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FLUCHT/028: Kessel Nahost - lebensgefährliches Sticheln (SB)


Flüchtlingsproteste in Tunesien - 26. Mai 2013

Menschen im Flüchtlingslager Choucha abermals ohne Trinkwasser



Nach Angaben eines Blogs zur Unterstützung der Flüchtlingsproteste im tunesischen Flüchtlingslager Choucha vom 25. Mai 2013 [1] wurde in dem Wüstenlager den dort verbliebenen Menschen am vergangenen Donnerstag abermals das Trinkwasser abgestellt. "Choucha protest solidarity" forderte die Verantwortlichen auf, umgehend die Versorgung mit dem Allerlebensnotwendigsten, was ein Menschen zum Leben braucht, wiederherzustellen, und verurteilte diese Maßnahme als einen abermaligen Versuch, die Flüchtlinge und Asylbewerber, die sich noch immer in Choucha aufhalten, zum Verlassen des Lagers zu zwingen.

Bekanntlich soll dieses nahe der libyschen Grenze gelegene Lager, das vor über zwei Jahren vom UNHCR errichtet worden war, um bis zu 20.000 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Libyen aufzunehmen, Ende Juni 2013 endgültig geschlossen werden. Doch anstatt für die verbliebenen Menschen eine annehmbare Lösung zu suchen, wird ihnen das Überleben unmöglich gemacht. Auf dem Blog wird gegen dieses für hunderte Menschen lebensbedrohliche Vorgehen aufs schärfste protestiert.

Den Angaben zufolge sollen Flüchtlinge aus dem Lager bereits von der einheimischen Bevölkerung bedroht worden sein, seitdem sie sich, da die übrigen Versorgungsleistungen schon seit längerem eingestellt wurden, gezwungen sehen, nach Ben Guerdan zu gehen, um dort kleinste Jobs zu finden und dringendste Einkäufe zu tätigen. So soll es schon vorgekommen sein, daß sie sich aus Angst von einer aufgebrachten Menschenmenge in Taxis retten mußten, die sie ins Lager Choucha zurückbrachten.

Als am 14. Mai der tunesische Minister für Soziale Angelegenheiten, Khalil Zawi, das Flüchtlingslager besuchte, hatten die dort lebenden Menschen gegen die ihnen am Tag zuvor angekündigten Maßnahmen, nämlich daß ihnen allen die Fingerabdrücke abgenommen und sie "lokal integriert" werden sollen, obwohl ihnen die Bevölkerung feindselig gegenübersteht, protestiert.

In dem Lager leben zum einen Flüchtlinge, die einen vom UNHCR anerkannten Flüchtlingsstatus haben und in das sogenannte Resettlement- Verfahren, durch das sie in ein sicheres Drittland gebracht werden sollen, aufgenommen wurden. Nach Angaben der tunesischen Behörden sei das UNHCR für diese Menschen verantwortlich. Für alle übrigen jedoch, denen die Anerkennung als Flüchtlinge verweigert wurde, sei niemand verantwortlich.

Die geflohenen Menschen ihrerseits lassen sich nicht auf diese Weise aufspalten und gegeneinander ausspielen. So sollen sich anerkannte Flüchtlinge, die auf ihr "Resettlement" in die USA warten und die aufgefordert wurden, sich bis zu ihrer Abreise an einen anderen Ort zu begeben, geweigert haben, das Lager Choucha zu verlassen aus Solidarität mit all den Menschen, deren weiteres Schicksal völlig ungeklärt ist, weil sie das Lager nicht "freiwillig" verlassen und sich nicht, wie ihnen zugedacht, in die lokale Umgebung "integrieren" können.


Fußnote:

[1] http://chouchaprotest.noblogs.org/

26. Mai 2013