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ASIEN/482: Diskriminierung der muslimischen Minderheit gefährdet Demokratisierung Burmas


Presseerklärung vom 2. Januar 2013

Diskriminierung der muslimischen Minderheit gefährdet Demokratisierung Burmas

683 Rohingya-Flüchtlinge aus Burma seit Weihnachten in Thailand und Malaysia aufgegriffen



In Thailand und Malaysia sind seit Weihnachten 683 Rohingya-Flüchtlinge aus Burma festgesetzt worden. "Die noch immer andauernde Flucht von Angehörigen dieser Minderheit macht deutlich, dass Muslime in Burma noch immer Opfer von Menschenrechtsverletzungen werden", kritisierte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch in Göttingen. Die Menschenrechtsorganisation fordert mehr internationalen Druck auf Burma, um die Diskriminierung der Rohingya zu beenden. "Die Rohingya-Frage muss 2013 gelöst werden, wenn die Demokratisierung Burmas nicht gefährdet werden soll", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen.

Nahe den Urlauberstränden im thailändischen Pukhet landete am Neujahrstag ein zehn Meter langes Boot mit 74 Rohingya-Flüchtlingen. Die 40 Männer, 20 Kinder und 14 Frauen waren auf dem Weg nach Malaysia und hatten die Orientierung verloren. Die Schutzsuchenden wurden festgenommen. Ihnen droht die Abschiebung nach Burma. Bereits am Silvestertag wurden 482 Rohingya-Flüchtlinge am Strand Teluk Burau in Malaysia festgenommen. Ein Flüchtling war bei der Evakuierung des Bootes gestorben. Weitere 127 Rohingya-Flüchtlinge waren Heiligabend an Straßensperren im Süden Thailands festgenommen worden, als sie auf dem Landweg versuchten, nach Malaysia zu fliehen. Im Oktober und November 2012 wurden in Thailand nach offiziellen Angaben 2.817 Rohingya-Flüchtlinge festgesetzt.

"Die anhaltende Flucht von Rohingya belastet die Nachbarländer Burmas", berichtete Delius. "Deshalb engagieren sie sich gemeinsam mit zahlreichen muslimischen Ländern in den Vereinten Nationen für eine dauerhafte Lösung der Rohingya-Frage. So verabschiedete die Vollversammlung der Vereinten Nationen am Heiligabend eine Resolution, in der Burma aufgefordert wird, die Menschenrechte der Rohingya zu beachten und ihre Staatsbürgerschaft zu klären. Burma erkennt Angehörige der muslimischen Minderheit bis heute nicht als Staatsbürger an.

"Die Massenflucht wird andauern, so lange den Rohingya die Staatsbürgerschaft verweigert wird und sie in Burma um ihr Leben fürchten müssen", warnte Delius. "Dringend muss auch die Situation in den Flüchtlingslagern in Burma verbessert werden. 115.000 Rohingya, aber auch buddhistische Rakhine sind zurzeit in Camps untergebracht." In vielen Lagern fehlt es am Allernötigsten. Schulen für die Kinder gibt es kaum. Selbst als Flüchtlinge werden Rohingya diskriminiert. Sie dürfen die Lager im Gegensatz zu den Rakhine meist nicht verlassen. Nach schweren Auseinandersetzungen zwischen Buddhisten und Muslimen im Juni und Oktober 2012 hatten zehntausende Rohingya und Rakhine in den Camps Zuflucht gesucht.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 2. Januar 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Januar 2013