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MELDUNG/053: Ecuador - Merkel soll Correa um Rücksicht auf Indianer bitten


Presseerklärung vom 15. April 2013

Ecuadors Präsident Correa besucht Berlin (15.-18.4.)

Appell an Merkel: Sieben indianische Gruppen im Yasuní-Nationalpark vor drohender Ölförderung in Schutz nehmen!



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) nimmt den Besuch des Präsidenten von Ecuador, Rafael Correa, in Berlin zum Anlass, um auf den drohenden Ausverkauf des Yasuní-Nationalparks im Osten des südamerikanischen Landes an Erdöl fördernde Unternehmen hinzuweisen. "Wir sind sehr besorgt um das Schicksal von sieben indianischen Völkern, die sich gegen das derzeit laufende Bieterverfahren für die Vergabe von Öllizenzen in ihrem Gebiet wehren. Sie wurden widerrechtlich von der Regierung übergangen und fürchten nun um Land und Leben", berichtete Yvonne Bangert, GfbV-Referentin für indigene Völker, am Montag in Göttingen. "Unsere Menschenrechtsorganisation appelliert deshalb an Bundeskanzlerin Angela Merkel, die bedrohten Ureinwohner Ecuadors in Schutz zu nehmen und ihren Gast darum zu bitten, mehr Rücksicht auf die Indianer in dem Nationalpark zu nehmen." Im Yasuní-Park, in dem das größte noch unangetastete Ölfeld Ecuadors, liegt, leben heute noch rund 2.000 Waorani, darunter die beiden freiwillig isolierten kleinen Gruppen der Tagaeri und der Taromenane.

Für das Territorium, das sie traditionell seit Jahrhunderten besiedeln, besitzen die indigenen Gemeinschaften keine Landtitel. "Bis heute halten sie es für selbstverständlich, dass das Land und die dort vorkommenden natürliche Ressourcen unverkäuflich sind", sagte Bangert. Laut Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation ILO und der UN-Erklärung zu den Rechten indigener Völker, müsste ihnen bei Projekten auf ihrem Land Mitbestimmungsrecht eingeräumt werden. Doch die Regierung gesteht den Indianern dies nicht zu. In einem anderen Fall wurde Ecuador bereits im Juli 2012 wegen Verletzung des indianischen Mitbestimmungsrechts zu Entschädigungsleistungen verurteilt.

Die Regierung von Ecuador bemüht sich um Investoren, besonders aus China. Erst am 25. März haben sich Vertreter chinesischer Ölkonzerne mit einer Delegation aus Ecuador in Peking getroffen und sich über das Bieterverfahren informieren lassen. Kritiker der staatlichen Ölpolitik wie der ehemalige Energieminister Alberto Acosta bezeichnen dieses Entgegenkommen als Gegenleistung für Kredite Chinas zugunsten staatlicher Infrastrukturprojekte in Ecuador.

"Bisher bleibt den Ureinwohnern nur der dringende Appell, ihre Rechtsauffassung zu akzeptieren und ihr Territorium unangetastet zu lassen", legte Bangert dar. In einem Offenen Brief hatten die in dem Dachverband der Amazonasindianer Ecuadors CONFENIAE zusammengeschlossenen indigenen Völker bereits im Herbst 2012 an Ölkonzerne appelliert, sich nicht an der Auktion der Ölförderanteile zu beteiligen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 15. April 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2013