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MELDUNG/009: ROG-Preis für Pressefreiheit 2010 verliehen (ROG)


Reporter ohne Grenzen e.V.
Deutsche Sektion von Reporters sans frontières

Pressemitteilung vom 9. Dezember 2010

ROG-Preis für Pressefreiheit 2010:
Iranischer Journalist und somalische Radiostation geehrt


Reporter ohne Grenzen (ROG) hat den iranischen Journalisten Abdolresa Tadschik am 9. Dezember in Paris als "Journalist des Jahres" ausgezeichnet. In der zweiten Kategorie "Medium des Jahres" ging der Preis an die somalische Hörfunkstation "Radio Shabelle". Mit dem jährlichen Preis würdigt ROG Journalisten und Medien für ihren besonderen Einsatz für Pressefreiheit und Menschenrechte. Auch in diesem Jahr vergibt ROG die Auszeichnung wieder gemeinsam mit dem Medienhandelsunternehmen "FNAC".

Abdolresa Tadschik ist Journalist und Mitglied des "Zentrums für Menschenrechtsverteidiger" ("Centre for Human Rights Defenders", CHRD). Am 12. Juni 2010 wurde er zum dritten Mal in diesem Jahr verhaftet und sitzt seitdem im Gefängnis. Er arbeitete zuvor als politischer Redakteur bei reformorientierten Zeitungen, die von den Behörden geschlossen oder mehrfach suspendiert wurden, darunter "Fateh", "Bahar", "Bonjan", "Hambastegi" und "Schargh". In seinen Artikeln schrieb er regelmäßig über Verstöße gegen das Recht auf freie Rede und berichtete über Festnahmen von Journalisten seit der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad im Juni 2009.

"Abdolresa Tadschik gehört zu den mutigsten Menschenrechtsaktivisten und Journalisten im Iran", sagt Michael Rediske, ROG-Vorstandssprecher und Mitglied der international besetzten Jury des Preises für Pressefreiheit. "Seinen Einsatz für das Recht auf freie Rede führte er trotz furchtbarer Konsequenzen jahrelang beharrlich fort", so Rediske weiter. Durchschnittlich habe Tadschik im Jahr zehn Vorladungen für Anhörungen vor Gericht oder Verhören durch die Geheimdienste erhalten. Im Gefängnis sei er Opfer schwerster Folterungen geworden.

"Radio Shabelle" ist eine der bekanntesten privaten Radiostationen in Somalia. Die Mitarbeiter sind ständiger Gewalt und regelmäßigen Drohungen ausgesetzt. Inmitten von Chaos und Zerstörung in dem nordostafrikanischen Land hält der Sender seinen Betrieb in Mogadischu aufrecht. "Radio Shabelle" versucht, unabhängig über somalische Ereignisse zu berichten und lehnt es ab, Sprachrohr von Gruppierungen oder Individuen zu sein. Deswegen ist die Radiostation zu einem führenden Ziel der islamistischen Milizen Al-Shabaab und Hizb Al-Islam geworden. Im Juni 2009 wurde der Leiter von "Radio Shabelle", Mukhtar Mohamed Hirabe, auf dem Weg in die Innenstadt von Mogadischu mit vier Kopfschüssen getötet. Sein Vorgänger, Bashir Nur Gedi, wurde im Jahr 2007 ermordet.

Der Preis für Pressefreiheit und Menschenrechte wurde in diesem Jahr zum 19. Mal verliehen. Die internationale Jury bestand aus Journalisten und Menschenrechtsaktivisten.


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Quelle:
Pressemitteilung, 9.12.2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Dezember 2010