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NORDAMERIKA/036: Obama soll letzten Herzenswunsch eines indianischen Bürgerrechtlers erfüllen


Presseerklärung vom 10. Januar 2017

Obama soll schwerkrankem indianischen Bürgerrechtler letzten Herzenswunsch erfüllen:
"Bitte schenken Sie Leonard Peltier die Freiheit!"


Der scheidende US-Präsident Barack Obama soll in seinen letzten Tagen im Amt den Herzenswunsch des inhaftierten indianischen Bürgerrechtlers Leonard Peltier erfüllen und den schwerkranken 72-Jährigen begnadigen. Diesen Appell mit mehr als 2.000 Unterschriften hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) Obama am Dienstag übermittelt. "All unsere Hoffnungen ruhen auf Ihnen, Mr. President: Bitte schenken Sie Peltier die Freiheit!", heißt es in dem Schreiben der Menschenrechtsorganisation.

"Niemand rechnet ernsthaft damit, dass sich Obamas Nachfolger Donald Trump zu einem solchen Schritt entschließen würde", berichtete die GfbV-Referentin für indigene Völker, Yvonne Bangert. Leonard Peltier ist seit mehr als 40 Jahren in Haft wegen eines Verbrechens, das er nach menschlichem Ermessen nicht begangen hat. Er wurde am 06. Februar 1976 in Kanada verhaftet. Dort wollte er um politisches Asyl bitten. Der heute 72-Jährige gehörte damals zur Führung der indianischen Bürgerrechtsbewegung American Indian Movement (AIM) und wurde vom FBI gesucht. Er wurde dafür verantwortlich gemacht, dass bei einer Schießerei im Pine Ridge Reservat im US-Bundesstaat Süd Dakota am 26. Juni 1975 zwei FBI-Agenten getötet worden waren. Peltier hat immer seine Unschuld beteuert. Er fürchtete, in den USA keinen fairen Prozess zu bekommen, und war nach Kanada geflohen. Aufgrund einer Falschaussage wurde er jedoch an die USA ausgeliefert und dort wegen Beihilfe zum Mord zu zweimal lebenslänglicher Haft verurteilt. Alle Versuche, dieses Urteil anzufechten und ein neues Verfahren zu erreichen, scheiterten.

Für eine Begnadigung sprechen sich inzwischen auch der in den 1970er Jahren gegen Peltier ermittelnde Staatsanwalt James H. Reynolds und Richter Gerald W. Heany aus, der als Berufungsrichter in den 1980er Jahren eine Wiederaufnahme des Verfahrens abgelehnt hatte. Peltier ist Diabetiker, herzkrank und auf einem Auge fast blind. Vor kurzem gab es Berichte über eine unmittelbar bevorstehende Krebsoperation.

Viele Prominente haben sich für Leonard Peltier eingesetzt, darunter der inzwischen verstorbene Simon Wiesenthal, Leiter des Dokumentationszentrums des Bundes jüdischer Verfolgter des Naziregimes, die Friedensnobelpreisträger Rigoberta Menchu, Desmond Tutu und Nelson Mandela, der Dalai Lama, Künstler wie Robert Redford und Harry Belafonte sowie zahlreiche Abgeordnete des US-Kongresses, des kanadischen , belgischen, niederländischen und des Europaparlamentes sowie Mitglieder des Deutschen Bundestags. Neben der GfbV setzt sich auch Amnesty International für den Bürgerrechtler ein.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 10. Januar 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Januar 2017

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