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STANDPUNKT/219: Oxfam - Weltgemeinschaft lässt Geflüchtete im Stich (Oxfam)


Oxfam - Berlin/New York, Pressemitteilung vom 18. September 2017

Oxfam: Weltgemeinschaft lässt Geflüchtete im Stich

Hilfsorganisation fordert anlässlich von UN-Verhandlungen verbindliche Zusagen für Aufnahme, Unterstützung und Schutz


Ein Jahr nach dem historischen UN-Flüchtlingsgipfel vom 19. September 2016 wirft die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam der internationalen Gemeinschaft vor, hinter ihren Zielen zur Lösung der weltweiten Krise zu Flucht und Migration zurückzubleiben.

Beim UN-Gipfel zu Flüchtlings- und Migrationsbewegungen am 19. September 2016 hatten die Staats- und Regierungschefs sich verpflichtet, innerhalb von zwei Jahren ihrer Verantwortung für Menschen auf der Flucht und in Migration gerecht zu werden und ein weltweites Abkommen zur Verbesserung von deren Lage zu schließen. Nach der Hälfte der Zeit ist jedoch kein Fortschritt zu beobachten. Im Gegenteil ist in vielen Teilen der Welt eine diskriminierende und fremdenfeindliche Politik auf dem Vormarsch, UN-Hilfsaufrufe sind chronisch unterfinanziert.

Während beispielsweise die sechs reichsten Länder gerade einmal neun Prozent der Geflüchteten aufgenommen haben, halten sich allein in Uganda über eine Million Geflüchtete aus dem Südsudan auf, von denen 80 Prozent innerhalb des vergangenen Jahres eingetroffen sind. Von den für Unterbringung und Ernährung benötigten zwei Milliarden US-Dollar haben reiche Länder bisher weniger als ein Viertel bereitgestellt.

Winnie Byanyima, Geschäftsführerin von Oxfam International, kommentiert: "65 Millionen Menschen weltweit waren 2016 gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Die Staats- und Regierungschefs insbesondere der reichen Staaten können vor diesem Leid nicht die Augen verschließen oder so tun als gäbe es keine globale Lösung. Die Verantwortlichen müssen jetzt ihr Versprechen einlösen, das internationale System der Flüchtlingshilfe von Grund auf zu überarbeiten."

Beim New Yorker Gipfel vor einem Jahr haben sich vor allem Staaten wie Indien und Saudi Arabien, die bisher keine aktive Flüchtlingspolitik betreiben, am stärksten für eine gerechtere und zuverlässigere internationale Lastenteilung zum Schutz und Wohl von Flüchtlingen ausgesprochen. Als einzige Vertragsstaaten der Genfer Flüchtlingskonvention haben sich Deutschland und die Türkei ebenfalls in diesem Sinn geäußert.

Robert Lindner, Referent für Krisen und Konflikte von Oxfam Deutschland: "Die Bundesregierung muss jetzt mit voller Kraft daran arbeiten, das für nächstes Jahr angestrebte Flüchtlingsabkommen zu einem Erfolg zu machen. Alle Staaten müssen dazu konkrete und nachprüfbare Verpflichtungen für einen besseren weltweiten Flüchtlingsschutz eingehen. Dazu gehören verbindliche Zusagen für Aufnahme, Unterstützung und Schutz von Menschen auf der Flucht. Staatliche Praktiken wie etwa die EU-Migrationsabkommen mit Drittstaaten, die geflüchtete Menschen grundlegender Rechte berauben und sie noch weiter in Gefahr bringen, müssen dagegen umgehend beendet werden."

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Quelle:
Pressemitteilung vom 18. September 2017
Oxfam Deutschland e.V.
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Telefon: +49 - 30 - 453069-0, Telefax: +49 - 30 - 453069-401
E-Mail: info@oxfam.de
Internet: www.oxfam.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. September 2017

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