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AFRIKA/762: 35 Tote in der Zentralafrikanischen Republik


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 27. Dezember 2019

35 Tote in der Zentralafrikanischen Republik

Streit zwischen muslimischen Händlern und Milizen eskaliert


Nach dem gewaltsamen Tod von 35 Menschen bei Auseinandersetzungen zwischen Milizen und Händlern in der Zentralafrikanischen Republik kritisiert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den Machtmissbrauch von Warlords in dem Bürgerkriegsland. "Seit über fünf Jahre sind die Truppen der MINUSCA-Friedensmission der Vereinten Nationen im Land stationiert. Seitdem ist es ihnen nicht einmal gelungen, in der Hauptstadt Bangui Respekt vor der staatlichen Ordnung zu garantieren", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. Schutzgeldforderungen krimineller Warlords hätten nun 23 muslimische Händler das Leben gekostet. Die Händler in dem vor allem von Muslimen bewohnten Bezirk PK5 in Bangui kamen zu Tode, als sie sich um Weihnachten gegen Erpressung durch Milizionäre wehrten.

Auch zwölf Angehörige der muslimischen Milizen wurden bei den Auseinandersetzungen am Mittwoch und Donnerstag getötet. Bei den Kämpfen wurden rund 50 Geschäfte niedergebrannt und fünf Wohnhäuser zerstört. Auch ein Teil des Marktes wurde verwüstet. Zahlreiche Geschäfte wurden geplündert, nachdem sich Händler mit Waffengewalt gegen die Schutzgelderpressung durch Milizen gewehrt hatten. "Die jüngsten Zusammenstöße zeigen auf dramatische Weise, wie sehr der Staatsverfall in der Zentralafrikanischen Republik fortgeschritten ist, auch wenn das Bürgerkriegsland international kaum mehr Schlagzeilen macht", erklärte Delius.

Die Milizen kontrollieren das Stadtviertel seit dem Jahr 2013, als Muslime aus allen Landesteilen dort Zuflucht vor Übergriffen suchten. Weite Teile der Zentralafrikanischen Republik werden heute von rivalisierenden Milizen kontrolliert, die die sich den Zugang zu begehrten Rohstoffen wie Diamanten sichern. Ein Großteil der bedrängten muslimischen Minderheit, die rund zehn Prozent der Bevölkerung des Landes stellt, hat im Stadtviertel PK5 Zuflucht gesucht.

Vergeblich hatte die MINUSCA-Friedensmission der Vereinten Nationen im April 2018 versucht, die Kontrolle über das Stadtviertel zu gewinnen und die Milizen zu entwaffnen. Die UN-Blauhelmsoldaten intervenierten damals auf Bitten der Vereinigung der Händler in PK5, die nicht mehr wussten wie sie sich vor Übergriffen und Schutzgelderpressungen von Milizen schützen sollten.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 27. Dezember 2019
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Dezember 2019

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