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APPELL/050: Unterstützungserklärung für türkische Hochschulangehörige (NatWiss)


NaturwissenschaftlerInnen-Initiative
Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit e.V.

Unterstützungserklärung für türkische Hochschulangehörige

Berlin, den 21. April 2016


Die NaturwissenschaftlerInnen-Initiative Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit e.V. unterstützt den Aufruf der 1.128 Unterzeichner von "Akademiker für den Frieden" in der Türkei von Anfang Januar 2016, die darin dazu aufrufen den Konflikt der türkischen Regierung mit den Kurden nicht mit kriegerischen Mitteln auszutragen, sondern friedlich, am Verhandlungstisch. Sie fordern ein unverzügliches Ende der militärischen Auseinandersetzungen.

Die türkischen Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des Aufrufs werden und wurden strafrechtlich verfolgt, etliche haben ihre Arbeitsstelle verloren. Sie wurden von Präsident Erdogan zu "Vaterlandsverrätern" erklärt und vom dortigen Hochschulrat (YÖK) zum Rücktritt aufgefordert. Am 22.4.2016 beginnt der Strafprozess gegen die ersten vier Unterzeichner in Istanbul.

Die kriegerische Verfolgung der Kurden hat bereits jetzt zu einer Eskalation und einer Spirale der Gewalt geführt, die Wunden hinterlassen hat, die nur schwer zu heilen sind. Die ostanatolische Stadt Cizre war wochenlang abgesperrt und wurde bombardiert, so dass sie heute stellenweise den zerstörten Städten im benachbarten Syrien gleich. Auf der anderen Seite haben kurdische Extremisten Bombenanschläge verübt, die viele Menschen getötet haben.

Wir protestieren in aller Schärfe dagegen, dass Menschen, die zum Frieden aufrufen, kriminalisiert und zu Terroristen erklärt werden. Aus unserem Selbstverständnis als Naturwissenschaftler, die teilweise ebenfalls an Universitäten arbeiten, erklären wir uns solidarisch mit den türkischen Kollegen und fordern die türkische Regierung auf, die strafrechtliche Verfolgung unserer Kolleginnen und Kollegen sofort zu beenden, die militärische Aggression gegen die Kurden einzustellen und einen friedlichen Weg zur Konfliktlösung zu beschreiten.

Wir fordern die deutsche Bundesregierung auf, die Menschenrechtsverletzungen der türkischen Regierung zu verurteilen und die Wiederherstellung rechtsstaatlicher Verhältnisse in der Türkei anzumahnen.

Wir rufen dazu auf gegen den Prozess in der Türkei zu protestieren. Eine deutsche Unterstützergruppe gibt es unter [1].

Herr Erdogan, stellen Sie die Repression in Ihrem Land unverzüglich ein! Machen Sie aus der Türkei wieder einen Rechtsstaat.


Die Unterstützungserklärung kann hier abgerufen werden:
http://natwiss.de/fileadmin/user_upload/Unterstuetungserklaerung_fuer_tuerkische_Hochschulangehoerige_160421.pdf


[1] https://www.change.org/p/hochschulangeh%C3%B6rige-an-deutschen-hochschulen-keine-repression-f%C3%BCr-die-akademiker-des-friedensaufrufes-in-der-t%C3%BCrkei

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Quelle:
NaturwissenschaftlerInnen-Initiative
Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit e.V.
Marienstraße 19/20, 10117 Berlin
Telefon: (030) 31996686, Fax: (030) 31996689
E-Mail: info@natwiss.de
Internet: www.natwiss.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2016

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