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AFRIKA/326: Tuareg-Konflikt in Mali - Zahl der Flüchtlinge nimmt stark zu


Presseerklärung vom 19. März 2012

Tuareg-Konflikt in Mali: Zahl der Flüchtlinge nimmt stark zu

Mehr als 217.000 Menschen in der Sahara auf der Flucht


Mehr als 217.000 Menschen sind seit Ausbruch des Tuareg-Konfliktes in Mali im Januar 2012 auf der Flucht, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Montag in Göttingen. "Dringend benötigen vor allem die Flüchtlinge in Niger und Mauretanien mehr Hilfe", sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Neben humanitärer Hilfe sind aber vor allem politische Initiativen der internationalen Staatengemeinschaft notwendig, um einen Waffenstillstand zu erreichen und den Tuareg-Konflikt friedlich zu lösen."

Weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit sind in den letzten zwei Monaten 124.000 Tuareg sowie Angehörige anderer in den Städten Nord-Malis lebender ethnischer Gruppen in die Nachbarländer geflohen. Rund 37.000 Menschen suchten in Mauretanien Zuflucht, 35.500 in Niger und 21.660 in Burkina Faso. Auch haben inzwischen 30.000 Flüchtlinge aus Nord-Mali im Süden Algeriens um Schutz gebeten, erklärte Algeriens Innenminister Daho Ould Kablia am letzten Samstag.

Weitere 93.400 Menschen sind nach Informationen der Koordinationsstelle für Humanitäre Fragen der Vereinten Nationen (OCHA) im Norden Malis auf der Flucht, So haben allein in der Umgebung der Stadt Timbuktu mehr als 35.600 Menschen ihre Häuser aus Angst vor neuen Kämpfen verlassen. Nahe der Grenze zu Algerien sind in der Region Kidal 27.800 Tuareg und Angehörige anderer ethnischer Gruppen auf der Flucht. Vor allem aus der in dem Gebiet liegenden Stadt Tessalit sind viele Zivilisten geflohen. Die Stadt war vor einer Woche von Kämpfern der Tuareg-Freiheitsorganisation "Nationale Bewegung für die Befreiung des Azawad (MNLA)" eingenommen worden.

Die Regierung Malis hatte im Februar 2012 angekündigt, die Rebellion der Tuareg innerhalb von zwei Monaten militärisch zu zerschlagen. "Doch angesichts immer neuer Geländegewinne der MNLA ist dies nicht realistisch", erklärte Delius. "Dringend muss eine weitere Eskalation der Kämpfe verhindert werden, um den Exodus der Zivilbevölkerung zu stoppen."

"Erschwert wird die humanitäre Versorgung der Flüchtlinge in den Nachbarstaaten durch lange Transportwege zu den abgelegenen Grenzregionen, in denen die Menschen um Schutz ersuchten", sagte Delius. "Die Nachbarländer Malis brauchen mehr internationale Unterstützung, um die Flüchtlinge angemessen versorgen zu können."


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 19. März 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. März 2012