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AFRIKA/172: Prozeß gegen ARTE-Journalisten beginnt im Niger


Presseerklärung vom 16. Januar 2008

Prozess gegen ARTE-Journalisten beginnt im Niger

Maulkorb für Journalisten, um Berichterstattung über Tuareg-Konflikt zu verhindern


Als "skandalös" bezeichnete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch das heute im Niger beginnende Strafverfahren gegen zwei französische Journalisten, die für den deutsch-französischen Fernsehsender ARTE eine Reportage über den Aufstand der Tuareg im Norden des Landes drehen wollten. Den am 17. Dezember 2007 festgenommenen Journalisten Thomas Dandois und Pierre Creisson droht wegen Verletzung der Staatssicherheit eine Verurteilung zum Tode. "Die Behörden des Niger verspielen international jede Glaubwürdigkeit, wenn sie weiterhin mit fragwürdigen Gerichtsverfahren Journalisten mundtot machen, die nur versuchen ihrer Arbeit nachzugehen und politisch unabhängig über den eskalierenden Tuareg-Konflikt zu berichten", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.

Die GfbV erinnerte daran, dass ein weiterer Journalist aus dem Niger, Moussa Kaka, heute seit 120 Tag wegen eines ähnlichen Strafdeliktes in Haft gehalten werde. Der Direktor des privaten Senders Radio Saraounia und Korrespondent von Radio France Internationale sei auch ein langjähriger Partner der Deutschen Welle. Sein Sender strahle täglich Programme der Deutschen Welle in Französisch und Haussa aus.

Moussa Kaka werde "Landesverrat" vorgeworfen, weil er Interviews mit Tuareg-Rebellen geführt hat. Ihm drohe eine lebenslange Haftstrafe Schon vor seiner Verhaftung am 20. September 2007 sei er mehrfach von Sicherheitskräften bedroht worden, berichtete Delius. Bereits in den 90-er Jahren hatte der Journalist mit seiner umfassenden Berichterstattung über den Tuareg-Konflikt landesweit Aufsehen erregt.

Tuareg hatten im Januar 2007 erneut zu den Waffen gegriffen, nachdem ein 1996 geschlossener Frieden zusammengebrochen war. Die Nomaden fühlen sich von der Regierung benachteiligt und fordern mehr Hilfen für ihre Region. Seither starben mehr als 100 Menschen bei Angriffen der Tuareg-Kämpfer und Übergriffen der Armee auf die Zivilbevölkerung. Bislang setzt die Regierung des Niger nur auf eine militärische Zerschlagung der Rebellenbewegung und verweigert einen glaubwürdigen Dialog, kritisierte die GfbV. Mit ihrer Repression gegen Journalisten verhindere die Regierung des Niger jede unabhängige Berichterstattung über den Tuareg-Konflikt und seine Hintergründe.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 16. Januar 2008
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-0, Fax: 0551/58028
E-Mail: info@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Januar 2008