, Kambodscha und Vietnam ernährt der Mekong etwa 60 Millionen Menschen. Auch für die Wirtschaft ist der Fluss von hohem Wert - insbesondere als Energielieferant und Transportweg. Die Region boomt, die Städte wachsen.

Aber die Bewohner der ländlichen Gegenden entlang des Flusses profitieren nicht davon - im Gegenteil: "Vor etwa zehn Jahren war das Wasser des Mekong noch trinkbar", erzählt Poh Amnuay Sisai, ein Fischer aus Baan Naiwiang in Nordthailand: "Aber jetzt ist es dreckig und wenn ich im Fluss bade, ekelt es mich. Man kann sogar Durchfall davon bekommen. Das Wasser des Mekong war Medizin, jetzt ist es Gift."

Durch Öl, Abfälle und Abwasser wird der Fluss immer mehr verschmutzt. Die Vielfalt der Fische, Vögel und Wasserpflanzen sinkt nach Angaben des UNDP (Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen) stark. Durch die Dammbauten in China ist der Wasserspiegel abgesunken, sodass die Fischbestände massiv zurückgehen. "Früher gab es hier viele Fischer und viele Fische", erinnert sich Thongpan Intawong. "Wir haben Restaurants und Märkte beliefert und konnten genug Geld verdienen. Aber nun ist der Fang meistens schlecht. Es gibt immer weniger Fischer hier."

Die Landwirtschaft an den Ufern des Mekong leidet vor allem unter den unvorhersehbaren Schwankungen des Wasserstandes: Früher wurde die Trockenzeit dazu genutzt, in den fruchtbaren Uferböden Salat, Bohnen und andere Nahrungsmittel anzubauen. Die regelmäßigen Überflutungen dienten der Düngung des Bodens vor der nächsten Saat. Heute ist der Mekong unberechenbar: Plötzliche Überschwemmungen führen zur Erosion der Böden und können ganze Ernten zerstören.


Eine Lobby für Fischer, Bauern und Natur

Die terre des hommes-Partnerorganisation ACED (Association for Community and Ecology Development) wurde 1987 gegründet und setzt sich für die Interessen der Fischer und Bauern in der thailändischen Mekong-Provinz Chiang Rai ein. Nachhaltige Landwirtschaft und die Förderung lokaler Kultur - in Chiang Rai leben etwa 30 verschiedene ethnische Minderheiten - sollen die Lebensqualität der Menschen in 20 betroffenen Siedlungen verbessern. Damit die Anwohner des Flusses sich wirkungsvoll für ihre Rechte einsetzen können, hat ACED die Gründung von lokalen Gruppen und Netzwerken angeregt. Einmal im Jahr wird ein Festival für Theater, Musik und Kunst veranstaltet, das dazu beiträgt, die traditionelle Kultur der Region zu erhalten. Durch das Festival, aber auch durch Vorträge, Publikationen, Broschüren, Poster und Filme hat ACED dafür gesorgt, dass die Probleme der Menschen am Mekong weit über die Provinz Chiang Rai hinaus bekannt geworden sind.

In Zukunft sollen insbesondere Kinder und jugendliche beim Einsatz für den Erhalt ihrer Lebensgrundlage unterstützt werden. Auf regelmäßigen Jugendcamps können sie sich austauschen. Für Seminare, Workshops, Versammlungen, Lehrerfortbildungen und Vernetzungstreffen mit anderen Organisationen soll das derzeitige Fortbildungszentrum durch ein größeres ersetzt werden. Außerdem strebt ACED eine Lehrplanänderung in den Schulen Chiang Rais an und entwickelt Unterrichtsmaterialien: Die Kinder von Fischern und Kleinbauern sollen so früh wie möglich Bescheid wissen über die Natur am Mekong - und darüber, wie sie sich für deren Erhalt einsetzen können.

terre des hommes unterstützt ACED und das Mekong Youth-Projekt mit 91.000 Euro.


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Quelle:
die zeitung, 1. Quartal 2007, S. 6
Herausgeber: terre des hommes Deutschland e.V.
Hilfe für Kinder in Not
Ruppenkampstraße 11a, 49084 Osnabrück,
Tel.: 0541/71 01-0, Fax: 05 41/70 72 33
E-Mail: info@tdh.de
Internet: www.tdh.de

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abgegolten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2007