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TREFFPUNKT TEL AVIV/007: "Es geht nicht um eine Konfrontation mit Israel" (Martin Forberg)


Initiative "Welcome to Palestine" - 6. Juli 2011

"Es geht nicht um eine Konfrontation mit Israel, sondern um den Besuch palästinensischer Städte"

Von Martin Forberg


Das Projekt "Welcome to Palestine" hat in dieser Woche ein starkes Echo ausgelöst - vor allem in den israelischen, aber auch in internationalen Medien. "Willkommen in Palästina - wenn ihr hinein kommt" ist ein Kommentar von Sam Bahour im britischen "Guardian" überschrieben.[1]

Bahour, Koordinator der "Kampagne für das Recht auf Einreise" [2] macht darauf aufmerksam, dass die israelische Regierung aktuell auch das Recht der Palästinenserinnen und Palästinenser in Frage stellt, Besucher zu empfangen.

Die palästinensische Aktivistin Lubna Marsawa betont gegenüber der israelischen Tageszeitung "Ha'aretz" (in der Internetversion der englischsprachigen Ausgabe vom heutigen Mittwoch), dass es nicht um eine "Konfrontation mit Israel" gehe, sondern darum, "palästinensische Städte in der West Bank und auch Jerusalem" zu besuchen.[3]

Diese Richtigstellung kommt nicht von ungefähr, hatten doch verschiedene Medien berichtet, die internationalen Besucherinnen und Besucher planten, den Flughafen Ben Gurion "lahmzulegen".

Auch der Deutsche Koordinationskreis Palästina Israel, KoPI [4] erklärt:

"Der Wunsch der Aktivisten ist, nach Palästina zu reisen, ohne andere Beweggründe bei den israelischen Kontrollen vorzutäuschen. Die Medienberichte über geplante Demonstrationen am Flughafen in Tel Aviv oder gar über die Lahmlegung des Flughafens sind falsch und wurden nicht von den Organisatoren dieser Initiative verbreitet."

Die Pressekoordinatorin des Projekts "Welcome to Palestine" in den Vereinigten Staaten betont:

"Nirgendwo in den Pressemitteilungen oder auf Websites steht, dass die Reisenden planen, Flüge zu stören. Vielmehr haben palästinensische Graswurzelorganisationen in der West Bank und in Ost-Jerusalem sie zu einer Woche mit Meetings, Events und sozialen Veranstaltungen eingeladen."

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu betrachtet die Ankunft der Reisenden dennoch als "Fortsetzung der Bemühungen, Israels Existenzrecht zu unterminieren".[5] Und der Minister für innere Sicherheit Yitzhak Aharomowitz sagte gegenüber der israelischen Presse: "Wir werden diese Hooligans daran hindern, einzureisen." Das berichtet Noam Sheizaf in der unabhängigen Internetzeitschrift "+972".

Ha'aretz beschreibt folgendes Szenario:

"Hunderte Polizisten, darunter Mitglieder der speziellen Antiterroreinheit Yasam werden am Flughafen Ben Gurion sein, um mit den erwarteten Demonstrationen umzugehen. Sie werden vom Sicherheitspersonal der israelischen Flughafenbehörde unterstützt werden." [3]

Besonders irritierend bleibt die Feststellung in dem Artikel, die israelischen Behörden würden damit rechnen, dass "die Aktivisten versuchen, einzeln durch die Passkontrolle zu schlüpfen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen." Heißt es doch in allen Erklärungen zu "Welcome to Palestine", dass die Reisenden ganz deutlich ihr Reiseziel Palästina angeben werden. Es muss offen bleiben bleiben, ob die Vorstellung von den "schlüpfrigen" Aktivisten - neben dem Begriff "Hooligans" - ein weiteres Negativbild in Umlauf bringen soll, oder ob die verschiedenen israelischen Stellen hier nur einfach schlecht informiert sind.

Das israelische Außenministerium habe die Länder, aus denen die Reisenden kommen und die entsprechenden Fluglinien nicht gebeten, sie am Abflug zu hindern, schreibt Ha'aretz. Andere Berichte hatten diesen Eindruck nahegelegt.[6]

Das Ministerium hoffe jedoch, die "Grundlage für die erwarteten Massenausweisungen zu bereiten." Wie schrieb doch Sam Bahour im "Guardian": "Willkommen in Palästina - wenn ihr hinein kommt."


Quellen:
[1] http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2011/jul/05/welcome-to-palestine-israel
[2] http://www.righttoenter.ps/
[3] http://www.haaretz.com/print-edition/news/hundreds-of-pro-palestinian-activists-planning-to-fly-to-israel-as-counterpart-to-gaza-flotilla-1.371641
[4] http://www.kopi-online.de/8juli2011/
[5] http://972mag.com/tlv2047-572011/
[6] http://www.jpost.com/Defense/Article.aspx?id=228070


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Quelle:
Initiative "Welcome to Palestine"
E-Mail: palestinianspring@gmail.com
Martin Forberg, E-Mail: martin.forberg@web.de
Offizielle englischsprachige Website: www.palestinejn.org
Kontakt: info@palestinejn.org
Offizielle deutschsprache Website: www.kopi-online.de
Kontakt: kontakt@freegaza.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2011