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BERICHT/120: Menschenrechtsverletzungen auf Dole-Plantagen (FoodFirst)


FoodFirst Nr. 4/2006
FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte

Krumme Dinger mit Bananen
NRO-Bündnis protestiert gegen Menschenrechtsverletzungen auf Dole-Plantagen

Norbert Glaser


"We take care of our employees ... our most valuable asset" steht auf Plakaten, mit denen Dole in Costa Rica Besichtigungen auf seinen Plantagen anbietet. "Dole bezahlt Löhne, die den Arbeiterinnen und Arbeitern und ihren Familien einen guten Lebensstandard erlauben", lobt das Unternehmen sein soziales Engagement. Dole respektiere das Recht seiner ArbeiterInnen auf Gewerkschaftsfreiheit. "Beschäftigte, die im Einklang mit den Gesetzen und Vorschriften einer Gewerkschaft beigetreten sind, haben das Recht auf Kollektivverhandlungen durch von ihnen ernannte Vertreter." Nach außen tritt Dole als sozial und ökologisch engagiertes Unternehmen auf. Die Realität sieht anders aus.


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Die Plantage Josefa in Ekuador sperrte im Januar 16 unliebsam Arbeiter aus. Maria Elisa entließ 120 Arbeiter, weil sie versucht hatten, eine Gewerkschaft zu gründen. Auf El Zapote vermehrte die Besitzerin 136 KollegInnen, die den Antrag auf Zulassung einer Gewerkschaft unterzeichnet hatten, den Zutritt. Die Studie 'Dole Behind the Smoke Screen' dokumentiert eine Vielzahl solcher Missstände. "Dole versagt Tausenden von ArbeiterInnen ihr Recht auf Verhandlungen über bessere Arbeitsbedingungen, faire Löhne und eine menschenwürdige Behandlung", lautet ihr Fazit.

In einem offenen Brief an Dole-Chef David H. Murdock fordern nun 70 Gewerkschaften, Menschenrechtsorganisationen, Verbraucherverbände und andere Gruppen aus Europa und den USA von Dole, "nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis das Recht auf Gewerkschaftsfreiheit, Organisationsfreiheit und Kollektivverhandlungen zu respektieren". Schikanen wie auf El Zapote seien gängiger Alltag auf den Plantagen der Dole Food Company - auch bekannt als Standard Fruit - und ihrer Zulieferer in Mittel- und Südamerika.

"Wir wollen nachprüfbare Fakten wie Angaben zu den gewerkschaftlich organisierten ArbeiterInnen auf den Dole-eigenen und den Dole beliefernden Plantagen", sagt Gertrud Falk, die sich im FIAN-Büro um Sozialstandards und Rechte von Arbeiterinnen und Arbeitern kümmert. "Wir haben die Bekanntschaft von Dole durch unsere Unterstützung für die Beschäftigten in der kolumbianischen Blumenindustrie gemacht. Auch hier kämpfen wir darum, dass der Konzern zumindest die Kernarbeitsrechte einhält. Dole tut alles, um die Bildung unabhängiger Gewerkschaften zu verhindern." Dole ist Kolumbiens größter Produzent und Exporteur von Schnittblumen.

Der jetzige Brief geht auf eine Bitte von Bananengewerkschaften, des European Banana Action Network (EUROBAN) und der International Union of Foodworkers (IUF) zurück. Die Gewerkschaften sehen in Dole einen derjenigen, die den Wettlauf nach unten bei Preisen und Arbeitsbedingungen vorantreiben. Seit 20 Jahren gebe es in Costa Rica keine Dole-Plantage mehr, wo kollektive Tarifverträge vereinbart worden wären. Sie seien ersetzt worden durch Vereinbarungen zugunsten des Unternehmens, klagen die Gewerkschaften. Lediglich in Honduras gebe es noch gewerkschaftlich organisierte ArbeiterInnen bei Dole.

Dole weist die Vorwürfe weit von sich: "Die Unternehmenspolitik von Dole respektiert die Rechte der ArbeiterInnen, einer Gewerkschaft beizutreten", sagt Vizepräsident Sylvain Cuperlier. "Es wird kein Arbeiter diskriminiert, wenn er sich einer Gewerkschaft oder einer anderen Interessensvertretung anschließen will." Cuperlier ist dafür verantwortlich, das Dole den selbst gesteckten Zielen von Unternehmensverantwortung nachkommt. Vorfällen, die im Gegensatz zur Konzernpolitik stünden, gehe Dole stets nach, betont er. Als Folge davon sei der Dialog mit den Gewerkschaften vor Ort in Costa Rica und Ekuador verstärkt worden.

Gerne betont das Unternehmen, dass es im Beirat von Social Accountability International (SAI) sitzt und nach dem Sozialstandard SA 8000 zertifiziert ist. Dole kontrolliert ein Viertel des Weltmarktes bei Bananen. Nur 30 Prozent der vom Konzern vermarkteten Bananen stammen von eigenen Plantagen. Das Gros wird zugekauft. In den vergangenen Jahren hat sich der Konzern zunehmend aus dem Anbau von Bananen zurückgezogen - und sich damit auch der renitenten ArbeiterInnen entledigt.

Der Autor ist freier Journalist.


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Quelle:
FoodFirst - FIAN-Magazin für die wirtschaftlichen,
sozialen und kulturellen Menschenrechte, Nr. 4/2006, Seite 8
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den 15. Januar 2007