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BERICHT/203: 20 Jahre FIAN-Österreich (FoodFirst)


FoodFirst Nr. 3/2009
FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte

20 Jahre FIAN-Österreich


"Ohnersdorf 11 in Sarleinsbach in der Gemeinde Atzesberg" - diese Adresse im Oberen Mühlviertel war viele Jahre lang der Sitz von FIAN-Österreich und gleichzeitig das Heim der ersten Vorstandsvorsitzenden Elisabeth Költringer. Die spätere Schriftführerin Susanne Heindl hatte ihr 1983 erstmals von FIAN erzählt. Damals bestand FIAN International als Netzwerk mit einem Förderverein und hatte in Österreich mit der Unterstützung des Österreichischen Informationsdienstes für Entwicklung (dem heutigen Südwind) Fuß gefasst.


"Der Tag der Gründung der Sektion in Österreich war der 29. Oktober 1989. Anschließend an den Vortrag Hunger und Menschenrecht von Michael Windfuhr wurde der erste Vorstand gewählt. Besonders freuten wir uns über die Wahl des Vizepräsidenten Salifou Keita aus Mali. Er lebte als Student der Soziologie in Wien und war von der Idee begeistert. Da die österreichische Sektion am Land gegründet wurde, gestalteten von Anfang an engagierte Familien der Region als Mitglieder die Arbeit von FIAN mit.", erzählt Elisabeth Költringer. Am 1. November 1999 wurde das Sekretariat im achten Bezirk Wiens in einem Raum der Südwind-Agentur eröffnet. Die Vernetzung der Menschenrechtsorganisationen Österreichs anlässlich des 50. Jahrestagen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte hatte zur Ausgabe von Projektgeldern seitens der Regierung geführt. Die Bildungs- und Informationsarbeit von FIAN wurde erstmals von der öffentlichen Hand gefördert. Gemeinsam mit der Österreichischen Bergbauernvereinigung (ÖBV) "besetzte" FIAN damals im Stile landloser Bauern in Lateinamerika den Heldenplatz in Wien.

Mit der Aktion Brot für Hungernde der Evangelischen Frauenarbeit nahm FIAN-Österreich ab 1999 die Blumenkampagne auf. Das Lobbying für Rosen den Flower Label Program am Wiener Opernball wenige Jahre später wurde von der Presse begeistert aufgenommen und steigerte den Bekanntheitsgrad von FIAN enorm. Seit dem Jahr 2000 wirkte FIAN-Österreich auch in EU-geförderten Projekten mit anderen europäischen Sektionen mit. Meilensteine in den folgenden Jahren waren ein internationales Symposium anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Wiener Weltmenschenrechtskonferenz von 1993 und der erste NGO-Parallelbericht zum WSK-Pakt, der im November 2005 dem UN-Sozialausschuss in Genf präsentiert wurde. Die Filmtage zum Recht auf Nahrung wurden von FIAN und dem Dokumentarfilmfest normale entwickelt. Sie fanden heuer unter dem Titel "Hunger macht Profite" schon zum 3. Mal statt und konnten ausverkaufte Vorstellungen vorweisen.

Seit dem Jahr 2004 kann die Sektion Österreich einen Bürobetrieb mit regulär angestellten MitarbeiterInnen verzeichnen. Die Unterstützung der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit wie vieler anderer kirchlicher und öffentlicher Institutionen und der Mitglieder und SpenderInnen trug entscheidend zur finanziellen Basis bei.

In den nicht immer krisenfreien Jahren hielt der Einsatz der Vorstandsmitglieder und vieler anderer ehrenamtlicher Mitglieder und UnterstützerInnen die Strukturen aufrecht. So konnten Themen auf Basis der engen Zusammenarbeit mit der deutschen Sektion behandelt werden. Persönliches Interesse und Engagement für FIAN mischten sich in vielen Fällen: Eine langjährige Mitarbeiterin widmete sich den Menschenrechtsverletzungen im Goldtagbau Ghanas und gewann bei der österreichischen Tageszeitung Die Presse eine Recherchereise als Nachwuchsjournalistin. Zur Blumenkampagne trug ein Forschungsaufenthalt in Ecuador im Rahmen einer Diplomarbeit bei. Internationale Recherchereisen eines österreichischen Journalisten zu den Schauplätzen der Eilaktionen verhalfen FIAN zu einer größeren Öffentlichkeit. Nicht zu vergessen unsere junge Vorsitzende, die in Indonesien über Menschenrechtsverletzungen im Zuge der Agrotreibstoffproduktion forschte.

Besonders wichtig ist die Einbindung von FIAN in Netzwerke wie Vía Campesina, das Agrarbündnis, Women in Development Europe und die Task Group zum Recht auf Nahrung, eine Initiative zur Vernetzung von Ministerien und NGOs, was die Verbreitung der Idee des Rechts auf Nahrung vorangetrieben hat.

Erfreulich ist auch das Engagement der jungen Generation, die ab etwa 2005 bei FIAN Einzug hielt. Es fanden sich engagierte und einsatzfreudige PraktikantInnen ein, die FIAN zumeist auch weiterhin gerne unterstützten. Zum Glück, denn der Hunger ist noch lange nicht ausgerottet.

Das Büroteam und der Vorstand von FIAN-Österreich


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Quelle:
FoodFirst - FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen,
sozialen und kulturellen Menschenrechte, Nr. 3/2009, November 2009, S. 17
Herausgeber: FIAN-Deutschland e.V., Briedeler Straße 13, 50969 Köln
Tel. 0221/702 00 72, Fax 0221/702 00 32
E-Mail: fian@fian.de
Internet: www.fian.de

Erscheinungsweise: drei Ausgaben/Jahr
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Abonnementpreis: Standardabo 15,- Euro,
Förderabo 30,- Euro (Ausland zzgl. 10,- Euro)


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Februar 2010