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AFRIKA/404: Mali - Ermordung von zwei französischen Journalisten in der Sahara


Presseerklärung vom 3. November 2013

Ermordung von zwei französischen Journalisten in der Sahara

Schwerer Rückschlag für den Friedensprozess in Mali



Die Entführung und Ermordung von zwei französischen Journalisten bedeutet einen schweren Rückschlag für den Friedensprozess im Norden Malis und für Frankreichs Regierung, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Sonntag in Göttingen. "Denn die Bluttat macht deutlich, dass Nord-Mali auch zehn Monate nach Beginn der französischen Militärintervention noch immer nicht sicher ist", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Auch unter den Augen französischer Militärs und von UN-Blauhelm-Soldaten können politisch motivierte Gewalttäter ungehindert morden. Für Frankreichs Mali-Politik ist dies ein Debakel." Denn die Bluttat wird auch die Spannungen zwischen Frankreich, den Tuareg und der Regierung Malis weiter schüren.

Am gestrigen Samstag waren zwei Journalisten des staatlichen französischen Radiosenders "Radio France Internationale" in der Stadt Kidal entführt und kurz danach ermordet worden. Malis Staatspräsident Ibrahim Boubacar Keita hatte erst am 25.Oktober in Fernsehinterviews beklagt, die Lage in Kidal sei nicht länger hinnehmbar. Malische Politiker fordern seit Monaten die volle Kontrolle über die lange umkämpfte Stadt, in der unter dem Schutz der französischen Armee Rebellen der Tuareg-Freiheitsbewegung MNLA herrschen. Malis Regierung verlangt die sofortige Entwaffnung der MNLA-Kämpfer, die sich seit Januar 2012 gegen die Armee Malis auflehnen. "Malis Politiker werden nach dieser Gewalttat noch entschiedener drängen, dass die Polizei und Armee des Landes in Kidal Ruhe und Ordnung garantieren."

Für Frankreich bedeutet dies neue Probleme. Denn Malis neuer Präsident Keita wird nun mit dem Verweis auf die angespannte Sicherheitslage noch entschlossener jede Autonomie der Tuareg-Regionen im Norden des Landes ablehnen. So rückt ein von Frankreich angestrebter Kompromiss zwischen Malis Regierung und den Tuareg in weite Ferne. "Dies war vermutlich auch das Ziel der Gewalttäter, die die MNLA als glaubwürdigen Verhandlungspartner diskreditieren wollten", erklärte Delius. Denn die beiden Franzosen wurden vor dem Haus des Kultur-Beauftragten der MNLA entführt, den die Journalisten gerade interviewt hatten. Deutlicher konnten die Gewalttäter nicht zeigen, wie wenig die MNLA die Lage in Kidal unter Kontrolle hat.

Die zunehmende Zahl von Angriffen von Islamisten und politisch motivierten Gewalttaten in Nord-Mali wird auch die Rückkehr der vor dem Bürgerkrieg geflohenen Zivilisten weiter verzögern. Noch immer leben 169.700 Flüchtlinge aus Nord-Mali in den Nachbarländern und 311.000 Binnenflüchtlinge im Süden des Landes. Solange es keine Sicherheit gibt, werden sie nicht in ihre Heimat zurückkehren.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 3. November 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. November 2013