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FREE GAZA/101: Jonathan Cook - Israels Angriff auf uns alle (Tlaxcala)


Tlaxcala - das Übersetzernetzwerk für sprachliche Vielfalt

Der Überfall auf den Schiffskonvoi nach Gaza
Israels Angriff auf uns alle

Von Jonathan Cook, Nazareth
Übersetzt von Hergen Matusik, Tlaxcala


Es ist ziemlich erstaunlich, dass Israel während der vergangenen 12 Stunden in der Lage war eine effektive Nachrichtensperre in derselben Weise zu verhängen wie während des Angriffs auf Gaza vor 18 Monaten, während unsere Medien und Nachrichtendienste es willig zulassen, dass Sprecher der Israelis sich äußern, ohne dabei irgendwie in Frage gestellt zu werden.

Wie viele Zivilisten wurden während des israelischen Überfalls auf den Schiffskonvoi mit Hilfsgütern nach Gaza in der Dämmerung getötet? Wir wissen es immer noch nicht. Wie viele wurden verwundet? Eure Schätzung ist ebenso gut wie meine. Waren die Hilfsaktivisten mit Schusswaffen bewaffnet? Israel sagt, ja. Steckten sie unter einer Decke mit Al Qaida und Hamas? Mit Sicherheit, sagt Israel. Handelten die Soldaten verantwortlich? Natürlich, sie waren in Gefahr, gelyncht zu werden.

Bräuchten wir irgendwelche Beweise für das Ausmaß, in dem westliche Fernsehjournalisten sich darauf beschränken, lediglich Stenographen der Macht zu sein, so werden sie von der BBC, CN und anderen reichlich geliefert. Mark Regev, Israels Chef-Propagandist hat die verfügbare Sendezeit weitgehend für sich.

Die Passagiere auf den Schiffen wurden von Israel gekidnappt und es ist ihnen verwehrt, eine alternative Schilderung der Ereignisse zu liefern. Wir dürfen davon ausgehen, dass sie in erzwungenem Schweigen verharren werden, bis Israel sicher ist, dass es die Nachrichtenlage beherrscht.

Lasst uns also ein paar Tatsachen festhalten, bevor wir endgültig mit israelischer Propaganda eingedeckt werden:

Israelische Soldaten haben die Schiffe unter Missachtung internationalen Rechts in internationalen Gewässern gestürmt und Kriegsverbrechen begangen, indem sie Zivilisten töteten. Die Gegenbehauptung der israelischen Befehlshaber, dass die Soldaten auf eine drohende Lynch-Aktion antworteten, sollte mit der deutlich hörbaren Verachtung zurückgewiesen werden, die sie verdient.

Die israelische Regierung genehmigte das Entern der Hilfsschiffe durch eine Eliteeinheit. Die Soldaten waren mit automatischen Waffen ausgerüstet, um die Zivilisten an Bord unter Kontrolle zu bringen, jedoch nicht mit der Ausrüstung, um protestierende Menschenmengen aufzulösen [/etwa Tränengas, A.d.Ü./] die sie im Fall von Widerstand hätten anwenden können. Wie auch immer die speziellen Umstände der Konfrontation waren, Israel muss zur Verantwortung gezogen werden, dass das Leben aller Zivilisten an Bord der Schiffe, darunter ein Säugling und ein Überlebender des Holocaust, in Gefahr gebracht wurde.

Israel hat kein Recht, die Gewässer vor Gaza zu kontrollieren, als gehörten sie zu seinem Territorium, und Hilfs-Konvois, die auf diesem Wege nach Gaza zu gelangen versuchen, zu stoppen. Indem es das tut, beweist es, dass es die kriegerische Blockade der 1,5 Millionen Einwohner weiter aufrechterhält. Und wenn es Gaza besetzt hält, dann ist es nach internationalem Recht verantwortlich für das Wohlergehen der Einwohner des besetzten Gebietes. Da Israel den Palästinensern in Gaza durch seine Blockade während der letzten vier Jahre ein Regime des Hungers aufgezwungen hat, hätte das Land schon vor langer Zeit offiziell wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt werden sollen.

Heute hat sich Israel dazu entschieden, seinen tödlichen Angriff nicht nur gegen die unter Besatzung lebenden Palästinenser, sondern gegen die internationale Gemeinschaft insgesamt zu richten.

Wird dies unsere Führer endlich dazu bewegen, endlich zu handeln?


Quelle:
Raid on the Gaza Flotilla - Israel's Attack on Us All
http://www.counterpunch.org/cook05312010.html
Originalartikel veröffentlicht am 31.05.2010

Über den Autor
Jonathan Cook, Schriftsteller und Journalist in Nazareth.

Hergen Matusik ist ein Mitglied von Tlaxcala, dem Übersetzernetzwerk für sprachliche Vielfalt. Diese Übersetzung kann frei verwendet werden unter der Bedingung, daß der Text nicht verändert wird und daß sowohl der Autor, die Übersetzerin, der Prüfer als auch die Quelle genannt werden.


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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2010