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AFRIKA/165: Papst darf sudanesisches Völkermordregime nicht aufwerten!


Presseerklärung vom 10. September 2007

Sudanesischer Staatspräsident im Vatikan erwartet

Papst Benedikt darf sudanesisches Völkermordregime nicht moralisch aufwerten!


Mit Empörung hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zur Kenntnis nehmen müssen, dass Papst Benedikt den sudanesischen Staatspräsidenten Omar Hassan al Bashir am Donnerstag empfangen will. "Wenn es der katholischen Kirche mit ihrem Engagement für Menschenrechte und Gerechtigkeit ernst ist, dann sollte im Vatikan kein Platz sein für einen Gewaltherrscher wie Bashir", erklärte die GfbV am Montag. Der Diktator dürfe moralisch nicht aufgewertet werden, denn er habe sich schwerster Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht: Er sei für die Völkermorde an mehreren Millionen Menschen im Südsudan, in den Nuba-Bergen und in Darfur verantwortlich.

Positive Impulse für den Friedensprozess im Sudan und für den christlich-muslimischen Dialog werden von einer Begegnung mit dem Papst nach Auffassung der GfbV nicht ausgehen. Denn Bashir habe in den Nuba-Bergen selbst muslimische Kritiker seines Regimes per "Fatwa" jagen lassen. Er instrumentalisiere Religion, nur um seinen eigenen Machterhalt zu sichern. Bashir gehe es in Rom nicht um Frieden, sondern um eine internationale Aufwertung seines Terrorregimes, unter dem Christen und Muslime im Sudan gleichermaßen leiden würden. Kein sudanesischer Staatschef habe mehr Bischöfe, Priester und Gläubige inhaftieren und foltern lassen als Bashir, sagte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Darüber hinaus hetze er in den staatlich kontrollierten Medien gegen christliche Hilfsorganisationen und beschuldigt sie der Mission, Aufwiegelung und Spionage.

"Ein Empfang im Vatikan wird sicherlich nicht nur von den Überlebenden der Genozide als Verhöhnung der christlichen und muslimischen Völkermordopfer empfunden", meinte Delius. Dies sei auch ein enttäuschendes Signal an unzählige katholische Christen, die sich in aller Welt für Gerechtigkeit und ein Ende von Straflosigkeit einsetzen.

Bashir hintertreibe jeden Versuch, Verantwortliche des Genozids in Darfur vor dem Internationalen Strafgerichtshof zur Rechenschaft zu ziehen. Als "Gipfel der Frechheit" bezeichnete die GfbV die jüngste Entscheidung Bashirs, den sudanesischen Minister Ahmed Haroun zum Vorsitzenden eines Komitees zu ernennen, das die Menschenrechtsverletzungen in Darfur untersuchen soll. Haroun wird wegen seiner Verantwortung für die Verbrechen in Darfur vom Internationalen Strafgerichtshof per Haftbefehl gesucht.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 10. September 2007
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2007