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STANDPUNKT/133: Erklärung zur Beendigung des Hungerstreiks in El Ayoun (Stärke des Rechts)


Initiative "Stärke des Rechts" - 23.10.2009

Hungerstreik beendet

Jean François Debargue hat nach acht Tagen seinen Hungerstreik in saharauischen Flüchtlingslagern abgebrochen. Die folgende Erklärung - in einer deutschen Übertragung - erhalten Sie über die Initiative:
Stärke des Rechts, Kritische Ökologie / ifak e.V.:
http://www.ifak-goettingen.de/ifak/index.php?option=com_content&task=view&id=95&Itemid=120



Solidarischer Hungerstreik im saharauischen Flüchtlingslager El Ayoun, Oktober 2009

Ich habe mich entschieden, meine Solidaritäts- und Protestaktion zu beenden. Mein Hungerstreik war eine Manifestation, um auf die Situation, die das saharauische Volk nun seit mehr als 34 Jahre lang erduldet, aufmerksam zu machen.

Bis zum 16. Oktober 2009, also nach acht Tagen meines solidarischen Fastens, habe ich von der französischen Regierung keinerlei Antwort auf meine Anfrage erhalten. Solches Schweigen macht schuldig. Es ist dasselbe bleierne Schweigen, das schon seit mehr als drei Jahrzehnten auf der Sache lastet. Es ist dasselbe Schweigen, in dem sich die französischen Abgeordneten in den Verhandlungen in der UNO üben, es ist immer dasselbe Schweigen wie seit Jahr und Tag und auch wie heute.

Wen oder was fürchtet "das Vaterland der Menschenrechte", wenn es gewisse Dinge einfach nicht sehen will und es nicht wagt, diese anzuprangern, sei es die Situation der Tausenden von Flüchtlingen draussen in der öden Wüste, seien es die unaufhörlichen Verletzungen der Menschenrechte, die jene ertragen müssen, die sich entschieden haben, in ihrem besetzten Land, der Westsahara, zu bleiben?

Welche und wessen Interessen sind mächtig genug, um die UNO daran zu hindern, die Vereinbarungen gemäss dem Internationalen Recht geltend zu machen und durchzuführen? Es sind verletzte Rechte, die 200.000 Menschen zwingen während 34 Jahren in einem Wüstengebiet auszuharren, das selbst die Nomaden stets gemieden haben?

Dieses viel sagende Schweigen ist ein Zeichen der Feigheit und des politischen Kalküls. Wie kann ein Land, das selber die Unabhängigkeit seiner Kolonien und seiner Protektorate anerkannt hat, die letzte Kolonialmacht in Afrika schützen?

Ich habe im Laufe der vergangenen zwei Jahre mein Bestes gegeben, sogar meine Gesundheit; aber keine der materiellen Hilfen kann die politische Lösung ersetzen. Letztere wird willentlich sabotiert, und man darf nicht erstaunt sein, wenn andere, bedeutend weniger konventionelle Mittel zum Einsatz kommen sollten. In wessen Dienst stellen wir uns? Ich seitens meiner Person weiss, wessen Diener ich sein werde.

Ich hoffe, dass die Saharauis, so wie sie sich nun schon 18 Jahren mit friedlichen Mitteln für eine Lösung engagieren, auch gewaltfrei weiterkämpfen.

Ich bedanke mich bei meiner Familie und meinen Freunden in Frankreich, bei der DCC, dem CCFD und beim Bistum. Sie haben meine persönliche Art des Protestes zwar nicht mit mir geteilt, sie nehmen aber meinen Hungerstreik zum Anlass, um ihre Solidarität mit dem saharauischen Volk zu bekräftigen.

Ich bedanke mich beim saharauischen Volk. Es ist ein Beispiel für gelebte Demokratie und Freiheit unter Bedingungen, die kein anderes Volk annehmen würde. Zweifellos ist meine Geste eine symbolische, aber eine Woche des Fastens nimmt sich ziemlich bescheiden aus, im Vergleich mit dem, was die Saharauis seit zwei Generationen - die einen in den Flüchtlingslagern, die andern in den besetzten Gebieten der Westsahara - durchzustehen haben.

Jean François Debargue


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Quelle:
Presseerklärung vom 23.10.09
Initiative "Stärke des Rechts"
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2009