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BERICHT/1133: Buschleute dürfen Angehörigen kein Wasser in die Kalahari-Wüste bringen (Survival)


"Survival International" - Deutsche Sektion - 19. Juli 2010

Buschleute dürfen Angehörigen kein Wasser in die Kalahari-Wüste bringen


Behörden in Botswana hindern die Kalahari Buschleute [1] daran, ihren Angehörigen Wasser in das Central Kalahari Game Reserve (CKGR) zu bringen, in eines der trockensten Gebiete der Erde.

Der Schritt deutet darauf hin, dass Botswanas Regierung ihre langjährigen Bemühungen verschärft, die Buschleute von ihrem angestammten Land zu vertreiben und in Lagern neu anzusiedeln.

Wildhüter erklärten Buschleuten, sie dürften für den Transport von Wasser keine Esel nutzen, da diese nicht länger erlaubt seien. Die betroffen Buschleute hatten versucht, ihren bedrängten Angehörigen im Central Kalahari Game Reserve (CKGR) Wasser zu bringen.

Ohne den Zugang zu Fahrzeugen sind die Buschleute für den Transport des Wassers dringend auf die Esel angewiesen, um Freunden und Familien in dem Reservat Hilfe leisten zu können.

Trotz eines Urteils von Botswanas Oberstem Gerichtshof [2], das besagt, dass die Buschleute das Recht haben auf dem Land ihrer Vorfahren im Reservat zu leben, hat die Regierung den Bewohnern den Zugang zu einem Wasserbohrloch auf ihrem Land untersagt. In der Trockenzeit sind sie daher abhängig von Wasser von außerhalb des Schutzgebietes. Dieses ist ohne Esel äußerst schwierig zu transportieren.

Im vergangenen Monat zogen die Buschleute vor Gericht [3], um den Zugang zu ihrem Wasserbohrloch juristisch zu erstreiten. Das Urteil des Richters steht noch aus, wurde jedoch für Mittwoch, den 21. Juli, angekündigt.

Die neue Politik von Botswanas Regierung erscheint als eindeutige Verletzung von Vorschrift 25(1) der Nationalpark- und Wildpark-Regeln. Diese besagt, dass jeder in das Schutzgebiet eintreten kann, "auf einem Pferd, Kamel, Esel oder einem anderen Tier reitend, das der Parkleiter genehmigt hat."

Vermutlich auf dieser Grundlage hat das Ministerium für Naturschutz und Nationalparks erklärt, dass "Safaris auf dem Rücken eines Tieres (Kamel, Pferd etc.) genehmigt und gefördert werden müssen", wenn es sich um "Zonen mit niedriger touristischer Dichte" handele. Hierzu zählen auch Gebiete der Central Kalahari Game Reserve. Was für Buschleute inakzeptabel ist, scheint also für Touristen akzeptabel zu sein. Der Unterschied ist nur, dass letztere Geld bezahlen.

Botswanas Regierung hat außerdem die Eröffnung eines luxuriösen Safari-Camps [4] genehmigt, inklusive Bar und Swimming Pool für Gäste. Neue Wasserlöcher wurden gebohrt, um - ausschließlich - wilde Tiere mit Wasser zu versorgen. In naher Zukunft wird die Regierung wahrscheinlich eine Lizenz für eine Diamantenmine [5] ausstellen, die sich auf dem Land der Buschleute befindet. Auch für die Mine würden neue Wasserlöcher gebohrt, aber nur unter der Voraussetzung, dass die Buschleute nicht mit Wasser versorgt werden.

Survival International-Direktor Stephen Corry erklärte heute: "Wenn Touristen mit ethischer Gesinnung erkennen, was dort passiert, werden sie nicht in Gegenden reisen wollen, in denen sie Rechte genießen, die den indigenen Völkern ausdrücklich verweigert werden. Botswana sagt zwar, dass es mehr Touristen will, aber sein Handeln könnte kaum besser geeignet sein, um Touristen abzuschrecken. Die unablässige Unterdrückung der ersten Bürger Botswanas stellt einen weiteren Sargnagel für den Ruf des Landes dar."


Survival International ist eine weltweit aktive Nicht-Regierungsorganisation, die sich für die Rechte von indigenen Völkern einsetzt.

[1] http://www.survivalinternational.de/indigene/buschleute#main
[2] http://www.survivalinternational.de/indigene/buschleute/prozess#main
[3] http://www.survivalinternational.de/nachrichten/6025
[4] http://www.survivalinternational.de/about/wilderness-safaris
[5] http://www.survivalinternational.de/nachrichten/6209


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Quelle:
Pressemitteilung vom 19. Juli 2010
Survival Deutschland
Haus der Demokratie und Menschenrechte
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juli 2010