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NAHOST/216: Syrien - Schicksal der vor einem Jahr verschleppten Bischöfe aufklären!


Presseerklärung vom 16. April 2014

Jahrestag der Entführung von zwei Bischöfen in Syrien (22. April)

Die GfbV bittet Emir von Katar um Hilfe:
Schicksal der beiden verschleppten christlichen Würdenträger von Aleppo aufklären!



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Mittwoch an den Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, appelliert, bei der Aufklärung des Schicksals von zwei in Syrien verschleppten christlichen Bischöfen mitzuhelfen. Am kommenden Dienstag (22.4.) jährt sich der Tag ihrer Entführung, ohne dass es je wieder ein Lebenszeichen von den beiden Würdenträgern aus Aleppo gegeben hat. "Viele Christen in Syrien sind in großer Sorge um den Metropoliten der syrisch-orthodoxen Kirche, Mar Gregorius Yoanna Ibrahim, und den Metropoliten der griechisch-orthodoxen Kirche, Boulos Yazigi. Bitte helfen Sie dabei, sie aufzuspüren", heißt es in dem Schreiben von Tilman Zülch, Generalsekretär der GfbV, an den Emir. Die Regierung von Katar hat großen Einfluss auf die Rebellen in Syrien und bereits bei der Freilassung von Ordensschwestern der christlichen Ortschaft Maalula am 9. März 2014 geholfen. Auch zur Freilassung von elf schiitischen Libanesen, die am 22. Mai 2012 bei Azaz entführt worden waren, hat Katar beigetragen.

Die beiden verschleppten Bischöfe sind vor einem Jahr in der Nähe von Aleppo in einen Hinterhalt geraten. Sie hatten sich auf den Weg nach Al Mansura gemacht, um dort Verhandlungen über die Freilassung eines entführten Priesters zu führen. Ihr Fahrer, ein Diakon, wurde von den Entführern erschossen. Bisher hat sich niemand zu der Tat bekannt.

Die Region, in der die christlichen Würdenträger entführt wurden, ist zwischen Regierungstruppen und islamistischen Rebellen umkämpft. Es ist bekannt, dass extremistische Gruppen wie "der Islamische Staat im Iran und Syrien"(ISIS) oder die al-Nusra-Front, die gegen die Armee des syrischen Diktators Bashar al-Assad kämpfen, immer wieder Christen und Kurden entführen und hinrichten lassen. Unter den Rebellen sind auch viele ausländische sunnitische Jihadisten, die über die Türkei nach Syrien einreisen, um ihren Glaubensbrüdern und -schwestern im Krieg gegen das schiitisch geprägte Regime in Damaskus beizustehen. Die sunnitisch dominierten Regierungen des arabischen Golfemirats Katar, der Türkei und Saudi-Arabien unterstützen die Rebellen mit Geld und Waffen. Assad erhält Rückendeckung aus dem schiitischen Iran. Die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah nimmt sogar unmittelbar an den Kämpfen auf der Seite des Regimes teil.

Die religiösen und ethnischen Minderheiten Syriens wie die christlichen Armenier und Assyro-Aramäer, die muslimischen und yezidischen Kurden, die Drusen und andere Volksgruppen sind während des Bürgerkriegs zwischen die Fronten geraten. Sie stellen mindestens 45 Prozent der syrischen Bevölkerung.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 16. April 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2014