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ASIEN/724: Rohingya-Flüchtlingsdrama - Bangladesch darf Flüchtlinge nicht "entsorgen"!


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 6. September 2017

Rohingya-Flüchtlingsdrama - Willkommenskultur in Asien?

Scharfe Kritik an Bangladesch: Rohingya-Flüchtlinge dürfen nicht auf lebensfeindlicher Insel "entsorgt" werden


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat mehr Schutz und Aufnahme von verfolgten Angehörigen der Rohingya-Minderheit aus Burma/Myanmar in den Staaten Asiens gefordert und gleichzeitig scharf kritisiert, wie Bangladesch und Indien mit dem Flüchtlingsdrama umgehen. "Die Regierung von Bangladesch darf die Flüchtlinge nicht wie geplant auf einer isoliert gelegenen Insel ohne jede Infrastruktur unter menschenunwürdigen Bedingungen internieren", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen und warnte: "Wer schwer traumatisierte Rohingya-Flüchtlinge unter so katastrophalen Umständen einpferchen lässt, stürzt die gepeinigten Menschen in eine noch größere Lebenskrise. Wenn dieser lebensfeindliche Plan verwirklicht wird, werden die staatenlosen Rohingya sich ganz aufgeben." Die Pläne Indiens, 40.000 Rohingya-Flüchtlinge trotz der Gewalteskalation in ihre Heimat abschieben zu wollen, seien "unmenschlich und unverantwortlich".

Die Regierung von Bangladesch hat am Dienstag überraschend einen alten Plan reaktiviert, die meisten der 125.000 seit Ende August 2017 eingetroffenen Rohingya-Flüchtlinge auf die abgelegene und unbewohnte Insel Thengar Char bringen zu wollen. Diese Idee, das Flüchtlingsproblem so zu lösen, stammt aus dem Jahr 2015. Diese Pläne wurden nach massiven Protesten von Menschenrechtsorganisationen und den Vereinten Nationen im Frühjahr 2017 aufgegeben.

Die Insel Thengar Char liegt rund drei bis vier Stunden Motorboot-Fahrt von der Küste entfernt im Ganges-Delta. Die nächste bewohnte Insel Hatia ist rund 20 Kilometer entfernt. Thengar Char ist 60 Quadratkilometer groß und wird bei Stürmen und während der Monsun-Zeit (Juni bis September) oft überschwemmt. Bei Hochwasser steht regelmäßig ein Drittel der Insel unter Wasser. Die schlechte Bodenqualität und die widrigen Lebensumstände haben dazu geführt, dass selbst im äußerst dicht besiedelten Bangladesch niemand dort freiwillig leben möchte. Selbst die lokale Forstbehörde stellte in einem im Februar 2017 veröffentlichten Report fest, dass eine dauerhafte Besiedlung von Thengar Char schwierig sei. Das Umweltministerium entsandte daraufhin ein weiteres Rechercheteam, um eine vorteilhaftere Studie zu erstellen.

Indiens Hindu-nationalistische Regierung wird nicht müde, muslimische Rohingya aufgrund ihres Glaubens als potentielle Terroristen zu diffamieren und in ihrem langjährigen Streit mit dem Nachbarland Pakistan zu instrumentalisieren. "Während Rohingya Abschiebungen nach Burma drohen, profitieren indische Unternehmen von lukrativen Aufträgen bei der wirtschaftlichen Erschließung ihres Heimatstaates Rakhine in Burma", kritisierte Delius.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 6. September 2017
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. September 2017

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