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MELDUNG/163: Schröder macht sich zu Putins Lakaien


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 29. September 2017

Kritik an Wahl des Ex Bundeskanzlers in Rosneft-Aufsichtsrat

Schröder macht sich zu Putins Lakaien


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder vorgeworfen, sich mit seiner Wahl in den Aufsichtsrat des Kreml-nahen russischen Energiekonzerns Rosneft zu Putins Lakaien zu machen. Unter dem Motto "Putin: Krim annektiert / Schröder: geschmiert / Deutschland: blamiert" protestierte die GfbV mit einer Menschenrechtsaktion in Berlin gegen das neue Amt des früheren Kanzlers. Dabei sandte ein Maskenmann mit Putins Konterfei durch eine Pipeline Golddukaten an Schröder, der den Schatz in Säcken hortete.

"Wir befürchten, dass sich Schröder für eine Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Russland engagieren wird. Wir sehen in Rosneft ein politisches Kampfinstrument des Kreml, das vorgeschickt wird, um die für Russland problematischen Sanktionen zu stoppen. Schröder soll dabei die Rolle des goldenen Türöffners in Europa spielen. Doch solange Russland völkerrechtswidrig die Krim besetzt hält und Menschenrechte der Krimtataren verletzt werden, darf Putin dafür nicht belohnt werden", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius. Auch die Vereinten Nationen werfen Russland schwere Menschenrechtsverletzungen an Krimtataren auf der Krim vor.

Die Menschenrechtsorganisation bezeichnete Schröders Rechtfertigung, sein neues Amt sei seine Privatsache, als widersprüchlich und unglaubwürdig. Denn in gleichem Atemzug erwähne der Ex-Kanzler, dass sein Engagement hochpolitisch sei und dazu beitrage, die angespannten Beziehungen zu Russland zu verbessern. "Ein früherer Bundeskanzler muss besonders darauf achten, persönliche und öffentliche Interessen voneinander zu trennen", erklärte Delius.

Schröder war niemals ein besonderer Freund und Förderer der Menschenrechte. "Doch in seiner neuen Rolle als Aufsichtsrat ist er verpflichtet, ein Unternehmen zu kontrollieren, dass nach unserer Meinung die Lebensgrundlage indigener Völker in der russischen Arktis und in Sibirien zerstört", erklärte Delius. Die 260.000 Angehörigen der Nenzen, Chanten, Mansen, Samen und anderer indigener Völker leben traditionell als Rentierzüchter und Fischer. Sie leiden besonders unter den Folgen der Förderung von Erdgas und Erdöl auf ihrem Land.

So gründete Rosneft im Juni 2016 mit dem Energiekonzern British Petroleum (BP) das gemeinsame Unternehmen "Jermak Neftegaz", um in traditionellen Siedlungsgebieten indigener Völker im Westen Sibiriens neue Energievorkommen zu erschließen. Das Tochterunternehmen Rosnefts pachtet zurzeit mit Unterstützung russischer Behörden im großen Umfang traditionelles Weideland der Rentierzüchter der Nenzen in der Region Krasnojarsk, um dort nach Energievorkommen zu bohren. Für die Nenzen bedeutet dies das Aus, da sie bei einer Förderung von Erdöl oder Erdgas ihr Weideland verlieren.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 29. September 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. September 2017

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