Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → BEDROHTE VÖLKER

AFRIKA/492: Nigeria - Mehr als 800.000 Menschen fliehen vor Boko Haram


Presseerklärung vom 16. November 2014

Mehr als 800.000 Menschen fliehen vor Boko Haram in Nigeria

- Islamistischem Terror fallen in einer Woche mehr als 100 Menschen zum Opfer
- Nigerias Regierung versagt beim Schutz der Zivilbevölkerung



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Nigerias Regierung und Sicherheitskräften Versagen beim Schutz der Zivilbevölkerung vor dem Terror der Boko Haram-Sekte vorgeworfen. "Mit falschen Versprechungen der Sicherheit und baldiger neuer Geländegewinne wird die Zivilbevölkerung hingehalten und getäuscht", erklärte der Afrikareferent Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen. "Nord-Nigeria erlebt eine dramatische Massenflucht vor dem Terror Boko Harams und dem Gegenterror staatlicher Sicherheitskräfte und paramilitärischer Milizen." Allein in den letzten drei Tagen starben mindestens 39 Menschen bei Überfällen von Boko Haram und einem Bombenanschlag. Seit Wochenbeginn sind mehr als 100 Nigerianer dem Konflikt zum Opfer gefallen.

Mehr als 800.000 Menschen sind nach Schätzungen des Hochkommissariats für Flüchtlinge der Vereinten Nationen (UNHCR) vor der Gewalt auf der Flucht. Davon haben 650.000 Menschen als Binnenflüchtlinge in anderen Landesteilen Nigerias Zuflucht gesucht. Nigerias Nationale Behörde für die Bekämpfung von Katastrophen (National Emergency Management Agency, NEMA) hat allerdings bislang nur 116.000 Menschen offiziell als Binnenflüchtlinge registriert. Weitere 100.000 Nigerianer und in Nigeria lebende Bürger Nigers haben im Nachbarland Niger Schutz gesucht. 56.000 Nigerianer sind nach Kamerun geflohen und 2.700 haben im Tschad um Aufnahme ersucht.

"Dass die Islamisten nun auch noch den Ort Chibok erobert haben, aus dem Boko Haram 219 Schülerinnen im April 2014 verschleppte, ist eine Katastrophe und eine Demütigung historischen Ausmaßes für die Regierung Nigerias", erklärte Delius. Denn noch vor wenigen Wochen versprach Staatspräsident Jonathan Goodluck den traumatisierten Angehörigen der Geiseln eine massive Verstärkung ihres Schutzes und eine baldige Befreiung der Entführten. "Nun wird Goodluck mit seiner ganzen Hilflosigkeit und seinem Unvermögen von Boko Haram vorgeführt und steht blamiert vor seinem Volk."

Nichts deutet darauf hin, dass der Terror Boko Harams nachlassen wird. So töteten sie bei der Einnahme der Stadt Hong (Bundesstaat Adamawa) am gestrigen Samstag eine bislang unbekannte Zahl von Menschen. Am gleichen Tag fielen in dem Ort Manjakwa drei Menschen ihrem Terror zum Opfer. Bei Boko Harams Eroberung von Chibok starben am letzten Donnerstag mindestens 30 Menschen. Weitere sechs Personen fielen am gleichen Tag in der Stadt Kano (Bundesstaat Kano) einem Bombenanschlag auf eine Tankstelle zum Opfer. Am vergangenen Montag waren bei einem Attentat auf ein Internat 58 Schüler getötet worden.

*

Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 16. November 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2014


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang