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MELDUNG/102: Syrien - Bischöfe seit zwei Jahren verschleppt. Wulff soll helfen, ihr Schicksal aufzuklären


Presseerklärung vom 20. April 2015

OFFENER BRIEF
an Bundespräsident a. D. Christian Wulff

Seit zwei Jahren kein Lebenszeichen:
Bitte helfen Sie, das Schicksal der beiden entführten Bischöfe aus Aleppo zu klären!


Sehr geehrter Herr Wulff,

am 22. April jährt sich der Tag der Entführung von zwei Bischöfen aus dem nordsyrischen Aleppo zum zweiten Mal. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen mehr von Mor Gregorius Yoanna Ibrahim, Erzbischof der syrisch-orthodoxen Kirche, und Boulos Yazigi, Erzbischof der griechisch-orthodoxen Kirche. Wir sind in großer Sorge um die beiden christlichen Würdenträger, wollen aber die Hoffnung nicht aufgeben, sie lebend wiederzusehen. Die Bischöfe hatten sich damals auf den Weg gemacht, um über die Freilassung eines entführten Priesters zu verhandeln. Doch sie gerieten in einen Hinterhalt. Ihr Fahrer, ein Diakon, wurde von den Entführern erschossen. Sie selbst wurden verschleppt. Bisher hat sich niemand zu der Tat bekannt.

Die Bischöfe haben sich wiederholt für ein friedliches Miteinander verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen in ihrem Land ausgesprochen. Beide haben immer wieder zu Versöhnung, Vergebung und zum Dialog aufgerufen und versucht, Wege zur Beendigung der Gewalt in Syrien aufzuzeigen. Auf Vorschlag der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Stadt Weimar die beiden Bischöfe mit ihrem Menschenrechtspreis 2014 ausgezeichnet und sie so für ihren Einsatz als Vermittler, Botschafter und Kämpfer für die Menschenrechte in dem anhaltenden Bürgerkrieg geehrt. Heute appellieren wir an Sie, uns bei der Aufklärung ihres Schicksals zu helfen.

Wie deutsche, türkische und internationale Medien berichten, hat die Regierung der Republik Türkei einen großen Einfluss auf die in Nordsyrien operierenden bewaffneten Gruppen. In dieser Region wurden die Bischöfe auch entführt. Daher bitten wir Sie, sich bei der Regierung in Ankara und persönlich bei dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan dafür einzusetzen, dass die türkischen Behörden bei der Aufklärung dieser Entführung helfen.

Sehr geehrter Herr Wulff, mit Ihren konstruktiven öffentlichen Erklärungen zur Rolle des Islam in der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft haben Sie sich in der Türkei und weit darüber hinaus einen Namen gemacht. Bitte nutzen Sie Ihr Ansehen dort und helfen Sie den Christen und allen Menschen in Syrien. Die beiden Bischöfe von Aleppo waren als Friedensbotschafter unterwegs. Die Menschen in dem vom Bürgerkrieg zerstörten Land brauchen dringender denn je Lichtgestalten wie diese beiden Erzbischöfe!


Mit herzlichen Grüßen

Tilman Zülch, Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker International

Stefan Wolf, Oberbürgermeister der Stadt Weimar

Der Appell wird unterstützt von:

Anba Damian, Generalbischof der Koptischen Kirche in Deutschland

Mor Julius Dr. Hanna Aydin, syrisch-orthodoxer Bischof

Ali Ertan Toprak, Vorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland

Mehmet Tanriverdi, Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland - BAGIV

Daniyel Demir, Bundesvorsitzender, Bundesverband der Aramäer in Deutschland

Telim Tolan, Zentralrat der Yeziden in Deutschland

Zentralverband der Assyrischen Vereinigungen in Deutschland und Europäischen Sektionen Komkar, Verband der Vereine aus Kurdistan in Deutschland

Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland

Assyrisch Demokratische Organisation (ADO)

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Quelle:
Presseerklärung
Göttingen/Weimar, den 20. April 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. April 2015

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