Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → TERRE DES FEMMES

MELDUNG/071: Weltgesundheitstag - WHO ignoriert Millionen Betroffener von Genitalverstümmelung


Terre des Femmes - Pressemitteilung vom 4. April 2014

Weltgesundheitstag 7.4.2014

Weltweit sind doppelt so viele Mädchen und Frauen von Genitalverstümmelung betroffen wie von der Weltgesundheitsorganisation erfasst



Berlin, 4.4.2014. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UNICEF leben weltweit 140 Millionen Mädchen und Frauen, die an ihren Genitalien verstümmelt wurden. Erfasst werden jedoch nur Betroffene in Afrika und im Nordirak. "Weibliche Genitalverstümmelung ist kein 'afrikanisches Problem', sondern ein weltweites. WHO und UNICEF ignorieren, dass Genitalverstümmelung auch in Asien praktiziert wird", so Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES. Nach Berechnungen von TERRE DES FEMMES sind eher doppelt so viele Mädchen und Frauen an ihren Genitalien beschnitten, denn auch im mittleren Osten und Südostasien wird Genitalverstümmelung praktiziert. Allein in Indonesien mit 88% islamischer Bevölkerung sind 100 Millionen Mädchen und Frauen beschnitten. Der Rat der Islamgelehrten erklärte 2008 diesen Eingriff zur religiösen Pflicht. Studien von USAID und der University of Indonesia geben an, dass regional bis zu 99% der Mädchen und Frauen betroffen sind.

Christa Stolle fordert deshalb "dass WHO und UNICEF die Verbreitung von Genitalverstümmelung an Mädchen und Frauen weltweit zu dokumentieren und zu veröffentlichen, damit die tatsächliche Bedrohungslage - auch für Mädchen in Deutschland - deutlich wird. Nur so entsteht der notwendige Handlungsdruck für die Internationale Gemeinschaft und die jeweiligen Regierungen, wirkungsvolle Maßnahmen zum Schutz der bedrohten Mädchen und zur Überwindung der Menschenrechtsverletzung weltweit zu ergreifen."

Am 6. Februar 2014 startete TERRE DES FEMMES zusammen mit Watch Indonesia! in Deutschland und Kalyanamitra in Indonesien die Petition "Genitalverstümmelung in Indonesien - Schutz statt Verharmlosung". Gefordert wird von der indonesischen Regierung die Einhaltung internationaler Verträge zum Schutz von Frauenrechten durch die Umsetzung eigener Gesetze gegen Genitalverstümmelung und die Aufklärung der Bevölkerung. Die Unterschriftenlisten werden voraussichtlich am 11. Oktober 2014, dem dritten Weltmädchentag, in Deutschland und Indonesien übergeben.

Gewalt ist die häufigste Ursache für Gesundheitsprobleme von Mädchen und Frauen. Insbesondere weibliche Genitalverstümmelung hat schwerwiegende, langfristige Folgen für die Gesundheit. Das Infektionsrisiko und die psychischen Folgen sind erheblich. Bei schweren Formen der Praktik leiden Betroffene unter Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Schmerzen bei der Menstruation, wiederkehrende Infektionen, Zysten, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie massive Schwierigkeiten bei Schwangerschaft und Geburt.


TERRE DES FEMMES ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Mädchen und Frauen, die durch Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit, persönliche Beratung, Förderung von Projekten und internationale Vernetzung von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen unterstützt. TERRE DES FEMMES klärt auf, wo Mythen und Traditionen Frauen das Leben schwer machen, protestiert, wenn Rechte beschnitten werden und fordert eine lebenswerte Welt für alle Mädchen und Frauen - gleichberechtigt, selbstbestimmt und frei! Unsere Schwerpunktthemen sind Häusliche und sexualisierte Gewalt, Zwangsheirat und Ehrverbrechen, weibliche Genitalverstümmelung, Frauenhandel und Zwangsprostitution. Der Verein wurde 1981 gegründet, die Bundesgeschäftsstelle befindet sich in Berlin.

Weitere Informationen unter:
www.frauenrechte.de

*

Quelle:
Pressemitteilung vom 4. April 2014
Bundesgeschäftsstelle TERRE DES FEMMES e. V.
Brunnenstr. 128, 13355 Berlin
Telefon: 030 40504699-0, Fax: 030 40504699-99
E-Mail: info@frauenrechte.de
Internet: www.frauenrechte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. April 2014