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ASIEN/541: Kambodscha - Übergriffe auf Minderheit bei Textilarbeiter-Streik


Presseerklärung vom 6. Januar 2014

Übergriffe auf Minderheit bei Textilarbeiter-Streik in Kambodscha

Buddhistische Mönche der Khmer Krom-Minderheit wurden verhaftet und eingeschüchtert



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat bei der Regierung Kambodschas gegen schwere Übergriffe der Sicherheitskräfte auf buddhistische Mönche der Khmer Krom-Minderheit bei den Demonstrationen der streikenden Textilarbeiter protestiert. "Fünf Mönche, die der aus Vietnam stammenden ethnischen Minderheit angehören, sind bei den Demonstrationen in der Hauptstadt Phnom Penh am 2. Januar 2014 gezielt von den Sicherheitskräften herausgegriffen und misshandelt worden", erklärte die GfbV-Kambodscha-Expertin Judith Kunze nach Interviews mit den Betroffenen in Phnom Penh. Nur auf Initiative ihres Abtes und der Vereinten Nationen konnte ihre Freilassung durchgesetzt werden.

Die Mönche Vichet Meas, Lay Lat, Sarey Rattanak Kong, Chantou Kong und Ha Samang Thach wurden am Mittag des 2. Januar 2014 von Militärpolizisten gezielt aus der Menge der Demonstranten vor den Toren des Canadia Industrial Parks im Pur Senchey Distrikt herausgegriffen und mit Schlagstockhieben auf Kopf, Bauch und Rücken traktiert. Man brachte sie auf ein Militärgelände im Bezirk Kambol. Dort wurden sie von Militärpolizisten verdächtigt, nicht tatsächlich Mönche zu sein. Die Sicherheitskräfte forderten sie auf, sich zu entkleiden. Als sie sich weigerten, offenzulegen, zwang man sie, sich auf Fotos mit normaler Straßenkleidung auf dem Arm sowie mit Drogen und Kondomen ablichten zu lassen. Auch mussten die fünf Mönche eine vorgefertigte Erklärung unterschreiben, in der sie versicherten, zukünftig nicht mehr an Demonstrationen teilzunehmen.

Auf Druck des Abtes ihres Klosters, der sich mit einem Mitarbeiter der Vereinten Nationen Zugang zu dem Militärgelände verschaffte, wurden sie schließlich um Mitternacht aus dem Gewahrsam der Sicherheitskräfte entlassen.

Khmer Krom-Mönche nehmen häufig an Demonstrationen in Kambodscha teil, da sie sich seit langem für Menschenrechte und die Demokratisierung des Landes einsetzen. In Kambodscha leben rund 200.000 der khmer-stämmigen Flüchtlinge aus Südvietnam. In Vietnam wird die ethnische Minderheit massiv in ihren Menschenrechten verletzt. So leugnen die Behörden die Existenz der Minderheit, unterdrücken ihre Sprache und Kultur und hindern sie an der Ausübung ihres Glaubens. Doch auch im Nachbarland Kambodscha wird den Khmer Krom nicht wirksam Schutz geboten. So können vietnamesische Sicherheitskräfte mit Billigung der kambodschanischen Behörden die Flüchtlinge ausspähen und unter Druck setzen. Auch verweigert Kambodscha ihnen die Ausstellung von Ausweisdokumenten, obwohl ihnen die Staatsbürgerschaft zusteht.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 6. Januar 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Januar 2014