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MUMIA/979: Flammenwalzen im Regenwald (Mumia Abu-Jamal)


Kolumne 973
Flammenwalzen im Regenwald

Der tropische Regenwald in Brasilien brennt.
Das Prinzip der Profitmaximierung tötet Mutter Erde

von Mumia Abu-Jamal, September 2019


Am nächtlichen Himmel des tropischen Regenwalds im Amazonasbecken in Brasilien leuchten Tausende und Abertausende Feuerlichter. Gigantische Rauchschwaden ziehen über dieses seit Jahrhunderten gewachsene immergrüne Buschwerk. Hier hatte die größte Artenvielfalt der Erde ihr Zuhause. Die Feuer wurden von Farmern gelegt, von denen viele von einem unstillbaren Hunger nach Ackerland getrieben werden, das sie dem Regenwald durch Brandrodung entreißen.

Politische Führer der Region wiederholen die Falschmeldungen ihrer Herren in »El Norte«, also dem Norden, und leugnen den Klimawandel. Aber während sie das tun, steht die lebenswichtige grüne Lunge unseres Planeten in hellen Flammen. In einem nie gekannten Ausmaß wurden täglich neue Brände im brasilianischen Amazonasgebiet gelegt, deren sich rasch ausbreitenden Flammenwalzen den Regenwald förmlich auffressen und ihn in einen Rauchwald verwandeln, um Platz zu machen für die von der Agrarlobby geforderten Acker- und Weideflächen.

Das Prinzip der Profitmaximierung tötet Mutter Erde. In dem Maß, wie Menschen abhängig wurden vom Tabak der Zigarettenindustrie, so ist der sogenannte moderne Mensch auch abhängig vom Geld, und beide verbrennen die Lungen, die wir zum Leben brauchen, zu tödlicher schwarzer Asche.

Es wird eine Zeit kommen, in der die Lungen der Lebenden brennen werden vor Verlangen nach dem süßen Geschmack von Sauerstoff. Aber die vernarbte, zerschlagene, vergiftete, kahle Erde wird dieses Verlangen nicht mehr befriedigen können. Der Planet Erde, so unglaublich groß und weiträumig, wird so krank sein wie die Menschheit und wie sie an der vergifteten Luft ersticken. Wenn dies die gepriesene »Zivilisation« sein soll, dann bringt mit bitte die Wildnis des Waldes zurück.


Copyright: Mumia Abu-Jamal
mit freundlicher Genehmigung des Autors

Übersetzung: Jürgen Heiser
Erstveröffentlicht in "junge Welt" Nr. 203 vom 2. September 2019

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Quelle:
Der Beitrag entstammt der Website www.freedom-now.de
mit freundlicher Genehmigung von Jürgen Heiser
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. September 2019

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