Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

NAHOST/121: Iran - Joschka Fischer soll sich für Freilassung inhaftierter Baha'i einsetzen


Presseerklärung vom 15. Juli 2009

Seit 14 Monaten ohne Gerichtsurteil inhaftiert

Joschka Fischer soll Kontakte zum Iran nutzen und sich für Freilassung von sieben führenden Baha'i einsetzen


Joschka Fischer soll seine Kontakte zum Iran nutzen und sich für die Freilassung des willkürlich inhaftierten Führungsgremiums der Baha'i-Glaubensgemeinschaft einsetzen. Mit diesem dringenden Appell hat sich die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an den früheren Außenminister sowie den Bundesvorstand seiner Partei Bündnis 90/Die Grünen gewandt, nachdem ein für Sonntag (12.7.) angesetzter Verhandlungstermin für die sieben Baha'i wieder verschoben worden war. Die beiden Frauen und fünf Männer sind im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis eingesperrt und warten seit 14 Monaten fast ohne Kontakt zur Außenwelt auf ihr Gerichtsverfahren. Ihnen droht wegen angeblicher "Spionage für Israel", "Beleidigung religiöser Gefühle" und "Propaganda gegen die Islamische Republik" die Todesstrafe. Die Gefangenen weisen diese folgenschweren Anklagepunkte entschieden zurück. Ihr Anwältin, die Menschenrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, durfte nur einen kurzen Blick in die äußerst umfangreichen Akten werfen.

"Bitte lassen Sie nicht zu, dass die Leidenszeit dieser sieben Baha'i verlängert wird, sie brauchen dringend Hilfe!", heißt es in dem Schreiben der Menschenrechtsorganisation an Fischer. "Die iranische Regierung spielt auf Zeit, damit sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit anderen Dingen zuwendet und gegen diese unschuldigen Menschen ohne großes Aufheben ein Willkürurteil gefällt werden kann."

Der iranische Geheimdienst hatte sechs der Gefangenen - Frau Fariba Kamalabadi sowie die Herren Jamaloddin Khanjani, Afif Naeimi, Saeid Rezaie, Behrouz Tavakkoli und Herrn Vahid Tizfahm am 14. Mai 2008 in ihren Wohnungen festgenommen Bereits am 5. März wurde die Baha'i-Geschäftsführerin Mahvash Sabet inhaftiert. Stets mit Kenntnis der iranischen Regierung hatten die sieben Baha'i eine Art "Notverwaltung" für ihre Glaubensgemeinschaft im Iran aufrechterhalten. Zubor war bereits 1980/81 der gesamte Nationale Geistige Rat der Baha'i des Iran verschleppt und ermordet worden.

Die Baha'i stellen mit 300.000 Mitgliedern die größte religiöse Minderheit des Iran. Dort gelten sie als "Apostaten", als vom islamischen Glauben Abgefallene. Deshalb werden sie diskriminiert, unterdrückt und verfolgt. Seit Amtsantritt von Mahmud Ahmadinedschad 2005 werden sie systematisch benachteiligt, denunziert und überwacht. Immer wieder kommt es zu willkürlichen Festnahmen.

Die Religion der Baha'í wurde im 19. Jahrhundert im Iran von ihrem Stifter Baha'ullah gegründet. Sie hat heute weltweit rund 7,7 Millionen Anhänger.


*


Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 15. Juli 2009
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juli 2009