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BERICHT/1070: BUKO SonderNews vom 26.11.09 zum WTO-Treffen und UN-Klimagipfel


BUKO SonderNews vom 26.11.09 zum WTO-Treffen und UN-Klimagipfel


Liebe LeserInnen,

zwei wichtige Gipfeltreffen finden Ende 2009 in Europa statt: die 7. Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation WTO in Genf und der UN-Klimagipfel in Kopenhagen. Wir informieren in dieser SonderNews über die Debatten und die Protestbewegungen rund um diese beiden Ereignisse. Gleich vorweg: Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und freuen uns über die vielfältigen Mobilisierungen. Ganz besonders ans Herz legen möchten wir Euch die Handel Macht Klima Karawane, die von uns mitorganisiert wird.

Viel Spaß beim Lesen der News und einen aktionsreichen Winter wünscht ...

das BUKO-Team


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Inhalt:

1) Mobilisierung zur WTO-Konferenz nach Genf, 27.-2.11.09
2) Von Genf nach Kopenhagen: HANDEL MACHT KLIMA Karawane, 3.-9.12.09
3) Karawane freut sich über Support: Übersetzungen, Schlafplätze, Spenden
4) Reader zur Karawane ist online
5) Positionen des BUKO-ASSÖ zur Kopenhagener Klimakonferenz
6) Klimagerechtigkeit, UN-Klimagipfel: Analysen und Diskussionen
7) A wie Aktionen, AkteurInnen und Anreise - Infos rund um Kopenhagen
8) La Via Campesina mobilisiert nach Kopenhagen


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1) Mobilisierung zur WTO-Konferenz nach Genf, 27.-2.11.09

Ende November treffen sich in Genf die Vertragsstaaten der WTO zur ihrer 7. Vertragsstaatenkonferenz. Zum ersten Mal sei Seattle 1999, als die WTO-Konferenz von massiven Protesten begleitet wurde und erfolglos zu Ende ging, findet das Treffen der WTO an einem zentralen Ort in Europa statt. Ein WTO-Sprecher hat bereits Befürchtungen geäußert, dass es zu "Krawallen" kommen könnte. Vergleichsweise wenige Gruppen mobilisieren allerdings nach Genf. Für Samstag, den 28.11., ist eine Demonstration geplant. Vom 30.11-2.11. finden mehrere Aktionstage zur Wirtschafskrise, Landwirtschaft und Klima statt. Aktivist/innen, die sich orientieren wollen, werden vom 27.11.-2.11. im Convergence Center empfangen. Das Risiko, dass in Genf weit reichende weitere Liberalisierungsschritte beschlossen werden, ist allerdings nicht groß: die Verhandlungen über die Senkung von Zöllen und den weiteren Abbau einzelstaatlicher Regierung in den Bereichen Handel, Landwirtschaft und Dienstleistungen kommen seit Jahren nur schleppend voran.

Mehr Infos:
http://www.anti-wto.ch/
http://www.revolutionnaire.ch/infos.de


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2) Von Genf nach Kopenhagen: HANDEL MACHT KLIMA Karawane, 3.-9.12.09

60 Aktivist/innen aus dem globalen Süden werden vom 3. bis 9. Dezember 2009 vom Handelsgipfel in Genf zum Klimagipfel nach Kopenhagen reisen, um auf die engen Verbindungen von Handelspolitik und Klima aufmerksam zu machen. Ziel der Karawane ist es, mehr Stimmen aus dem Süden in der aktuellen Diskussion um Klimawandel zu Wort kommen zu lassen. Mit öffentlichen Veranstaltungen, Workshops und Aktionen wollen die Vertreter/innen von Bewegungen aus dem Süden zeigen, wie sich Klimawandel und Handelsliberalisierung auf sie auswirken und wie sie dagegen kämpfen.

An der Karawane nehmen Vertreter/innen von sozialen Bewegungen aus der ganzen Welt teil. Manche sind direkt vom Klimawandel betroffen, wie etwa die indigenen Kuna aus Panama, deren flache Inseln angesichts des steigenden Meeresspiegels zu versinken drohen. Andere kämpfen gegen die Ölförderung im Amazonasgebiet, gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel, für Ernährungssouveränität und kleinbäuerliche Landwirtschaft und ihre Rechte als indigene Gemeinschaften.

Die Karawane startet am 3.12. in Genf und fährt auf zwei Routen nach Kopenhagen. Die westliche Route führt über Paris und Brüssel, die östliche über Freiburg, Frankfurt und Köln, daneben ist ein Abstecher nach Berlin geplant. In Hamburg kommen die Aktivist/innen beider Routen am 9.12. zusammen, um gemeinsam über die dänische Grenze zu fahren.

