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ATTAC/1084: Plagiat - Attac bringt "Financial Crimes" in Umlauf


Attac Deutschland - Pressemitteilung vom 29. September 2010

* Zum Verwechseln ähnlich: Attac bringt "Financial Crimes" in Umlauf
* Aktive verteilen 120.000 Zeitungen / Weitere 120.000 als Taz- und ND-Beilage


Aktivistinnen und Aktivisten des globalisierungskritischen Netzwerkes Attac verteilen am heutigen Mittwoch - im Rahmen eines dezentralen Bankenaktionstages von Attac - in mehr als 130 Städten rund 120.000 Zeitungen mit dem Titel "Financial Crimes". Weitere 120.000 Exemplare werden am morgigen Donnerstag der Taz und dem Neuen Deutschland beiliegen. Die Financial Crimes von Attac sieht der bekannten Tageszeitung "Financial Times" auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich. Doch statt der sonst üblichen tagesaktuellen Berichterstattung finden sich in dem Plagiat geballte Hintergrundberichte über Ursachen und Folgen der Finanzkrise. Die von Großbanken drohenden Gefahren werden ebenso thematisiert wie Alternativen zum unsozialen und ungerechten Kürzungspaket.

Im Editorial schreibt die Redaktion: "Zwei Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise, während in der Welt so viele Menschen hungern wie nie zuvor (...), haben die Finanzeliten nichts Besseres zu tun, als wieder das große Spekulationsrad zu drehen. Und die Regierungen, die dem Spiel andere Regeln geben könnten, haben dem Casinobetrieb bis heute nicht nur zugeschaut, sondern ihn auch noch mit Milliardensummen aus Steuergeldern subventioniert - Milliarden, die jetzt bei den sozial Schwächsten wieder eingetrieben werden sollen. Angesichts dessen hat sich unsere Redaktion entschlossen, diese Sonderausgabe zu machen."

"Wir möchten unsere Ausgabe nicht als Angriff auf die Financial Times verstanden wissen", sagte die Attac-Aktivistin und Financial-Crimes-Redakteurin Jutta Sundermann. "Vielmehr war uns wichtig, dass unsere Kritik, unsere konkreten Forderungen und der Blick in die Zukunft ein gemeinsames Format finden, in dem sich ernsthafte Analysen und ein Stück satirisch-subversive Schärfe verbinden lassen."

Als Autoren der Attac-Sonderausgabe der Financial Times konnte Attac viele prominente Schreiberinnen und Schreiber gewinnen. Der Journalist und Buchautor Harald Schumann ("Der globale Countdown") kommt unter der Titel-Überschrift "Gemeingefahr Großbanken" zu dem Schluss, dass eine ernsthafte Regulierung des Finanzsektors bisher ein leeres Versprechen geblieben ist - und ein neuer, noch massiverer Krisenschub bevorstehen könnte. Heribert Prantl, Ressortleiter Politik bei der Süddeutschen Zeitung, stellt fest, dass sich die Dirigenten der Finanzmärkte aus dem demokratischen Miteinander ausgekoppelt haben. Der bekannte Kabarettist Georg Schramm ("Neues aus der Anstalt") bescheinigt den Regierungsparteien Visionslosigkeit, während Ulrike Hermann, Wirtschaftsredakteurin bei der Taz, beschreibt, warum die Verteilungspolitik der Bundesregierung sowohl "ungerecht und ökonomisch unsinnig ist".

Neben Analysen über die Rolle der Deutschen Bank und anderer Finanzkonzerne in der Krise bringt die Financial Crimes unter der Rubrik "Agenda" auch zahlreiche konkrete Vorschläge für Verteilungsgerechtigkeit und ein ganz anderes Finanzsystem - von der Solidarischen Einfachsteuer über konsequente Regulierung bis zu einem von Grund auf neu zu ordnenden Bankensystem. "Ein anderes Finanzsystem ist möglich", schreiben die Herausgeber, "aber es kann nur wirklich werden, wenn genug Menschen dafür streiten."

Die Ausgabe enthält außerdem satirische Anzeigen, die unter anderem das Milliardengrab Hypo Real Estate, Spekulationen mit Nahrungsmitteln und die Tätigkeiten von Finanzkonzernen in Steueroasen thematisieren.

Nach der erfolgreichen Zukunftsausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit" im vergangenen Jahr ist die Financial Crimes bereits das zweite Produkt aus der Fälscherwerkstatt von Attac - diesmal allerdings in einer Ausgabe, die nicht aus einer möglichen Zukunft spricht sondern die Gegenwart kritisch beleuchtet. Für die Zeit-Sonderausgabe bekam Attac den Otto-Brenner-Medienprojektpreis 2009 verliehen.



Im Internet:

* Online-Ausgabe der Financial Crimes:
http://www.financial-crimes.net

* Druckausgabe zum kostenlosen Download:
http://www.financial-crimes.net/pdf


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Quelle:
Pressemitteilung vom 29.09.2010
Pressesprecherin Attac Deutschland
Frauke Distelrath
Post: Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt/M
Tel.: 069/900 281-42; Fax: 069/900 281-99
E-Mail: presse@attac.de
Internet: www.attac.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. September 2010