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AKTION/181: VW macht sich zum Handlanger Pekings!


Presseerklärung vom 18. Juni 2008

Menschenrechtsaktion vor VW-Werk für Tibet

VW macht sich zum Handlanger Pekings! - Menschenrechtler fordern Engagement für Freilassung inhaftierter Tibeter


Mit einer spektakulären Inszenierung vor den Toren der Volkswagen AG in Wolfsburg protestiert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) gemeinsam mit Tibetern am heutigen Mittwoch gegen das Olympia-Sponsoring des Autokonzerns: Zwischen zwei mit roten Fahnen umhüllten VW-PKWs hängt ein wehrloser Tibeter in Ketten. "VW macht sich zum Handlanger der diktatorischen chinesischen Regierung, wenn das Unternehmen den olympischen Fackellauf mit seinen Fahrzeugen widerspruchslos durch das unterdrückte Tibet begleitet", kritisiert der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius. "Wir fordern den Autokonzern dazu auf, seine Kontakte zu den chinesischen Behörden jetzt zu nutzen und sich für die sofortige Freilassung der tibetischen politischen Gefangenen einzusetzen!" Nach der blutigen Niederschlagen von Demonstrationen in Tibet für Menschenrechte und Selbstbestimmung im März wurden mehr als 5.000 Tibeter inhaftiert. Ihnen drohen Misshandlung, Folter und lange Haftstrafen.

Der olympische Fackellauf sollte am heutigen 18. Juni in Tibet eintreffen. Peking hat den Zeitplan jedoch kurzfristig geändert, offenbar um Proteste ins Leere laufen zu lassen. VW stellt die Begleitfahrzeuge für den Lauf in China und ist anscheinend dazu bereit, die willkürliche Terminsetzung der chinesischen Machthaber widerspruchslos nachzuvollziehen.

"VW sprengt als führendes deutsches Unternehmen von Weltrang mit seiner Werbe-Strategie die moralischen Grenzen der Selbstvermarktung", sagte Delius. VW argumentiere zwar, der so genannte "Lauf der Harmonie" werde das gute Zusammenleben der Menschen in der Volksrepublik fördern. Doch offenbar habe das Unternehmen dann doch wenig Vertrauen in diese Harmonie, wenn es stillschweigend hinnehme, dass die chinesische Öffentlichkeit über die Lage in den von Tibetern und Uiguren besiedelten Regionen hinweggetäuscht werde. So hätten am Dienstag in Ostturkestan für die Fernseh-Kameras handverlesene Statisten an den Straßen gestanden, um den Trägern der olympischen Fackel zuzujubeln.

Die GfbV wirft VW vor, mit seinem Olympia-Sponsoring Menschenrechtsverletzungen Vorschub zu leisten. Die seit Jahren zunehmende Unterdrückung der Tibeter und Uiguren habe sich im Vorfeld der Olympiade noch verschärft: Es kam zu Verhaftungen, Razzien und Hausdurchsuchungen. In Tibet hatten vor allem buddhistische Nonnen und Mönche unter verstärkten Repressalen zu leiden. Der Druck auf ihre Klöster wurde deutlich erhöht.

Zusätzlich zu der Aktion in Wolfsburg werden heute in bundesweit 14 deutschen Städten engagierte Gruppen und Einzelpersonen über die dramatische Menschenrechtslage in Tibet informieren: in München, Tübingen, Nürnberg, Hamburg, Bremen, Göttingen, Bautzen, Berlin, Münster, Eichstätt, Bad Kreuznach, Kassel, Düsseldorf und Köln.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen/Wolfsburg, 18. Juni 2008
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-0, Fax: 0551/58028
E-Mail: info@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juni 2008