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NAHOST/231: Irak - Kirchen und Klöstern in Mossul droht vollständige Zerstörung


Presseerklärung vom 18. März 2015

Irak: Islamisten intensivieren die Zerstörung von Kirchen in Mossul


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) befürchtet, dass die Extremisten des Islamischen Staates (IS) innerhalb kurzer Zeit und noch vor der "Schlacht um Mossul" alle christlichen Kirchen und Klöster in und um die nordirakische Stadt zerstören werden. Augenzeugenberichten zufolge setzen die Islamisten dabei schon jetzt schweres Gerät wie Bulldozer ein. Im Internet kursieren bereits Bilder der Verwüstung aus dem chaldäischen Kloster St. Georg (Mar Gorgis) in Mossul. Darauf sind IS-Anhänger zu sehen, die Kreuze und Bildnisse mit einem Hammer zerschlagen, oder sie zeigen zerstörte Skulpturen christlicher Heiliger wie eine Marienstatue, die vom Sockel gestürzt wurde. Mar Gorgis wurde im 10. Jahrhundert auf einem Hügel nördlich von Mossul errichtet. Von 1846 an beherbergte das Kloster das chaldäische Priesterseminar des Nordirak.

In Mossul gab es rund 35 Kirchen und Klöster, die zum Teil Jahrhunderte alt waren. Viele christliche Gotteshäuser wurden in den vergangenen Jahren durch die Kämpfe stark beschädigt oder durch Anschläge von Islamisten zerstört. Christen, Yeziden, Shabak, Schiiten, Kurden aber auch viele sunnitische Araber sind aus der Stadt geflohen, die seit Anfang Juni 2014 von der IS kontrolliert wird. In Mossul lebten 2003 mehr als 50.000 Christen. Es wird erwartet, dass kurdische Einheiten und Truppen der irakischen Armee demnächst eine Offensive gegen die IS-Extremisten in Mossul starten, um die Islamisten wieder aus der Region zu vertreiben.

2003 gab es im Irak nach Angaben der GfbV 300 bis 350 Kirchen. Im Januar 2014 waren es höchstens noch 57. Anfang 2015 hatten die Extremisten sie auf weniger als 40 Gotteshäuser dezimiert. "Nach der nahezu vollständigen Vertreibung der christlichen Assyrer/Chaldäer/Aramäer und Yeziden aus Mossul, der Ninive-Ebene und Sinjar wollen die Extremisten nun jegliche Spur des Christentums und des Yezidentums in der Region für immer auslöschen", warnt die GfbV.

Auch in Syrien sollen seit 2013 mindestens 80 christliche Kirchen und Klöster zerstört worden sein genauso wie Teile der historischen christlichen Stadt Maalula, 56 Kilometer nördlich von Damaskus. In den vergangenen Wochen begannen die IS-Extremisten mit der Zerstörung der assyrischen Kirchen in den Ortschaften entlang des Flusses Khabour im äußersten Nordosten des Landes.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 18. März 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. März 2015

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