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NAHOST/256: Nordsyrien - Zeichen der Solidarität setzen, Hilfe dringend benötigt


Presseerklärung vom 10. Oktober 2016

Pressekonferenz in Nordsyrien:

Zeichen der Solidarität setzen

Zivilisten in Rojava-Nordsyrien brauchen dringend Hilfe


Während die Welt auf das von ständigen Bombardements erschütterte Aleppo schaut, spitzt sich die Lage der Zivilbevölkerung auch in anderen Landesteilen Syriens immer weiter zu. Um auf die immer stärkere Bedrohung der von Kurden gehaltenen Regionen durch Islamisten aufmerksam zu machen und um Hilfe zu bitten, hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) einheimische und internationale Medien am heutigen Montag zu einer Pressekonferenz in der nordsyrischen Stadt Qamischli eingeladen. Dort werden auch Vertreter ethnischer und religiöser Minderheiten zu Wort kommen.

"Die Kurden haben zusammen mit ihren assyro-aramäischen, arabischen und turkmenischen, christlichen und yezidischen Verbündeten in Nordsyrien eine "Oase des Friedens" errichtet. Sie halten sich konsequent an eine säkulare politische Agenda. Gemeinsam haben die in Rojava-Nordsyrien lebenden Volksgruppen die islamistischen Gruppierungen sowie die Truppen Assads vertrieben und hunderttausende Flüchtlinge aufgenommen. Sie alle müssen dringend vor Angriffen der Radikalislamisten und der türkischen Armee geschützt werden", sagt der GfbV-Nahostreferent Dr. Kamal Sido.

Mit der Pressekonferenz vor Ort will die GfbV ein Zeichen der Solidarität mit der in den Wirren des blutigen syrischen Bürgerkrieges entstandenen autonomen Region setzen, in der inzwischen drei bis vier Millionen Menschen leben. Sido legt in Qamischli einen 80-seitigen Bericht über die Lage in Rojava-Nordsyrien in arabischer Sprache vor. Darin finden sich auch die 24 Interviews wieder, die er dort im Frühjahr 2016 mit Angehörigen verschiedener Volksgruppen geführt hat. Sie alle betonten ihren festen Willen zu einem friedlichen Zusammenleben aller Gemeinschaften und bekannten sich zu Menschenrechten, insbesondere zu Religions- und Meinungsfreiheit.

"Deutschland und Europa müssen gezielte Hilfe für die Zivilbevölkerung in Rojava-Nordsyrien leisten - es fehlt an sauberem Trinkwasser, Strom, medizinischer Hilfe und anderen Infrastrukturmaßnahmen", zieht Sido Bilanz. "Dort humanitäre Hilfe zu leisten ist möglich und wird uns viel weniger kosten als die Versorgung von noch mehr Flüchtlingen in Deutschland. Es ist unsere Aufgabe und wir sind dazu verpflichtet, die Kurden, arabischen Sunniten, Assyrer/Chaldäer/Aramäer, Armenier, Christen, Yeziden, Tscherkessen, Turkmenen und Angehörige anderer Volksgruppen vor Ort zu unterstützen, damit sie ein Leben mit einem Mindestmaß an Würde führen und Perspektiven für sich und ihre Kinder entwickeln oder wenigstens in ihrem eigenen Land überleben können."

In Syrien verschlechtert sich die Lage der Minderheiten Tag für Tag. Sehr viele Minderheitenangehörige haben das Land aus Angst vor Diskriminierung oder Überfällen bereits verlassen, denn ihnen droht überall die Gefahr einer Entführung, Hinrichtung oder Folter. In Rojava-Nordsyrien leben bereits rund eine Million Binnenflüchtlinge.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen/Qamischli, den 10.10.2016
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Oktober 2016

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