Termine und weitere Infos:
www.climatecaravan.org


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3) Karawane freut sich über Support: Übersetzungen, Schlafplätze, Spenden

Einige fangen an und haben die Idee: Eine Karawane, die die beiden Ereignisse - Handelskonferenz in Genf und UN-Klimagipfel in Kopenhagen - verbindet und damit die verschiedenen (Protest-)Bewegungen sichtbar macht. Das wäre doch toll! Ein großes Projekt wird nach und nach konkret: Jemand organisiert Visa und Gelder und einzelne Stationen der Karawane nehmen Gestalt an. Immer mehr Leute klinken sich ein: erstellen Webseiten, Poster & Flyer, übersetzen Texte und kümmern sich um die Mobilisierung.

Die diversen lokalen Vorbereitungsgruppen suchen noch weiteren Support vor Ort. Der könnte darin liegen, Werbung für die Karawane zu machen, eine Unterkunft anzubieten oder für die Karawane zu kochen, etc. Auf jeden Fall werden noch Leute gesucht, die gut Englisch oder Spanisch sprechen und Interesse haben, die Karawane zu begleiten und (informell) die eine oder andere Übersetzung zu machen. Falls ihr Interesse habt, die Karawane zu unterstützen, schickt eine Mail an: info [at] climatecaravan.org

Neben tatkräftiger Unterstützung freuen wir uns auch über finanziellen Support, da Reader, Essen und einiges andere von den Kosten noch nicht gedeckt sind. Ihr könnt an folgendes Konto spenden, den Betreff "Karawane" nicht vergessen:

Spendenkonto:
Umweltzentrum e.V.
Konto-Nr. 4014790400
GLS Gemeinschaftsbank
BLZ 430 609 67
Wichtig: Karawane angeben!


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4) Reader zur Karawane ist online

Keine Karawane ohne Reader: Um Positionen der teilnehmenden Gruppen aus dem globalen Süden einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, wurde im Vorfeld der Karawane ein englischsprachiger Reader erstellt. Zur Entstehung des Readers schreibt die Redaktion in ihrem Vorwort: "Der Redaktionsprozess spiegelt die Bedingungen und Schwierigkeiten der Zusammenarbeit zwischen Basisbewegungen wieder - aber auch die Schönheit und Stärker globaler Solidarität und Kooperation. Wir hätten es besser gefunden, wenn die Bewegungen, die an der Karawane teilnehmen, hätten zusammen kommen, um sich darauf zu einigen, was sie kommunizieren möchten. Aber die Distanzen sind zu groß und alle sind mit ihren täglichen Kämpfen beschäftigt. Wir hätten den Reader gerne in vielen Sprachen veröffentlicht - aber wir hatten nicht genug Zeit oder Geld... Trotzdem hoffen wir, dass dieser Reader widerspiegelt, worum es bei der Karawane geht - dank der vielen Leute, die uns unterstützt haben."

Texte stellen die Positionen teilnehmender Gruppen zu Klima, Landwirtschaft, indigenen Rechten und Freihandel dar und berichten über Konflikte um Ressourcen und Aktionen von Basisbewegungen weltweit. Der Reader spiegelt damit die Schwerpunkte der an der Karawane teilnehmenden Gruppe wider. Der Reader ist über die Website der Karawane www.climatecaravan.net abrufbar und wird bei den Karawanestopps verteilt.

www.climatecaravan.net


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5) Positionen des BUKO-ASSÖ zur Kopenhagener Klimakonferenz

Mit einem Positionspapier möchte der BUKO-Arbeitsschwerpunkts Soziale Ökologie (ASSÖ) zur Klimadebatte beitragen. Ausgehend von einer kritischen Analyse des hegemonialen Diskurses umfasst das Paper eine Diskussion der Inhalte einer emanzipativen, herrschaftskritischen Gegenbewegung.

Im Text wird die These vertreten, dass von den Klimaverhandlungen in Kopenhagen nichts zu erwarten ist. Sie sind Teil offizieller Klimapolitik, die zur Lösung des Klimaproblems auf diejenigen Marktkräfte setzt, die die sozial-ökologische Krise erst verursacht haben. Wichtig ist nicht der Ausgang der Klimaverhandlungen in Kopenhagen, sondern die Verknüpfung der Diskussion um "Umweltprobleme" mit Herrschafts- und Kapitalismuskritik und die Entwicklung von Alternativen zur herrschenden Klimapolitik. Die sich verschärfende ökologische Krise muss ernst genommen werden, ohne darüber den systemkritischen Kopf zu verlieren.

