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AFRIKA/522: Nigeria - Mehr als 100 Tote bei Massaker von Fulani-Hirten


Presseerklärung vom 26. Mai 2015

Nigeria: Mehr als 100 Tote bei Massaker von Fulani-Hirten

Über 170 Opfer im Mai 2015: Gewalt zwischen Viehzüchtern und christlichen Bauern eskaliert
Mehr Friedensinitiativen gefordert


Nach einem Massaker von Fulani-Hirten an Bauern in Nigeria, bei dem am Sonntag mehr als 100 Christen starben, hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mehr lokale Friedensinitiativen zur Eindämmung der blutigen Landkonflikte gefordert. "Diese Gewalt hat zwar nichts mit dem Terror von Boko Haram zu tun. Aber wir verfolgen mit großer Sorge, dass Fulani-Hirten immer häufiger gezielt christliche Dörfer angreifen und unter islamistischen Kampfrufen Bauern massakrieren", berichtete der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Bei den Konflikten steht primär nicht der Glaube im Vordergrund, sondern es geht um Land- und Weiderechte in einer Region, die stark von den negativen Folgen des Klimawandels geprägt ist.

Am Sonntagvormittag hatten Fulani-Hirten in Militäruniformen bäuerliche Gehöfte und Flüchtlingslager in den Orten Gafa, Per, Ukura und Tse-Gusa im Bundesstaat Benue angegriffen. Frauen, Kinder und ältere Menschen, die nach Überfällen von Hirten aus dem benachbarten Bundesstaat Taraba geflohen waren und in den Camps Zuflucht gesucht hatten, wurden dabei ermordet. Viele der Opfer bereiteten sich gerade auf den Sonntagsgottesdienst vor und boten den Angreifern keinen Widerstand. Viele Frauen wurden auf dem Weg zum nahegelegenen Fluss niedergemetzelt. Dort wollten sie Wasser für die Vorbereitung des Gottesdienstes holen. Die Angreifer wüteten sechs Stunden lang und zerstörten hunderte Häuser. Am Dienstag wurden mehr als 100 Opfer in Massengräbern beigesetzt.

Seit Beginn des Monats Mai 2015 starben nach GfbV-Informationen mehr als 170 Menschen bei Auseinandersetzungen zwischen Fulani-Hirten und Bauern im Zentrum Nigerias. Zwischen dem 25. April und dem 11. Mai 2015 griffen Fulani-Hirten mindestens acht Dörfer an und töteten mehr als 70 christliche Bewohner. Am schlimmsten war der Angriff auf eine Kirche in der Stadt Foron, bei dem 27 Christen - unter ihnen ein Pastor - am 2. Mai 2015 getötet wurden. Schon Mitte März 2015 waren bei einem Überfall auf ein christliches Dorf im Staat Benue sogar 82 Menschen massakriert worden.

Geschürt von den Folgen des Klimawandels werden die seit Jahrzehnten bestehenden Konflikte zwischen Bauern und Hirten immer blutiger. Denn 35 Prozent des Weidelandes in Nord-Nigeria sind in den vergangenen 50 Jahren zu Wüsten geworden. Auf der Suche nach neuem Weideland ziehen die Hirten daher nach Süden und ringen mit Bauern um neues Land.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 26. Mai 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Mai 2015

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