Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

NAHOST/201: Ägypten - 26 Kirchen und Klöster zerstört, Gefahr von Pogromen gegen Christen wächst


Presseerklärung vom 15. August 2013

Radikale Muslime zerstören mindestens 26 christliche Kirchen und Klöster

- Gefahr von Pogromen gegen Christen in Ägypten
- Minderheit muss besser geschützt werden



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat vor der Gefahr von Pogromen gegen Christen in Ägypten gewarnt und einen besseren Schutz der Minderheit gefordert. "Indizien deuten darauf hin, dass es sich bei der Zerstörung von Kirchen und Einrichtungen der Christen um eine gezielte Terror-Kampagne von Islamisten handelt, mit der das brutale Vorgehen der Militärs gegen Mursi-Anhänger gerächt werden soll", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. "Innerhalb weniger Stunden wurden Kirchen, Klöster, Pfarrämter, konfessionelle Schulen und Wohnhäuser nicht nur in Kairo und Umgebung, sondern auch in Alexandria, Suez und in Oberägypten vorsätzlich in Brand gesetzt. Die Tatorte liegen oft hunderte Kilometer voneinander entfernt. Viele Angriffe erfolgten zeitgleich, so dass es sich um einen langfristig geplanten Rachefeldzug zu handeln scheint."

Mindestens 26 Kirchen, Klöster, kirchliche Schulen und Wohnhäuser von Kopten, Katholiken, Protestanten, Baptisten und Griechisch-Orthodoxen in verschiedensten christlichen Siedlungsgebieten Ägyptens sind seit gestern Mittag mutwillig von Islamisten angegriffen und zerstört worden. Gleichzeitig wurden Christen jedoch auch von Muslimen unterstützt. So halfen Muslime in einigen Orten Oberägyptens Christen beim Schutz ihrer Kirchen oder ihres Eigentums. Auch riefen einige Salafisten die Muslimbrüder dazu auf, die Angriffe zu beenden.

"Bei allem Entsetzen und aller Wut über die Brutalität der Sicherheitskräfte bei der Räumung von Protestlagern der Mursi-Anhänger gibt es keine Rechtfertigung für den blutigen Rachefeldzug radikaler Islamisten gegen die christliche Minderheit. Denn auch Christen haben in den vergangenen Jahren unter der Brutalität und Willkür der Sicherheitskräfte gelitten und die Minderheit ist nicht verantwortlich für den Staatsterror der Militärs", sagte Delius. "Diese erneute Welle der gezielt gegen Christen gerichteten Gewalt schadet nicht nur dem Ruf Ägyptens und der muslimischen Mehrheitsbevölkerung, sondern wird auch das Zusammenleben zwischen den Religionsgemeinschaften weiter erschweren." Schon nach dem Sturz von Diktator Mubarak litten die Kopten besonders unter Rechtlosigkeit und Übergriffen extremistischer Muslime.

*

Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 15. August 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. August 2013