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MELDUNG/051: Zweiter Jahrestag der Revolution in Syrien - Deutschland soll humanitäre Hilfe aufstocken


Presseerklärung vom 14. März 2013

Zweiter Jahrestag der "syrischen Revolution" (18.3.)

Deutschland soll humanitäre Direkt-Hilfe für die 3,5 Millionen syrischen Flüchtlinge drastisch aufstocken



Die deutsche Bundesregierung soll ihre humanitäre Hilfe für die mittlerweile 3,5 Millionen notleidenden syrischen Flüchtlinge drastisch aufstocken. Das fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) anlässlich des zweiten Jahrestags der "syrischen Revolution" am 18. März. "Angesichts der ständig wachsenden Not unter den vielen Flüchtlingen und Vertriebenen sind die bisher zugesagten 73 Millionen Euro Direkthilfe aus Deutschland leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein", sagte der in Syrien geborene GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. Es müssten schnellstens noch mehr Anstrengungen unternommen werden, um noch eine größere Katastrophe zu verhindern.

"Rund drei Viertel der etwa 2,5 Millionen Flüchtlinge, die sich noch in Syrien selbst aufhalten, sind Frauen und Kinder", berichtete Sido. Es gebe vielerorts nicht mehr genug Nahrungsmittel, um alle Zivilisten ausreichend zu ernähren. Selbst Brot wird knapp. Außerdem fehlten dringend benötigte Medikamente, medizinisches Gerät, Verbandsmaterial und Hygieneartikel. 57 Prozent der staatlichen Krankenhäuser sind teilweise zerstört, 36 Prozent sind nicht mehr betriebsfähig. Insgesamt sind in Syrien mehr als vier Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Außerdem müssen rund eine Million Flüchtlinge aus Syrien versorgt werden, die bereits in den Nachbarstaaten Zuflucht gesucht haben.

Die GfbV ist in großer Sorge auch um die ethnischen und religiösen Minderheiten wie der Kurden, Armenier, Assyrer/Aramäer, Drusen, Ismailiten, Tscherkessen, Turkmenen, Palästinenser, Christen und Yeziden, die vermehrt zwischen die Fronten geraten. Christen werden von der radikalen islamistischen Opposition gezielt angegriffen. Mindestens 1.000 Christen haben ihr Leben verloren. Etwa 200.000 Christen haben Syrien bereits verlassen.

Der selbstzerstörerische Bürgerkrieg in Syrien hat bereits 70.000 Opfer gefordert. Aus den anfänglich friedlichen Protesten gegen die Baath-Diktatur von Baschar al-Assad ist innerhalb von zwei Jahren ein "Religionskrieg" geworden. Die "schiitische Allianz" angeführt vom Mullah-Regime im Iran unterstützt die autoritär geführte syrische Regierung. Diese versucht, den vor allem von arabischen Sunniten unterstützten Aufstand niederzuschlagen. Die sunnitisch-islamistische Opposition wird von den arabischen Golfstaaten und der Türkei mit Geld und Waffen versorgt. Während die syrische Armee schwere Artillerie, Panzer, Raketenwerfer und die Luftwaffe einsetzt, schreckt auch die sunnitische Opposition vor Mord sowie Bomben- und Selbstmordanschlägen nicht zurück. Nach UN-Angaben sind beide Seiten für schlimme Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen verantwortlich. Nach Auffassung der GfbV können die ethnischen und religiösen Gegensätze in Syrien nur durch ein ausgewogenes föderalistisches Regierungssystem ausgeglichen werden.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 14. März 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. März 2013