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MELDUNG/039: Tag der Erde - Appell an Röttgen - Ölimport-Bedingungen verschärfen - Lubicon-Cree helfen


Presseerklärung vom 20. April 2012

Zum Tag der Erde am 22. April:
Ölförderung aus Teersanden gefährdet das Überleben der Lubicon Cree in Kanada

Umweltminister Röttgen soll Verschärfung der Öl-Importbedingungen in die EU zustimmen



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) nimmt den internationalen Tag der Erde (22. April) zum Anlass, um auf die verheerenden Folgen des sogenannten Teersandens, der Gewinnung von Erdöl aus teerhaltigem Sand, für die Lubicon-Cree-Indianer in der kanadischen Provinz Alberta hinzuweisen. Gleichzeitig appellierte die Menschenrechtsorganisation an Umweltminister Norbert Röttgen, einer Verschärfung der Bedingungen für den Import von Öl in die EU zuzustimmen, um so ein deutliches Zeichen gegen das Teersanden zu setzen.

"Die Gewinnung von Erdöl aus Teersand auf dem Territorium der Lubicon Cree verursacht massive Umweltschäden und zerstört die Lebensbedingungen der Indianer", erläuterte Yvonne Bangert, GfbV-Referentin für indigene Völker. "Mit bis zu 2380 Millionen Liter täglich werden dem Athapasca-Fluss für das Teersanden nicht nur riesige Mengen Wasser entzogen. Bei dem Verfahren kommen auch Chemikalien zum Einsatz, die das in großen Seen gespeicherte Abwasser der Förderstätten verseuchen. 2008 verendeten auf einen Schlag mehr als 1.800 Zugvögel, die auf einem solchen See rasten wollten." Das traditionelle Stammesgebiet der Lubicon Cree in der Provinz Alberta ist mittlerweile zu fast 70 Prozent an Erdölkonzerne verpachtet. Das Gebiet ist durchsetzt mit rund 2600 Öl- und Gasförderstätten sowie 2400 Kilometer Pipeline. Die Verschmutzung der Umwelt durch Teersanden und häufige Brüche der Pipelines vergiften Land und Gewässer.

Deutschland könnte einen wichtigen Beitrag leisten, diesen Frevel an der Natur zu beenden, heißt es in einem Schreiben der GfbV an Röttgen. "Die EU will durch Verschärfung ihrer Kraftstoffqualitätsrichtlinie 2009/30/EG erreichen, dass der Ausstoß von Emissionen bis 2020 um sechs Prozent gesenkt wird und dass Erdölimporteure angeben müssen, ob das Öl aus konventionellen oder unkonventionellen Quellen wie etwa den Teersanden stammt. Unkonventionelle Quellen verursachen einen drei bis fünf Mal höheren Emissionsausstoß als Ölförderung aus herkömmlichen Quellen.

"Die Verschärfung der Richtlinie zu Gunsten der Klimaschutzziele käme also einem faktischen Importverbot von Öl aus unkonventioneller Förderung wie Teersanden gleich", sagte Bangert. "Deshalb fordern wir von Umweltminister Norbert Röttgen, dass er bei der Abstimmung im EU-Umweltrat am 11.06.2012 einer Verschärfung der EU-Kraftstoffqualitätsrichtlinie zustimmt."

Die einige Tausend Lubicon werden von Kanada bislang nicht als First Nation anerkannt und kämpfen seit Jahrzehnten um Anerkennung ihrer Landrechte, gegen die massive Ausweitung der Fördergebiete und neue geplante Pipelines.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 20. April 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
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Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. April 2012