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AUFRUF/043: Beitrag zum Dialog und zur friedlichen Lösung der Kurdenfrage leisten! (Dialog-Kreis)


Dialog-Kreis - 5. Juli 2010

EU und Deutschland sind aufgefordert ihren Beitrag
zum Dialog und zur friedlichen Lösung der Kurdenfrage zu leisten!


Angesichts der dramatischen Eskalation des türkisch-kurdischen Konflikts haben etwa 100 Nicht-Regierungsorganisationen aus der Zivilgesellschaft im kurdischen Diyarbakir die Militär zur Einstellung der Operationen und die PKK zur Deeskalation des Konflikts aufgerufen. Von der Regierung in Ankara forderten sie, deren Demokratisierungsinitiative mit allen Kräften, voran zu treiben, die bei der Lösung eine aktive Rolle spielen können.

Zuvor meldete sich der Industriellenverband TÜSIAD zu Wort und forderte die Regierung auf, mutige Schritte zur Lösung der Kurdenfrage einzuleiten. Sedat Aloglu, ehemaliger Abgeordnete und Mitglied von TÜSIAD erklärte; "Die Türkei darf nicht länger die Augen vor den drei wichtigsten Forderungen der kurdischen Seite verschließen: verfassungsmäßige Anerkennung der Kurden als Staatsvolk, lokale Selbstverwaltung und die Freiheit für den PKK Vorsitzenden Abdullah Öcalan. Wenn wir nicht die richtige Diagnose stellen, können wir das Problem nicht behandeln." (Der Tagesspiegel, 28.6.10)

Wir, die wir schon seit langer Zeit in Deutschland und EU-Europa für eine friedliche politische Lösung des türkisch-kurdischen Konflikts eintreten, begrüßen den Aufruf der 100 Nicht-Regierungsorganisationen und ermutigen sie, ihren Weg der zivilen Einmischung fortzusetzen.

Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül hat 2009 die Lösung der "Kurdenfrage" zur wichtigsten Aufgabe der Türkei erklärt. Nach den langen Kämpfen mit vielen Wunden ist die notwendige Aussöhnung eine für alle Seiten schwierige aber auch unumgängliche Aufgabe. Zu Recht fordern die 100 einen offenen Dialog und die dafür erforderlichen Rechte der Freiheit des Ausdrucks und des Rechts der Versammlungsfreiheit.

Noch ist der Widerstand gegen eine friedliche Lösung in der Türkei groß und wird von innertürkischen Auseinandersetzungen behindert, so dass bislang ein großzügiges Angebot an die kurdische Seite ausgeblieben ist.

Wir rufen beide Seiten zu großen und großzügigen Schritten der Aussöhnung auf. Jetzt gilt es nicht, die Vergangenheit gegen einander aufzurechnen, sondern gemeinsam in einem geschwisterlichen Sinne beider Völker die Zukunft zu gestalten.

Freundschaft zur Türkei kann in dieser historischen Situation nur heißen, ihrer großen Gesellschaft aus Türken, Kurden, Armeniern, aus Moslems, Christen und vielen anderen Völkern und Religionen beizustehen, um den Dialog über das zukünftige friedliche Zusammenleben endlich beginnen zu lassen.

In diesem Sinne fordern wir die Politik der EU und die Politikerinnen und Politiker der Bundesrepublik auf, sich konstruktiv für eine friedliche Lösung einzusetzen. Es besteht noch immer die historische Chance, diesen überfälligen Konflikt zu beenden und neuerliches Blutvergießen zu vermeiden.

Es ist eine Tatsache, dass die ungelöste Kurdenfrage für den gesamten Orient ein Instabilitätsfaktor ist und enormes Gewaltpotenzial beherbergt.

Wir plädieren und bitten alle, diese Chance zu nutzen, damit die seit Jahrhunderten bestehende Freundschaftsbrücke zwischen Türken und Kurden nicht weiter zerstört wird, die zivilen Kräfte sich stärken, sowie Frieden und Gerechtigkeit, der Wunsch der Mehrheit dieser Völker, Wirklichkeit werden können. Möge der Aufruf der 100 Nicht-Regierungsorganisationen einen solchen Friedensprozess einleiten und ständig vertiefen.

Dialog-Kreis: "Die Zeit ist reif für eine politische Lösung im Konflikt zwischen Türken und Kurden!"

Europäischer Friedensrat Türkei/Kurdistan


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Quelle:
Dialog-Kreis, 5. Juli 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juli 2010