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AFRIKA/719: Kamerun - Nach den Präsidentschaftswahlen weit von Frieden entfernt


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 22. Oktober 2018

Erste Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen bringen keine Impulse für Suche nach Frieden

Ende des Bürgerkriegs muss oberste Priorität für neue Regierung sein


Göttingen, den 22. Oktober 2018 - Von den Präsidentschaftswahlen in Kamerun gehe kein positiver Impuls für die Suche nach Frieden in dem von Bürgerkrieg gezeichneten Land aus, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Montag nach der Bekanntgabe der ersten Wahlergebnisse. "Für die neue Regierung muss die Suche nach einer politischen Lösung des Bürgerkrieges absolute Priorität haben. Die Ergebnisse in den nach staatlicher Unabhängigkeit strebenden anglophonen Regionen sind wenig aussagekräftig. Wenn kaum jemand zur Wahl geht, so ist dies eine Katastrophe für Kameruns Demokratie", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Montag in Göttingen.

Der Verfassungsrat Kameruns hat heute Mittag begonnen, die mit Spannung erwarteten Wahlergebnisse der Präsidentschaftswahl vom 7. Oktober 2018 bekanntzugeben. Dabei zeichnet sich der erwartete Sieg des seit 35 Jahren regierenden Präsidenten Paul Biya ab.

"Wir hoffen, dass Präsident Biya das Wahlergebnis nicht als Ermutigung versteht, den eskalierenden Bürgerkrieg weiter zu ignorieren oder nur auf eine Verstärkung der Sicherheitskräfte zu setzen. Wenn Kamerun nicht in Chaos und Gewalt versinken soll, dann muss sich die neue politische Führung des Landes endlich glaubwürdig um einen Dialog mit anerkannten Vertretern aus den anglophonen Regionen bemühen", erklärte Delius.

Im englischsprachigen Nordwesten des Landes waren nur 5 Prozent der eingeschriebenen Wähler zu den Urnen gegangen, im ebenfalls anglophonen Nordwesten beteiligten noch nicht einmal 15 Prozent der in den Wählerlisten Registrierten an den Wahlen. Die Gründe für die geringe Wahlbeteiligung dürften vielfältig sein. So sind fast 300.000 Menschen in diesen Bürgerkriegsgebieten auf der Flucht. Viele Menschen fürchten auch Repressalien der für eine Unabhängigkeit der anglophonen Regionen kämpfenden Bewegungen, die zu einem Wahlboykott aufgerufen hatten. Andere mögen mit ihrem Fernbleiben von den Urnen unterstreichen, dass sie sich nicht mehr zu dem Staat Kamerun zugehörig fühlen.

Wie schon am Wahltag so war auch heute erneut die Lage in den englischsprachigen Gebieten sehr angespannt. So waren in der im Südwesten gelegenen Stadt Buea zahlreiche Schüsse zu hören. In der Stadt war zuvor die Präsenz der Sicherheitskräfte deutlich verstärkt worden.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 22. Oktober 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Oktober 2018

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