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OFFENER BRIEF/065: DAPL - Offener Brief an die Deutsche Bank (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - 9. Mai 2017

DAPL: Offener Brief an die Deutsche Bank

Von Wasser ist Leben Berlin - Solidarität mit #NoDAPL [1], März 2017


John Cryan
Geschäftsführer
Deutsche Bank AG
22. März 2017

Sehr geehrter Herr Cryan,

wir sind eine Gruppe von Organisationen, die sich dem Kampf gegen Rassismus und für Umweltgerechtigkeit in Deutschland und der Welt verschrieben hat. Wir schreiben Ihnen heute, um zu fordern, dass die Deutsche Bank sämtliche Investitionen in die Dakota Access Pipeline (DAPL) sowie in Firmen, die dieses Projekt fördern, zurückzieht.

Die DAPL wird täglich 570.000 Barrel Rohöl weniger als eineinhalb Kilometer flussaufwärts vom Gebiet der Standing Rock Sioux über den Missouri River transportieren. Pipelines sind bekannt dafür, dass sie brechen und lecken, wodurch gefährliche Chemikalien in den Boden und das Wasser sickern, auf dem sie gebaut wurden. Ursprünglich sollte die DAPL North Dakotas Hauptstadt Bismarck durchqueren, wurde jedoch unter anderem aufgrund der unhaltbaren Kontaminationsrisiken für die städtische Wasserversorgung von der mehrheitlich weißen Stadt weg geleitet. Die DAPL führt nun, unter Verletzung von Vertragsrechten, durch das Land der Standing Rock Sioux, wo sie historische und heilige Stätten gefährdet.

Die Konstruktion der DAPL hat nicht nur die Souveränität der Sioux missachtet, sondern das Projekt wurde auch trotz überwältigendem Widerstandes der Standing Rock Sioux und hunderter anderer indigener Nationen in Nordamerika, sowie weltweit von Organisationen für Umwelt- und soziale Gerechtigkeit weitergeführt. Die Umleitung hat das Risiko direkt auf indigene Gemeinschaften verlagert. Sie gefährdet außerdem das Trinkwasser von 18 Millionen Menschen und bedroht einen der größten unterirdischen Grundwasserspiegel der Welt: den Ogallala Aquifer.

Die Konstruktion der DAPL ist ein großes Unrecht. Sie ist ein klarer Ausdruck von Umweltrassismus, der eine Missachtung von Vertragsrechten in einem System von andauerndem Kolonialismus demonstriert. Die Pipeline sollte umgehend abgebaut werden.

Die Deutsche Bank spielt eine Rolle in der Dakota Access Pipeline. Auf Ihrer Website [2] bekennen Sie sich klar und deutlich zur Nachhaltigkeit und zur Wahrung von geschützten Ökosystemen und Kulturstätten. An der gleichen Stelle behaupten Sie, die Deutsche Bank sei nicht involviert in eine Direktfinanzierung der DAPL, wobei Sie sich öffentlich von einem Projekt distanzieren, welches sie implizit als unverantwortlich betrachten. Obschon es stimmt, dass die Deutsche Bank nicht Teil des Konsortiums von siebzehn Organisationen (bald sechzehn, da die Bayerische Landesbank ihre Investitionen in die DAPL zurückzieht) ist, welches die Pipeline direkt finanziert, so finanziert sie doch eben jenes Konsortium. Anders gesagt, ist die die Deutsche Bank kein Finanzierer ersten Grades, sondern zweiten Grades, womit sie sich der Mittäterschaft schuldig macht. Die Deutsche Bank hat Sunoco Logistics Partners L.P. 100.000.000 Dollar und Energy Transfer Equity L.P. 61.437.500 Dollar als revolvierenden Kredit gewährt. Die Deutsche Bank ist auch ein Aktionär mit 3% bei Energy Transfer Partners, L.P. Das alles sind Unternehmen, welche die Pipeline direkt finanzieren [3]. Es ist heuchlerisch von der Deutschen Bank, einerseits von der DAPL zu profitieren und sich andererseits öffentlich davon zu distanzieren.

Aus diesem Grund, Herr Cryan, fordern wir von der Deutschen Bank, folgende Maßnahmen zu ergreifen:

1.) Folgen Sie dem Beispiel vieler großer internationaler Banken und Städte und ziehen Sie umgehend ihre Investitionen in die DAPL und in Firmen, die diese finanzieren, zurück.

2.) Beziehen Sie öffentlich und explizit Stellung gegen die DAPL, was Sie ja bereits implizit auf ihrer Website getan haben.

3.) Führen Sie innerhalb von sechs Monaten eine umfassende Restrukturierung des Rahmenwerks für Umwelt- und gesellschaftliche Risiken der Deutschen Bank durch, um indigene Souveränität und Vertragsrechte mit einzuschließen.

4.) Geben Sie jegliche bisherigen Gewinne aus Investitionen in die DAPL an die Standing Rock Sioux.

Die Deutsche Bank hat in der Vergangenheit bereits unverantwortliche und ungerechte Investitionen zurückgenommen. Wir fordern Sie dazu auf, dies erneut zu tun: Rechenschaft abzulegen als eine finanzielle Institution vor den Augen der Welt, Stellung zu beziehen gegen Ungerechtigkeit, Seite an Seite mit vielen anderen Banken und Städten, die ihre Investitionen zurückgezogen haben, und ihre eigenen Verantwortlichkeitsmaßstäbe einzuhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Wasser ist Leben Berlin

AEPC Global
Americans Resisting Overseas
American Expats for Positive Change
Berlin Stands with Standing Rock
Ende Gelände
Fossil Free Deutschland
glokal e.V. - machtkritische Bildung und Beratung
Indivisible Claremont
Madrid Resistance
Matt Remle, http://www.LastRealIndians.com
Progressive American Action League Oslo
Progressive Action, Global Exchange
Progressive Action, Global Exchange Niger
Progressive Action, Global Exchange Abidjan
Red Haircrow
Resistance Events Italy
Thomas Mütze, Bündnis 90 / die Grünen im Bayerischen Landtag
The Coalition
Wasser ist Leben Berlin
Women in Exile
Women's March Barcelona 350.org

Gruppen und Organisationen können den offenen Brief unter [4] unterschreiben. Einzelpersonen können die Online-Petition unterschreiben (siehe [5]).


Anmerkungen:

[1] https://wasseristlebenberlin.wordpress.com/about/
[2] https://www.db.com/newsroom/en/preservation-of-sensitive-protected-sites.htm
[3] https://www.foodandwaterwatch.org/news/who's-banking-dakota-access-pipeline
[4] https://docs.google.com/forms/d/1nCf-IyrZeN1y3e5gnWHorx2xVbEKcV0OLvYC0cZ7mjo/viewform?edit_requested=true
[5] https://actionnetwork.org/petitions/call-on-deutsche-bank-to-divest-from-dapl?source=direct_link&


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

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Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail: johanna.heuveling@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Mai 2017

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