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BERICHT/062: Per Rollenspiel nach Kolumbien und Indonesien


peace brigades international - Internationale Friedensbrigaden
pbi Rundbrief 03/10

Per Rollenspiel nach Kolumbien und Indonesien
Projekttag am "Tag der Menschenrechte"

Von Susanne Graaf


Jedes Jahr am 10. Dezember wird der "Tag der Menschenrechte" begangen. Ein guter Anlass, um pbi in die Schule einzuladen. In den Workshops rückt die Situation in den Projektländern zum Greifen nah.


"Mitten in der Nacht bemerkte Albert, wie fremde Männer um sein Haus schlichen und sich an der Gasleitung zu schaffen machten. Plötzlich klingelte das Telefon seiner Frau, der Anrufer beschimpfte und bedrohte sie, ohne seinen Namen zu nennen." 23 gespannte AchtklässlerInnen lauschen, wie Referent Paul Metsch von den Erlebnissen des indonesischen Menschenrechtsanwalts Albert R. erzählt. Zusammen mit Biidungsreferentin Paola Rosini spricht Metsch, ehemaliger Freiwilliger im pbi-Indonesienprojekt, im Hamburger Corvey-Gymnasium über Menschenrechtsverletzungen auf der indonesischen Insel Papua.

In der neunten Klasse nebenan wird heftig gestritten. In einem Rollenspiel diskutieren kolumbianische KleinbäuerInnen und BesitzerInnen von Palmölplantagen hitzig über die Biospritgewinnung aus Palmöl.


"Ihr habt unser Land gestohlen!"

Referentin Heike Kammer lieferte ein anschauliches Beispiel aus ihrer Zeit als pbi-Freiwillige in Kolumbien. Jetzt sind die SchülerInnen dran, sich in die Lage der verschiedenen Konfliktparteien hinein zu versetzen. "Ihr habt unser Land gestohlen, um Ölpalmen anzupflanzen und Profit zu machen", sagen die BäuerInnen. "Dafür zahlen wir auch Steuern und produzieren sauberen Treibstoff. Wir sind gut für Kolumbien!", behaupten die Ölpalmen-BesitzerInnen.

Bei der Suche nach Lösungen zeigen sich manche SchülerInnen findig: "Vielleicht könnten wir als Angestellte auf den Palmölplantagen arbeiten", schlägt einer der Bauern vor - und erntet sofort Kritik von seinen Gruppenmitgliedern. Diese wollen ihr erlittenes Unrecht nicht widerstandslos hinnehmen. Heike Kammer nickt zustimmend und bestätigt, dass die vertriebenen BäuerInnen bei diesem Thema oft verschiedener Meinung sind. Dass sie richtig liegen, freut die SchülerInnen, bestürzt sie aber auch. Denn sie können sich nun vorstellen, was die Vertriebenen erlitten haben.

In der 8. Klasse überlegen die SchülerInnen inzwischen, wie Albert geholfen werden kann. "Ihn nach Deutschland holen?" "Eine Truppe von Bodyguards engagieren?" Schließlich meldet sich ein bisher eher schüchternes Mädchen: Allein könne sie ihn sicherlich nicht beschützen, aber vielleicht könnte sie ja die Presse anrufen. Die ReferentInnen strahlen. "Sehr gut!" Und sie erklären, welch wichtige Rolle "das Auge der Weltöffentlichkeit" für die Arbeit von pbi spielt.


Wundervolle kleine Kunstwerke

Insgesamt sechs Schulworkshops führten die pbi-ReferentInnen an diesem Tag durch. Die Jugendlichen lernten die Menschenrechte kennen, erfuhren, wo diese verletzt werden, und auch, was pbi und sie selbst dagegen unternehmen können. Am Ende gestalteten die SchülerInnen Grußkarten für Albert und die pbi-Freiwilligen in Indonesien. Mit viel Einfühlungsvermögen und großer Kreativität entstanden wunderbare Kunstwerke. Die ReferentInnen schickten diese nach Indonesien, wo sie von den Freiwilligen begeistert empfangen wurden: "Die Zeichnungen und Karten haben uns den Tag versüßt. Wir werden sie in unserem Haus aufhängen, sodass sie uns immer motivieren, wenn wir sie sehen", schrieb Johanna aus Wamena an Paul Metsch. Ein besonderes Dankeschön an die SchülerInnen kam aus Papua. Das Team schickte ein fröhliches Foto von sich mit den gebastelten Karten in den Händen. Nun schmückt es die Wand im Klassenzimmer und zeigt: Auch AchtklässlerInnen.können zum Schutz der Menschenrechte beitragen. - pbi


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Quelle:
pbi Rundbrief 03/10, S. 10
Herausgeber: pbi Deutscher Zweig e.V.
Harkotstr. 121, 22765 Hamburg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Dezember 2010