Das Papier - auch in englischer Übersetzung - findet sich unter:
http://www.buko.info/buko-projekte/as-soziale-oekologie/assoe-positionen/


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6) Klimagerechtigkeit, UN-Klimagipfel: Analysen und Diskussionen

Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff "CDM" oder "CCS"? Was ist der Unterschied zwischen "natürlichem Treibhaus-Effekt" und "globaler Erwärmung"? Was ist das eigentlich die "Klimabewegung"? ... und: Warum eigentlich die Forderung nach "Klimagerechtigkeit"? Ein Glossar verschafft einen schnellen Überblick:
http://klima.blogsport.de/glossar/

Tiefergehende Analysen, Kritik und Forderungen gegenwärtiger Klimapolitik sowie eine Zusammenstellung von Aktionsaufrufen findet sich bspw. unter:
http://klima.blogsport.de/mobilisierung-veranstaltungen/#aufrufe


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7) A wie Aktionen, AkteurInnen und Anreise - Infos rund um Kopenhagen

Aktionen vor Ort
Was, Wann, Wo - einen Kalender über geplante Aktionen vom 11. bis 18. Dezember in Kopenhagen sowie im Vorfeld und weiterführende Links stellt die Seite des Climate Justice Action-Netzwerks bereit:
http://www.climate-justice-action.org/mobilization/action-calendar/

Akteursspektrum
Ein breites Spektrum an Initiativen ruft in Kopenhagen zu Aktionen auf, die von direkten Aktionen über Demonstrationen bis zu einer Alternativkonferenz alles umfasst. Viele dieser Initiativen haben ähnliche Namen sind in ihrem Charakter jedoch durchweg unterschiedlich. Einen Überblick über das Akteursfeld und geplante Aktionen anhand von Kurzinformationen bietet:
http://thurly.net//8m1

Anreise
Einen Überblick über günstige Anreisemöglichkeiten, Informationen zu Schlafplätzen, Aktionen, Mitwirkung vor Ort, die Rechtslage, weiterführende Links und vieles mehr findet sich - gut aufbereitet - unter:
http://klima.blogsport.de
http://www.climate-justice-action.org/practical-info/copenhagen-info/


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8) La Via Campesina mobilisiert nach Kopenhagen

Kleinbäuerinnen und -bauern aus der ganzen Welt werden im Dezember nach Kopenhagen kommen, um ihre Vorstellungen zur Lösung der Klimakrise zu verteidigen. Nachhaltiger Landbau und lokale Nahrungsmittelproduktion können tatsächlich den Planeten abkühlen. Bäuerliche Landwirtschaft erlaubt es, Kohlenstoff im Boden festzulegen, und benutzt deutlich weniger fossil getriebene Maschinen und erdölbasierte Agrarchemikalien. Wenn wir lokale Produkte essen, wird weniger Energie benötigt, um Lebensmittel um die halbe Welt zu transportieren. Angesichts der immensen Auswirklungen der industriellen Landwirtschaft auf die Treibhausgasbilanzen würde eine massive Umstellung von industriellen Monokulturen zu kleinräumiger, nachhaltiger Landwirtschaft und die Entwicklung lokaler Märkte eine erhebliche Reduktion aller Treibhausgase ermöglichen. (...)

La Via Campesina unterstützt und beteiligt sich an gewaltfreien Aktionen des zivilen Ungehorsams, wenn es politisch gerechtfertigt ist, mit dem Ziel eine gerechtere und menschenwürdigere Gesellschaft zu entwickeln. Wir sind gegen jegliche Form von Gewalt als Selbstzweck, genauso wie wir die Gewalt zurückweisen, die von der Politik ausgehen wird, die hinter verschlossenen Türen diskutiert wird. Eine Politik, die Konzernen Kohlenstoff-Zertifikate für die Entwicklung von Monokultur-Plantagen zuspricht, ist eine gewaltförmige Politik. In entlegenen Dörfern führt diese Politik zu Vertreibungen, Widerstand, Repression und Verwüstung der Umwelt. (...)

Ganzer Aufruf in Englisch:
http://www.viacampesina.org/main_en/index.php?option=com_content&task=view&id=811&Itemid=26


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Quelle:
BUKO News vom 26. November 2009
Geschäftsstelle der BUKO (Bundeskoordination Internationalismus)
Nernstweg 32-34, 22765 Hamburg
Telefon: 040/393 156, Fax 040/280 55 122
E-Mail: mail@buko.info
Internet: www.buko.info


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Dezember 2009