Schattenblick → INFOPOOL → BÜRGER/GESELLSCHAFT → FRIEDENSGESELLSCHAFT


MELDUNG/050: Die Bundeswehr setzt weiter auf Minderjährige


Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK)
Pressemitteilung - Stuttgart, den 16. Januar 2019

Die Bundeswehr setzt weiter auf Minderjährige


Seit 2011 hat die deutsche Armee über 11.500 Minderjährige an Waffen ausgebildet. Nach Kritik von Friedens- und Kinderrechtsorganisationen ist die Zahl der 17-Jährigen in der Bundeswehr 2018 erstmals seit fünf Jahren gesunken.

1.679 Soldatinnen und Soldaten waren bei der Bundeswehr 2018 noch nicht volljährig, als sie ihren Dienst antraten. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl um 449 Soldatinnen und Soldaten gesunken - ein Minus von 20 Prozent. Auch der prozentuale Anteil der Minderjährigen an den insgesamt 20.012 im vergangenen Jahr neu eingestellten Soldatinnen und Soldaten ging von 9,1 auf 8,4 Prozent zurück. Alle Zahlen beruhen auf einer aktuellen Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Norbert Müller von der Linksfraktion.

Trotz des erstmaligen Rückgangs nach fünf Jahren, bleiben die Zahlen weiter auf einem skandalös hohen Niveau, kritisiert die Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK). Laut der Friedensorganisation spricht die Bundeswehr mit ihrer aggressiven Rekruten-Werbung in Schulen, bei Ausstellungen und Messen, Vorträgen in Jobcentern sowie im Internet gezielt Minderjährige an. Über Soziale Medien wie Facebook, Snapchat und Instagram wirbt die Bundeswehr ebenso wie auf YouTube, wo sie Millionen-Euro teure Werbeserien veröffentlicht. Damit werden die Jugendlichen hinters Licht geführt, so die DFG-VK in einer Pressemitteilung. Denn den jungen Menschen werde eine Bild von der Bundeswehr gezeigt, dass nicht der Realität entspricht. Zudem könne die Armee die in ihrer Werbung gemachten Versprechen nicht halten - statt Aufstiegschancen gebe es aktuell beispielsweise einen Offiziersstau. Dass die Bundeswehr die Jugendlichen mit falschen Versprechungen in die Kasernen lockt, zeigt auch die verhältnismäßig hohe Abbrecherquote. Mehr als 200 Minderjährige - rund zehn Prozent der eingestellten 17-Jährigen - haben innerhalb der Probezeit von sechs Monaten die Bundeswehr wieder verlassen.

Seit Jahren fordert die DFG-VK gemeinsam mit anderen Friedens- und Menschenrechtsgruppen ein Ende der Ausbildung Minderjähriger an Waffen bei der Bundeswehr. 2017 hatte man dazu bereits über 30.000 Protest-Unterschriften an Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen übergeben. Die sinkende Zahl der 17-Jährigen neuen Soldatinnen und Soldaten ist eine erste Reaktion darauf - reicht aber nicht aus. Bereits 2014 hat der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes an Deutschland die Forderung gestellt, das Rekrutierungsalter anzuheben und Militärwerbung, die auf Kinder und Jugendliche abzielt, zu verbieten. Die Kinderkommission des Bundestags unterstützte diese Forderung 2016 und übte Druck auf die Bundesregierung aus, endlich gesetzliche Änderungen herbeizuführen - geschehen ist aber nichts.

Die aktuelle Politik der Bundesregierung wirft ein trübes Licht auf ihre Bemühungen gegen den Einsatz von Minderjährigen in Armeen. Wer vorgibt sich für die internationale Ächtung des Einsatzes von Kindersoldaten einzusetzen, kann nicht gleichzeitig 17-Jährige in die Bundeswehr einziehen. Die Bundesregierung hat in diesem Punkt ihre Glaubwürdigkeit verloren.

Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, Stuttgart 16. Januar 2019

*

Quelle:
Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK)
Bundesgeschäftsstelle: Werastraße 10, 70182 Stuttgart
Telefon: 0711 - 5189 2626
E-Mail: office@dfg-vk.de
Internet: www.dfg-vk.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Januar 2019

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang